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Ausschreibungen der Asiatischen Entwicklungsbank: Chancen nutzen

Das Bild zeigt den Straßenverkehr in China.

Geschäfte in Süd- und Südostasien? Für viele kleine und mittlere Unternehmen ist die Vorstellung im wahrsten Sinne des Wortes noch „zu weit weg“. Dabei bietet die Zusammenarbeit mit der Asiatischen Entwicklungsbank (Asian Development Bank, ADB) eine gute Möglichkeit, sich den asiatischen Wachstumsmärkten mit überschaubarem Risiko zu nähern. Welche Geschäftschancen sich bei Ausschreibungen für ADB-finanzierte Projekte ergeben, insbesondere für besonders spezialisierte deutsche Mittelständler:innen, erfuhren die rund 60 interessierten Teilnehmer:innen im virtuellen „Business Opportunity Seminar” am 8. November 2022. Zur zweistündigen Veranstaltung eingeladen hatte die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) gemeinsam mit der ADB, dem Ostasiatischen Verein (OAV) sowie dem Business Scouts for Development Programm.

Wirtschaftlich dynamisch, innovativ, divers: die Entwicklungs- und Schwellenländer in Süd- und Südostasien sind seit Jahren im Auf- und Umbruch. Siebzehn der 33 globalen Megastädte mit mehr als zehn Millionen Einwohner:innen befinden sich im Asien-Pazifik-Raum. Die Urbanisierung hat zwar das Wirtschaftswachstum vorangetrieben, aber auch große Herausforderungen mit sich gebracht: unzureichende Wohnunterkünfte, wachsende Luftverschmutzung, hoher Ressourcenverbrauch, überfüllte Straßen und Mängel bei der Versorgung mit Wasser und Energie wie bei der Entsorgung von Abfall und Abwasser. 

Zentrales Ziel der Asiatischen Entwicklungsbank: widerstandsfähige Infrastruktur schaffen, um so zu Nachhaltigkeitszielen (SDG) der Agenda 2030 beizutragen

Nach Angaben der ADB müssen die asiatischen Schwellenländer bis 2030 jährlich 1,7 Billionen US-Dollar für Infrastruktur ausgeben, um die aktuelle Wachstumsdynamik beizubehalten, Armut zu beseitigen und auf den Klimawandel zu reagieren. In diversen Infrastruktursektoren eröffnen sich dadurch interessante, aber noch zu wenig genutzte Geschäftschancen für deutsche mittelständische Unternehmen und Consultants.

Um den Aufhol- und Modernisierungsbedarf in den Entwicklungsländern unter den ADB-Mitgliedsstaaten zu decken, sind dort entsprechende Megaprojekte in Vorbereitung und in der Umsetzung. Das Ziel: Städte, landwirtschaftlich geprägte Regionen sowie Küstengebiete ressourceneffizient, sicher und widerstandsfähig gestalten – vor allem gegen die Auswirkungen der Klimakatastrophe. Diese bedroht die Länder im Asien-Pazifik-Raum existenziell, wie die Hochwasserkatastrophe in Pakistan im Sommer 2022 zuletzt gezeigt hat.

Über die Asiatische Entwicklungsbank

Die ADB verfolgt das Ziel, Asien und den Pazifikstaaten zu mehr Wohlstand, Inklusion, Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit zu verhelfen und auch weiterhin extreme Armut zu bekämpfen. Das 1966 gegründete Institut befindet sich im Besitz von 68 Mitgliedern, von denen 49 in der Region beheimatet sind. Zu den Hauptinstrumenten, mit denen die ADB die angeschlossenen Entwicklungsländer unterstützt, zählen der politische Dialog, Kredite, Aktieninvestments, Bürgschaften, Beihilfen und technische Unterstützung.

Bei der notwendigen Klimaanpassung kommt Infrastrukturprojekten im Bereich Wasser eine zentrale Bedeutung zu. Das zeigt sich auch im Portfolio der ADB. Von 2018 bis 2021 trugen Projekte im ADB-Sektor „Wasser und andere städtische Infrastruktur“ 1,9 Milliarden US-Dollar zur Klimaanpassungsfinanzierung der ADB bei, etwa 38 Prozent der gesamten Klimaanpassungsfinanzierung der ADB. Bei einem wachsenden Portfolio, das auf der Grundlage der Projekt-Pipeline 2021 bis 2023 voraussichtlich vier Milliarden US-Dollar jährlich betragen wird, wird der Sektor weiterhin eine große Rolle beim Thema Anpassungsfinanzierung spielen.

