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Werden wir nach Corona nachhaltiger reisen?

Frau mit roten Haaren vor Bergen

Diese Frage beschäftigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Privatunternehmerinnen und Privatunternehmer zugleich. Während der SarsCov2-Pandemie haben wir die positiven Effekte der Reise- und Flugausfälle für den Klimaschutz deutlich sehen können. Doch die Tourismusindustrie leidet wie kaum eine andere unter den erschwerten Reisebedingungen in Deutschland und weltweit.

Vor genau einem Jahr, im März 2020, erklärte die WHO den Ausbruch der Coronavirus-Krankheit offiziell zur „Pandemie“. Kaum einer hätte damals glauben können, „dass ein Virus unser Leben so verändern würde“, sagt im Rückblick Karla Beteta-Brenes, Senior Beraterin der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE).

Bei einem Treffen der AWE, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)  und der IHKs NRW  erinnert sie an die alarmierenden Zahlen, die zuletzt von der UNWTO bekannt gegeben worden sind: Der Tourismussektor hat weltweite Einbrüche von rund 74 % im Jahr 2020 erlitten. Dies stelle nun alle globalen Akteure vor immense Herausforderungen. "Konzertierte Aktionen und internationale Zusammenarbeit sind heute wichtiger denn je – das gilt auch für die Reisebranche“, sagt Beteta-Brenes. Obwohl die Pandemie auch zur „Treibfeder des Strukturwandels“ in der Branche und zum „Treiber der Nachhaltigkeit“ geworden sei, bleibe die Lage „besonders im Tourismus“ kritisch, ergänzt Guido Zakrzewski, Fachpolitischer Sprecher für Tourismus der IHKs NRW. 

Referenten der Veranstaltung „Mit nachhaltigen Lösungen aus der Tourismuskrise“ am 02.03.2021

Fotocollage Teilnehmer Nachhaltiger Reisen Veranstaltung
An der Veranstaltung nahmen unter anderem Teil: Guido Zakrzewski, Fachpolitischer Sprecher für Tourismus der IHKs NRW; Prof. Dr. Anna Scuttari, Umweltökonomin; Axel Hefer, CEO von Trivago; Achim Laurs, Regionaldirektor der Lindner-Hotelkette; Dr. Andreas Hofmann, Projektmanager bei der GIZ und die Organisatorin Karla Beteta-Brenes, Senior Beraterin der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE). Die Moderation führte Ofelia Harms Arruti von der Deutschen Welle (DW).

Neues Verständnis von Urlaub: Lokal und regional

Viel Hoffnung ruht daher auf den Impfungen. „Wenn bis zum Sommer ein großer Teil der Bevölkerung geimpft ist, können wir wieder besser planen“, so Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH.  Der Tourismus ist in der Region stark von Kultur, Events und Shopping abhängig. Während der Coronakrise hat das Ruhrgebiet immerhin verstärkt auf Angebote wie neue Fahrradwege und andere Aktivitäten im Freien setzen können.

In Allgemeinen biete die Entwicklung aber zugleich die Chance, einen nachhaltigen und "authentischeren" Tourismus zu unterstützen, sagt Biermann. Für viele Reisende werde schließlich der Wunsch immer bedeutsamer, an ihren Reisezielen vor allem die lokale Lebensart als direktes Erlebnis kennenzulernen. Deshalb sei es wichtig, echte, glaubwürdige Angebote zu generieren.

Die Zukunft ist digital

Auch Trivago-CEO Axel Hefer blickt optimistisch auf den Sommer, trotz harter Einbrüche von über 80 Prozent bei seinem Unternehmen. „Fernreisen werden zwar weniger, ich gehe aber von einem erhöhten Reisebedarf innerhalb Deutschlands und Europaweit aus“, sagt er. Um sich dem Zeitgeist anzupassen, zeigt Trivagos Suchmaschine neuerdings kilometerweise Ziele im näheren Umfeld an. Auch neue Unterkunftsarten wie Apartments zählen seit Corona zu ihrem erweiterten Repertoire.

Dabei würden auch neue Möglichkeiten gerade für kleinere Anbieter entstehen, etwa durch den verstärkten Trend zum Digitalen und die dadurch erreichte Visibilität für attraktive, sonst vielleicht schwer auffindbare Nischenangebote. "In 20 Jahren wird es nur noch um online gehen", ist sich Hefer sicher. Man müsse deshalb weltweit denken und mit den verschiedenen Online-Plattformen besser zusammenarbeiten.

Wie grün kann Tourismus sein?

Auch andere Trends sind von Bedeutung. Immer mehr Menschen wollen weg vom Konzept des Massentourismus und dafür an ruhige, abgelegene Orte verreisen – gerne vor der eigenen Tür in Deutschland, aber auch international. Dieser Trend birgt indes Risiken für Natur und Umweltschutz, warnt die Wissenschaft. Ein unlösbares Dilemma? Keineswegs. Umweltökonomin Prof. Dr. Anna Scuttari glaubt an einen nachhaltigen Tourismus, der einen Mehrwert für die lokale Bevölkerung kreiert und zugleich „negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft minimiert“. Dafür sei die Vernetzung von internationalen Beobachtungsstellen, die solche Messungen durchführen, von großer Bedeutung.

Auch Zertifizierungen sind für Hotelketten und Reiseveranstalter ein Schritt in die richtige Richtung. Achim Laurs, Regionaldirektor der Lindner-Hotelkette erklärt, dass mittlerweile alle Lindner-Hotels zu 100% mit Naturstrom versorgt werden. Aus Hygienegründen verbrauche das Catering zurzeit mehr Plastik, doch kleine, vor der Krise eingeführte Angebote, wie ökologische Kaffeekapseln, würden auch von den Kunden wahrgenommen und geschätzt.

Die entscheidenden Veränderungen können aber nur durch eine tatkräftige Unterstützung und politischen Willen erreicht werden.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) betreut die GIZ mehrere Projekte im Ausland, die den Tourismus als Instrument für nachhaltige Entwicklung stärken, wie Projektmanager Dr. Andreas Hofmann erläutert. Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket wird das Ministerium als Antwort auf die Krise in Entwicklungs- und Schwellenländern nun verstärkt aktiv, um lokale touristische Strukturen zu erhalten und zu fördern. Dabei werde auch eng mit dem deutschen Tourismussektor kooperiert, so Hofmann. Allgemein könne sich Deutschland auch selber vom Ausland abgucken, erinnert Hefer von Trivago: „Innovation findet zurzeit digital statt. Da hinkt Deutschland vielen Ländern hinterher“.

Bei allen Fragen rund um Ihr unternehmerisches Engagement im Tourismusektor in Entwicklungs- und Schwellenländern berät Sie unsere Senior-Beraterin Karla Luzette Beteta Brenes gerne.

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