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Starke Frauen in der Wirtschaft: CEO Olaedo Osoka über Gleichberechtigung

Olaedo Osoka im Gespräch

Im Rahmen der Online-Veranstaltung “Strong Women - Strong Economies: Accelerating Gender Equality in the Economy post-COVID-19" organisiert von der Global Perspectives Initiative und der AWE wurde mit hochrangigen Expert:innen diskutiert, wie ein gendergerechter Zugang zur Wirtschaft nach der Krise gefördert werden kann. Olaedo Osoka, CEO West Afrika von Daystar Power, hat im Panel ihr Wissen und ihre Erfahrungen als eine der jüngsten weiblichen CEOs in der Energiebranche Afrikas geteilt. Wir haben im Zuge der Veranstaltung mit ihr gesprochen, um zu erfahren, welches Potenzial das Thema erneuerbare Energien in Afrika birgt und welche Empfehlungen sie für junge Frauen in der Wirtschaftswelt hat.

AWE: Die Daystar Power Group ist ein führendes Energieunternehmen, das den afrikanischen Markt durch die Versorgung mit nachhaltiger und zuverlässiger Energie verändert. Welches Potenzial haben erneuerbaren Energien (EE) für den Kontinent?

Olaedo Osoka: Der Kontinent verfügt über enorme Solar-, Wind- und Erdwärme-Ressourcen, die weitgehend ungenutzt sind und Afrika einen entscheidenden Vorteil bei der Nutzung von erneuerbaren Energien verschafft. 

Die Hauptenergiequellen in der Region sind bisher Kohle, Öl und traditionelle Biomasse, dessen Nutzung mit hohen ökologischen und wirtschaftlichen Kosten verbunden ist. In einigen Ländern, in denen Stromnetze unzuverlässig sind, ist man stark auf Dieselgeneratoren angewiesen. 
Es muss daher sichergestellt werden, dass die derzeitige Energieinfrastruktur weiter ausgebaut wird, um bestehenden Lücken im Energienetz zu schließen.
In den letzten zehn Jahren ist der Preis für Solarenergie um mehr als 70 % gesunken, und wir können saubere Energie zu einem Preis erzeugen, der 30-40 % unter den Kosten der herkömmlichen Energiequellen liegt.  Es gibt die großartige Möglichkeit, die natürlichen Ressourcen zu nutzen, um eine sauberere und nachhaltige Energiezukunft zu schaffen, indem erneuerbare Engergien (EE) als Kernbestandteil des Energiemixes einbezogen werden. Die Erschließung dieses Potenzials ist der Schlüssel zum Aufbau einer widerstandsfähigen und wirtschaftlich gesunden Zukunft in Afrika. 

AWE: Was ist notwendig, um eine gerechte und inklusive Energiewende in Afrika zu erreichen?

Osoka: Nicht nur das Ergebnis ist meiner Meinung nach entscheidend, sondern die Sicherstellung eines gerechten und inklusiven Prozesses. Hierfür müssen Kontext, Bedürfnisse, Prioritäten und die besonderen Herausforderungen des Kontinents berücksichtigt werden. 

Ich beobachte ein zunehmendes Interesse an internationalen Finanzierungen für Afrika, was großartig ist, aber die Prozesse müssen schneller werden. Nach Angaben der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien sind bis 2030 jährliche Investitionen in Höhe von 70 Mrd. USD in EE-Projekte erforderlich, um die Energiewende herbeizuführen. Grundsätzlich werden Kapital und ein lokales Finanzierungsökosystem gebraucht, das den jeweiligen Kontext widerspiegelt: lokale Währung, lange Laufzeiten, tragfähige Zinssätze. 

Notwendig sind auch politische Maßnahmen, die Finanzierungen und Investitionen in die EE-Branche anziehen. Schließlich müssen wir vielfältige lokale Kapazitäten entwickeln, um den Übergang zu beschleunigen, denn das Wachstum der erneuerbaren Energien und des Kontinents im Allgemeinen hängt von der Beteiligung der Jugend ab. In Afrika liegt das Durchschnittsalter bei 19 Jahren und 77 % der Afrikaner sind jünger als 35 Jahre, wobei 110 Millionen von ihnen derzeit keinen Beitrag zur Wirtschaft leisten. Die junge demografische Bevölkerung ist daher eine Schlüsselressource in Afrika, die meiner Meinung nach erschlossen werden muss. 

Dieser Aufgabe nimmt sich auch Daystar an. Wir wollen junge Menschen mit den Fähigkeiten auszustatten, EE-Lösungen zu entwerfen, zu installieren und zu betreiben und somit an der Energiewende auf dem Kontinent mitzuwirken. Um alle Menschen einzubeziehen, glaube ich, dass eine Pipeline weiblicher Talente und Führungskräfte aufgebaut werden muss, die in der Lage sind, an jedem Aspekt der Wertschöpfungskette mitzuwirken. Für den Sektor der erneuerbaren Energien hoffe ich, dass es jüngere Menschen sind, die die Zügel in die Hand nehmen, um die Energiezukunft des afrikanischen Kontinents zu gestalten.