Deutsche Unternehmen mit klimafreundlichen Lösungen und innovativem Know-how haben gute Chancen

Für deutsche Unternehmen ergeben sich dabei Marktchancen vor allem mit klimafreundlichen Produkten und Dienstleistungen. Doch nicht nur grüne Lösungen sind gefragt. Auch Hersteller von hochwertigen Komponenten und technischen Innovationen, wie 2D-Simulationssoftware zur Hochwassermodellierung oder satellitengestützte Lösungen zum Monitoring von Stromnetzen, Pipelines und Schienennetzwerken, profitieren. Beratungsunternehmen und Ingenieursdienstleister können zudem mit der Planung von Vorhaben und durch die Erstellung von Studien Zugang zu großen Infrastrukturprojekten in Südasien beziehungsweise Südostasien erhalten.
 

Südasien: zukunftsfähige Infrastrukturinvestitionen für lebenswerte Städte

Jude E. Kohlhase, Referatsleiter des South Asia Department bei der ADB, verwies auf die verschiedenen Vorzüge von ADB-finanzierten Vorhaben: Zugang zu Geschäftschancen verschiedener Sektoren in schnellwachsenden Entwicklungs- und Schwellenländern, gesicherte Fondsverfügbarkeit und Anwendung eines international anerkannten, in Bezug auf Transparenz und Korrektheit risikominimierten Beschaffungsverfahrens. Mit einer Einordnung der ADB als Finanzier beleuchtete er die Wasserinfrastruktur-Projektebestände unter anderem in Indien und Bangladesch. Beide südasiatischen Staaten gehören zu den größten ADB-Kreditnehmern.

Business Opportunity Seminar (BOS) am 08. November 2022

Der Screenshot zeigt Gesichter von fünf Personen, die am virtuellen „Business Opportunity Seminar“ teilnehmen.
Warben für ihre Projekte in Südostasien: (v.l.n.r.) Jude E. Kohlhase, Stephane Y. Bessadi und Eric Quincieu von der ADB. Seniorberaterin Carolin Welzel moderierte die Veranstaltung. Beau Freeman von der Tractebel Engineering GmbH berichtete aus der Praxis.

So finanziert die ADB in Indien ein Projekt zur Verbesserung der städtischen Lebensqualität in Ahmedabad. Hier sind vor allem Beratungsleistungen rund um Themen wie Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung und Flutsicherheit im urbanen Raum gefragt. Für Anfang 2023 ist der Bau mehrerer Wasserableitungssysteme ausgeschrieben, inklusive fünf Jahre Betrieb und Wartung.

Ein weiteres ADB-Vorhaben im indischen Bundesstaat Tamil Nadu zielt auf die Verbesserung des Zugangs zu inklusivem, sicherem und kostengünstigem Wohnraum für arme Bevölkerungsgruppen in städtischen Gebieten. Gebaut werden unter anderem Wohneinheiten an neun verschiedenen Standorten, um etwa 6.000 durch Naturkatastrophen gefährdete Haushalte an sicherere Orte umzusiedeln, In Pallipalayam steht derzeit der Bau von 520 Wohneinheiten mit damit verbundenen Infrastrukturarbeiten an.

In Bangladesch hat die ADB ein Darlehen in Höhe von 160 Millionen US-Dollar für den Aufbau eines nachhaltigen und integrativen Abwassersystems in Khulna, der drittgrößten Stadt des Landes, genehmigt. Das Abwassersystem umfasst ein 269 Kilometer langes Kanalisationsnetz, acht Pumpstationen, zwei Kläranlagen und etwa 27.000 Grundstücksanschlüsse. Eine Kläranlage für Fäkalschlamm wird ebenfalls Teil des Projekts sein, um eine umfassende Abwasserentsorgung in Gebieten zu ermöglichen, in denen ein Anschluss an die Kanalisation nicht machbar ist. Hier bieten sich zum Beispiel diverse Beratungsmöglichkeiten für deutsche Consultants, unter anderem in Hinblick auf einen nachhaltigen, integrativen Sanitärplan.

