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Sie kochen nicht nur mit Wasser. Zeit für die Wasserwende

Auf dem Foto sieht man Wasserexpert*innen tauschen sich bei einer Leistungsschau in Côte d’Ivoire aus. Es handelt sich um eine projektbezogene Fördermaßnahme im Rahmen des Markterschließungsprogramms für KMU des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).
Wasserexpert*innen tauschen sich bei einer Leistungsschau in Côte d’Ivoire aus. Es handelt sich um eine projektbezogene Fördermaßnahme im Rahmen des Markterschließungsprogramms für KMU des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).

Eine nachhaltige Wasserversorgung ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit, sagt Boris Greifeneder, Geschäftsführer von German Water Partnership e.V. (GWP). Im Interview fordert er eine „Wasserwende“ – und sieht in der deutschen Wasserwirtschaft einen entscheidenden Akteur auf dem internationalen Parkett.

AWE: Überschwemmungen und zerstörte Infrastrukturen auf der einen Seite, Wasserknappheit und Dürre auf der anderen: Kümmern wir uns weltweit genug um das Thema Wasser, Herr Greifeneder?

Greifeneder: Das Thema Wasser hat durch die Weltwasserkonferenz 2023 in New York und die COP28 in Dubai mehr internationale Aufmerksamkeit erhalten. Aber wir sind noch nicht da, wo wir angesichts seiner existenziellen Bedeutung eigentlich sein müssten. Wir müssen mit Wasser weltweit anders umgehen als bisher. Es braucht eine echte Wasserwende.

AWE: Welche Rolle kann die deutsche Wasserwirtschaft für diese Wasserwende spielen?

Greifeneder: Deutschland ist Leitmarkt für Umwelt- und speziell Wassertechnologien, deshalb spielt die deutsche Wasserwirtschaft eine entscheidende Rolle. Sowohl die Unternehmen als auch die wissenschaftlichen Institute sind spitze und zeigen auf ihrem Heimatmarkt bereits, was technologisch möglich ist. Deshalb möchten wir als weltweit führende Expert*innen im Umgang mit Wasser wahrgenommen werden. Was die deutsche Wasserwirtschaft leisten kann, wird international gebraucht, und darin liegen enorme Geschäftschancen. Aber es ist nicht nur die Aussicht auf gute Margen, weshalb deutsche Unternehmen ins Ausland gehen. Auch der Gedanke, wesentlich zu SDG 6 – also zu einem verbesserten Zugang zu Trinkwasserversorgung und sanitären Einrichtungen für alle Menschen bis 2030 – beizutragen, treibt sie an.
 

Auf Augenhöhe im Ausland auftreten

Boris Greifeneder, Geschäftsführer der German Water Partnership

AWE: Können Sie Beispiele der Entwicklungszusammenarbeit und des unternehmerischen Engagements aus dem GWP-Netzwerk nennen?

Greifeneder: Es gibt zum Beispiel sogenannte Betreiberpartnerschaften. In diesen Kooperationen schließen sich deutsche kommunale Wasserunternehmen mit jeweils einem internationalen Wasserbetreiber zu langfristig angelegten Partnerschaften zusammen, etwa mit Unternehmen aus Jordanien, Tansania, Sambia, Südafrika oder auch aus der Ukraine. Gemeinsam definieren sie die größten Herausforderungen der Partner*innen und erarbeiten zusammen Lösungen.

AWE: Wie unterstützt der Verband Unternehmen aus der Wasserwirtschaft konkret? 

Greifeneder: Vor allem die vielen kleinen und mittleren Unternehmen können wir unterstützen. Wir ermöglichen ihnen, über die Marke German Water Partnership gegenüber den meist staatlichen Kunden im Ausland auf Augenhöhe aufzutreten. Durch Delegationsreisen, Fachveranstaltungen oder Messen präsentieren wir uns gemeinsam als Branche vor Ort und zeigen, was „made in Germany“ möglich ist. In den Gremien unseres Verbandes, den Arbeitskreisen und Regionalforen, tauschen wir uns über relevante Märkte und Branchenthemen aus und entscheiden, wo und in welcher Form wir als Netzwerk Präsenz zeigen. 

Über die German Water Partnerhip e.v.

Die GWP vereint als Netzwerk der international ausgerichteten deutschen Wasserbranche rund 300 Unternehmen, Fachverbände und Institutionen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung.

Das GWP-Netzwerk bündelt die Aktivitäten, Informationen und Innovationen des Sektors, um dessen Wettbewerbsposition auf internationalen Märkten zu stärken und so einen Beitrag zur globalen Klimaresilienz zu leisten – mit bewährtem Know-how und innovativen Technologien.

Wir brauchen internationale Wasserpartnerschaften

AWE: Wasserrecycling spielt eine große Rolle bei der Wasserwende. Warum ist das ein zentraler Hebel?

Greifeneder: Weil wir durch die konsequente Wiederverwendung von Wasser seine dauerhafte Verfügbarkeit sichern und die Wasserknappheit in vielen Regionen der Welt bewältigen können. Wenn wir Wasser effizient wiederverwenden, schonen wir natürliche Wasserquellen und erhöhen die Versorgungssicherheit. Das ist übrigens nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich effizient, da es auf lange Sicht Kosten für die Wasserversorgung senkt.

AWE: Welche Rolle spielen deutsche Unternehmen und ihre Technologien dabei?

Greifeneder: Wenn man Wasser wiederverwenden will, muss man es aufbereiten. Egal ob mechanische Filtration, chemische, biologische oder thermische Aufbereitung oder Adsorption über Aktivkohle und Ionenaustauscherharze: Deutsche Unternehmen bieten diese komplexen Technologien an, aber man kann die Anwender*innen nicht einfach allein damit lassen. Hier braucht es klassischen Aftersales – und das können deutsche Unternehmen besser als alle anderen. 

AWE: Was wünschen Sie sich von politischen Akteuren, um sowohl die Wasserwende als auch die deutschen Unternehmen der Wasserwirtschaft weiter voranzubringen

Greifeneder: Wenn wir global sprechen, dann würde ich mir ein koordiniertes Vorgehen aller Ressorts der Bundesregierung wünschen, die im Ausland Wasserprojekte oder Geschäftsaktivitäten des Mittelstandes unterstützen. Vielleicht findet man eine politische Klammer, innerhalb derer die Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft für einen bestimmten Zeitraum zwischen zwei Staaten vereinbart wird. Wir haben Energie-, Rohstoff- oder Gesundheitspartnerschaften. So etwas ähnliches brauchen wir auch für Wasser, sogenannte Wasserpartnerschaften.

Zur Person Boris Greifeneder

Boris Greifeneder hat langjährige Erfahrung in der Verbandsarbeit sowie ein starkes Netzwerk in politischen und wirtschaftlichen Kreisen. Vor seinem Wechsel zu German Water Partnership e.V. im Frühjahr 2023 war der Europawissenschaftler stellvertretender Geschäftsführer im Hauptstadtbüro des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau. Hier verantwortete er strategische und politische Themen mit den Schwerpunkten Außenwirtschafts- und Steuerpolitik. 

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