„Mehr Kooperation in einer multipolaren Welt“ – EU setzt auf die Wirtschaft
Seit wenigen Wochen an der Spitze der EU Kommission für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung, aber mit langjähriger Erfahrung auf diesem Gebiet: der Generalsekretär von DEVCO Koen Doens setzt gleich zu Beginn der neuen EU-Legislatur ein deutliches Zeichen für mehr Kooperation mit der Wirtschaft.
Auf Einladung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der AWE suchte er im Rahmen eines exklusiven Arbeitsfrühstücks in Berlin am 20. Dezember 2019 den Dialog mit den anwesenden Unternehmens- und Verbandsvertretern und skizzierte dabei seine politische Strategie für die kommenden Jahre.
„Wie schaffen wir Wachstum, das Arbeit schafft und wie reduzieren wir gleichzeitig unseren CO2 Ausstoß?“ lautete seine Kernfrage und die Antwort lieferte er gleich mit: „Wir müssen die Möglichkeiten technischer Innovationen nutzen und dazu enger mit der Wirtschaft zusammenarbeiten“.
Unternehmen als Innovationstreiber und Mittler
Die verstärkte Zusammenarbeit mit Unternehmen ist von wirtschaftlicher Bedeutung, allerdings betonte Doens in seinem Eingangsstatement, dass sie weit darüber hinausreiche. In einer zunehmend multipolaren Welt werden Beziehungen neu justiert und nicht immer verliefen die Verbindungen in gewohnten Bahnen zwischen Staaten und politischen Akteuren. Unternehmen spielten dabei zunehmend eine Rolle auch beim Ausbau und der Festigung von politischen Strukturen allein durch ihre Präsenz. Dabei, so führte Doens weiter aus, seien sie auch Innovationstreiber für eine klimafreundliche, ressourcenschonende Wirtschaft und Vermittler von Werten und Standards weltweit. Denn, so betonte der Generalsekretär „nicht immer denken die anderen Player dieser multipolaren Welt so wie wir, wir müssen also überdenken, wie wir mit dem Rest der Welt in Verbindung und in Austausch treten können.“
Kohärenz der EU Politik zentral für Unternehmen
Doens war nach Berlin gekommen, um seine Politik vorzustellen, wollte aber auch zuhören und Vorschläge mitnehmen nach Brüssel. Mit rund 40 geladenen Gästen diskutierte er und nahm Anregungen auf. „Eine Kohärenz der Politik über alle Generaldirektionen hinweg ist essentiell“ betonte Eva Schulz-Kamm, Leiterin Government Affairs bei Siemens und wollte von Doens wissen, welche Rolle der afrikanische Kontinent zukünftig spielen wird.
Die EU habe sich mit dem Green Deal klare Agenda verordnet, die Doens auch in seinem Aufgabenbereich für zentral hält, hier sieht er ganz klar einen roten Faden durch alle Generaldirektionen hindurch. Grüne Schlüsselsektoren wie Energie, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, Kreislaufwirtschaft und Tourismus möchte er verstärkt ansprechen, misst aber auch Querschnittsbereichen wie TVET und Handel große Bedeutung bei. Afrika bleibe aus seiner Sicht auch in den kommenden Jahren ein wichtiges Feld für die EU: „Entwicklungen in Afrika haben einen immer stärkeren Einfluss auf uns in Europa“ so Doens.
Gute Beispiele: AfricaConnect, AfricaGrow und develoPPP.de
Ian Lachmund von der DEG stellte im Rahmen des Arbeitsfrühstücks die neuen Instrumente AfricaConnect und AfricaGrow der Bundesregierung vor und Michael Opitz von der Neumann Stiftung illustrierte anhand eines geförderten Projektes auf dem Kaffeesektor im Rahmen des develoPPP.de-Programms , wie in Deutschland die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit funktioniert.
Damit Innovationen auch wirklich als Treiber funktionieren können, wünschte sich Timon Herzog von der GRIPS Energy AG eine verstärkte Einbindung von Start-ups bei EU-finanzierten Projekten und Renate Hornung Drauss, Geschäftsführerin des Bundesverbands deutscher Arbeitgeber, unterstrich die zentrale Bedeutung von beruflicher Bildung, die auch durch die EU unbedingt gefördert werden müsse. Doens kündigte an, den Dialog mit der Wirtschaft fortsetzen zu wollen. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte sei hierfür ein idealer Rahmen so Christine Toetzke, im BMZ zuständig für EU und multilaterale Entwicklungspolitik. Generalsekretär Doens stellte aber in Aussicht sogar schon früher nach Berlin zurück zu kommen, um einige der angeschnittenen Themen gemeinsam mit Wirtschaftsvertretern vertiefen zu können.
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