Südostasien: Nachhaltige Infrastrukturprojekte für mehr Klimaresilienz im ländlichen Raum

Eric Quincieu, Spezialist für Wasserressourcen vom South Asia Department bei der ADB, stellte die Projekt-Pipeline des Sektors „Landwirtschaft, natürliche Ressourcen und ländliche Entwicklung“ der Entwicklungsbank für die südostasiatischen Länder bis 2025 vor – darunter Vietnam; Indonesien oder die Philippinen. Ein Hauptschwerpunkt der Investitionsprojekte: Hochwasserschutz in landwirtschaftlich geprägten Gegenden und Küstengebieten. Auch diese bieten jede Menge Geschäftsmöglichkeiten für Beratungsdienstleistungen, Ausrüstung und Bauarbeiten.

So hat die ADB ein Darlehen in Höhe von 200 Millionen US-Dollar bewilligt, um Vietnam ab 2023 bei der Verbesserung des Hochwasserrisikomanagements zu unterstützen. Dabei geht es unter anderem um die Instandsetzung von Deichsystemen und um die Modernisierung der Hochwasservorhersage sowie -frühwarnsysteme.

In Indonesien fördert die ADB ebenfalls ab 2023 einen integrierten Ansatz zur Bewirtschaftung der Wasserressourcen, um die Widerstandsfähigkeit gegen Überschwemmungen und der Rohwasserversorgung in den Flusseinzugsgebieten Pemali-Juana und Cimanuk-Cisanggarung in Nord-Java zu fördern. Dabei soll unter anderem satellitengestützte Technologie zum Einsatz kommen.

Ende Mai 2022 genehmigte die ADB einen 250 Millionen US-Dollar schweren Kredit für die Philippinen. Er hat zum Ziel, die Bemühungen des Inselstaates für besseren Klimaschutz sowie den Übergang zu einer klimaneutralen Gesellschaft zu unterstützen. Das neue Programm zielt auf politische Reformen ab und wird der philippinischen Regierung dabei helfen, Planungs-, Finanzierungs- und institutionelle Systeme aufzubauen, um die Klimaschutzmaßnahmen auszuweiten.
 

Mahaweli Water Security Investment Program (MWSIP)

Wirtschaftliche Entwicklung fördern, unternehmerischer Chancen nutzen: Wie das in der Praxis aussieht, zeigte Dr. Beau Freeman, Abteilungsleiter für Nachhaltige Wassernutzung und Landentwicklung beim Ingenieursdienstleister Tractebel Engineering GmbH auf. Er stellte die Erfahrungen des Unternehmens mit Ausschreibungen von einem komplexen ADB-finanzierten Projekt zur Entwicklung der Wasserressourcen in Sri Lanka vor. In einem Joint Venture mit einer österreichischen Firma übernahmen die Expert:innen von Tractebel dort die Detailplanung und Bauüberwachung für einen großen Bewässerungstunnel. Das Bewässerungssystem im Norden Sri Lankas soll 100.000 Familien mit Trinkwasser versorgen und 43.000 Hektar trockenes Land bewässern. Freeman ging auch auf die Herausforderungen vor Ort ein: Die Regierungskrise Land ließ Dieselpreise stark steigen und Kosten für Baumaterialien in die Höhe schnellen. Zudem gehörten mangelnde Fachkräfte, Kostenüberschreitungen und Verzögerungen zum Alltag im Projektgeschäft.

Sie interessieren sich für Geschäftsmöglichkeiten in Schwellen- und Entwicklungsländern und planen, sich an einem Ausschreibungsverfahren der ADB oder einer anderen Entwicklungsbank zu beteiligen? Oder fragen Sie sich, welcher Partner Sie bei der Finanzierung unterstützen könnte? Wir haben das Know-how und die Erfahrung, um Sie bei Ihrem Engagement in Zukunftsmärkten weiterzubringen. Seniorberaterin Carolin Welzel betreut bei der AWE den Bereich Internationale Organisationen und berät Sie gern. 

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