AWE: Sie sind eine der jüngsten weiblichen Geschäftsführerinnen im Bereich der erneuerbaren Energien in Westafrika. Welche Herausforderungen haben Sie in diesem Prozess gemeistert? Welche Tipps haben Sie für junge weibliche Führungskräfte?

Osoka: Ich bin in meiner Karriere mit vielen Chancen gesegnet worden, die andere vielleicht als Herausforderungen wahrgenommen hätten. Oftmals war ich beispielsweise die einzige Frau im Raum, oder es gab Situationen, wo Geschäftsleute nachgefragt haben, ob ich von einem männlichen Chef begleitet werde. Solche Situationen haben mir Kraft gegeben mein Selbstvertrauen zu stärken und die Erwartungen meiner Geschäftspartner zu übertreffen. In meiner Rolle als Geschäftsführerin geht es mir auch darum geschlechterstereotypische Vorurteile aus dem Weg zu Räumen und zu zeigen, dass es Frauen am Verhandlungstisch braucht.  

Frauen in der Berufswelt, oder solchen die sogar in einem ähnlich traditionell männlich dominierten Sektor wie ich tätig sind, rate ich daher, an sich selbst zu glauben und sich nicht einschüchtern oder abschrecken zu lassen. Auch Frauen können Führungsrollen übernehmen! Am besten geht das, indem Frauen Eigeninitiative zeigen, um ihre Ideen mit andere teilen, sich zu Wort melden, Fragen stellen und Lösungen für Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten in eigenen Einflussbereich finden. Durch diese Selbstüberzeugung werden mit Sicherheit viele andere Frauen ermutigt. 

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AWE: Die Veranstaltung "Strong Women Strong Economy", die von der Global Perspectives Initiative und der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung ausgerichtet wird, widmet sich der Förderung der wirtschaftlichen Gleichstellung nach COVID-19. Zu welchen wirtschaftlichen Problemen in Bezug auf Gleichberechtigung ist es während der Pandemie, ihrer Ansicht nach, gekommen?

Osoka: Die Lockdowns und das Arbeiten von zu Hause haben in einigen Fällen zu einer größeren Gefährdung berufstätiger Frauen geführt. Viele Frauen haben während der Pandemie zusätzlich die Betreuung von Kindern oder älteren Angehörigen übernommen, während sie gleichzeitig ihrer normalen Arbeit nachgegangen sind. Männer hingegen, haben in der Pandemie diese Mehrbelastung in der Regel nicht mitgetragen und konnten sich weiterhin auf ihre Arbeit konzentrieren. Für einige Frauen hatte das weitreichende Konsequenzen – bezahlte Arbeitsverhältnisse wurde teilweise aufgebeben, um unbezahlte Care-Arbeit zu Hause bewältigen zu können. Die systemische Auswirkung dieser Situation hat sich für Frauen, Unternehmen und die Wirtschaft als regressiv erwiesen.

AWE: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) verfolgt zur Erreichung der Sustainable Development Goals einen Ansatz zur Reduzierung von Diskriminierung gegenüber Frauen. Welche Bereiche sollten Ihrer Meinung nach weiter ausgebaut werden, um die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Rechte von Frauen nachhaltig zu stärken?

Osoka: Die Sensibilisierung für die vorhandene Ungleichbehandlung in allen Lebensbereichen ist von entscheidender Bedeutung, denn bisher hat sich gezeigt, dass fehlende Sensibilisierung das größte Hindernis für die Chancengleichheit von Frauen darstellt. 

Wirtschaftlich gesehen müssen außerdem weitere Angebote geschaffen werden. Beispielsweise Plattformen, die die Arbeit und den Einfluss von Frauen geführten Unternehmen bündelt. Solche Plattformen können helfen, andere Frauen zu inspirieren. In der Bündelung und Verknüpfung von Frauen mit Lern-, Weiterbildungs- und Geschäftsmöglichkeiten steckt außerdem ungeahntes Potenzial.

Weiterhin muss das Thema Finanzierung angegangen werden. Die International Finance Corporation (IFC) schätzt, dass weltweit eine Finanzierungslücke von 300 Milliarden Dollar für von Frauen geführte Kleinunternehmen besteht. Außerdem haben mehr als 70 Prozent der von Frauen geführten kleinen und mittleren Unternehmen nur unzureichenden oder gar keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen. Es müssen also schlichtweg mehr Finanzmittel für Unternehmen in Frauenhand bereitgestellt werden.

Schließlich braucht es aber auch Engagement und eine klare Haltung von Unternehmen. Es muss sich länderübergreifen zu Geschlechterparität und Chancengleichheit verpflichtet werden. Das muss gegebenenfalls durch eine Rechenschaftspflicht vom Staat durchgesetzt werden. 

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