Women‘s Business Breakfast: Was bringt die Ampel für Afrika?
Eine grundlegende Änderung der deutschen Afrikapolitik erwarten die Frauen, die sich am zum vierten Women‘s Business Breakfast an den Bildschirmen trafen, nicht. Sie betrachten den Regierungswechsel aber als Chance für mehr Rückenwind für ihre Anliegen. Ein Wunsch an die neuen Verantwortlichen stand beim Austausch der rund 20 Teilnehmerinnen, die der Einladung der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung und des Bundesverbands der Deutschen Industrie gefolgt waren, im Vordergrund: stärkere Unterstützung vor allem für kleine und mittlere Unternehmen, um ihre Präsenz in Afrika auszuweiten.
Deutlich formuliert hat diesen Wunsch Sandra Uwera, Vorsitzende des Wirtschaftsrats von COMESA (Common Market for Eastern and Southern Africa), einem Zusammenschluss von 21 ost- und zentralafrikanischen Staaten zur Förderung von Handel, Wirtschaft und regionaler Kooperation. Es sei an der Zeit, über Entwicklungshilfe hinauszugehen und Investitionen und Kooperation zu erreichen. „Schaut auf Innovationen“, riet sie deutschen Unternehmen. In der digitalen Transformation liege die Zukunft – gerade auch mit Blick auf den Wiederaufbau nach der Coronapandemie. Dem Handel misst Uwera eine Vorreiterrolle zu und betonte die Bedeutung des Afrikanischen Freihandelsabkommens.
Sanae Abdi, Sprecherin der Arbeitsgruppe Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der SPD-Fraktion im Bundestag, betonte die wichtige Rolle der Privatwirtschaft für das Erreichen internationaler Vereinbarungen wie der Agenda 2030 und des Pariser Klimavertrags. Damit Unternehmen investieren, sei es wichtig, Rechtsstaatlichkeit in den Zielländern zu fördern. Auch eine stärkere Beteiligung von Frauen, sowohl als Arbeitskräfte als auch als Unternehmerinnen, hält sie für zentral. „Wichtig ist nicht nur die Schaffung von Jobs, sondern dass es gute Jobs sind“, sagte Abdi in ihrer Impulsrede. Das schließe Gewerkschaften ein und Gehälter, von denen man leben könne.
“Kein Zweifel an der Wichtigkeit Afrikas“
Für die weitere Stärkung der wirtschaftlichen Rolle von Frauen spricht sich auch Tanja Gönner aus, Vorstandssprecherin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH – und ist zuversichtlich, dass die neue Bundesregierung das Thema in den Blick nehmen wird. Auch bei der Afrikapolitik erwartet sie keine grundlegenden Veränderungen. „In der GIZ besteht jedenfalls kein Zweifel an der Wichtigkeit Afrikas“, sagte sie beim Women‘s Business Breakfast.
Lob für die letzte Bundesregierung gab es auch: Patricia Poku Diaby, CEO des kakaoverarbeitenden Unternehmens Plot Enterprise in Ghana, bewertete die 2017 unter deutschem Vorsitz ins Leben gerufene G20-Initiative Compact with Africa als „ausgezeichnet“. Sie habe die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit intensiviert und Investitionen befördert. Von der Ampelregierung wünscht sich die Unternehmerin eine weitere Stärkung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und afrikanischen Ländern. Ein wichtiger Punkt ist in ihren Augen der Zugang zu Krediten. „Finanzierung ist teuer in Afrika“, sagte sie. Das Angebot der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft GmbH gehe mit Africa Connect in die richtige Richtung, könne aber noch ausgeweitet werden, regte sie an, so dass mehr afrikanische Unternehmen davon profitierten. Wie Uwera warb auch Diaby dafür, Afrika nicht als Empfänger von Hilfe, sondern als gleichwertigen Partner zu betrachten.
Laut Heike Bergmann, Mitglied der Geschäftsführung des Wasserkraft-Technologieunternehmens Voith Hydro Deutschland, das seit vielen Jahren in Afrika aktiv ist, und Vizevorsitzende der Subsahara-Afrika-Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI), ist starke staatliche Unterstützung wichtig. „Die Regierung muss eine Partnerin der deutschen Unternehmen sein“, sagte sie. Das privatwirtschaftliche Engagement in Afrika habe zugenommen, müsse aber noch mehr werden. „Es gibt ein riesiges Wachstumspotenzial“, sagte Bergmann. Um es zu heben, sollte Deutschland ihre Meinung nach offen für Zusammenarbeit mit allen afrikanischen Ländern sein und pragmatische Ansätze verfolgen, wenn Bedingungen wie Rechtsstaatlichkeit noch nicht voll erfüllt sind.
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