Agrar- und Ernährungswirtschaft: Chancen in Entwicklungs- und Schwellenländern
Die Agrar- und Ernährungswirtschaft ist in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern auf Modernisierungskurs. Der Grund dafür ist, dass der Konsumgütermarkt für Lebensmittel in vielen Ländern aufgrund des Bevölkerungswachstums, der zunehmenden Urbanisierung und des allgemeinen Wirtschaftswachstums rasch wächst. Das eröffnet auch für deutsche Unternehmen Chancen.
Verbraucher in Entwicklungs- und Schwellenländern kaufen immer mehr verarbeitete Lebensmittel, Fertiggerichte sowie Fleisch- und Milchprodukte. Dies zeigt sich auch im Handel: In den letzten zehn Jahren haben sich z.B. die deutschen Exporte von Gütern der Land- und Ernährungswirtschaft in Entwicklungsländer nahezu verdoppelt, die Importe haben um ca. 40 Prozent zugelegt.
Allein die afrikanische Lebensmittelindustrie wird Prognosen zufolge in den nächsten Jahren voraussichtlich um über 100 Milliarden Euro wachsen. Die Zahl mittelständischer landwirtschaftlicher Betriebe und Verarbeitungsbetriebe dort steigt. Neue Geschäftsmodelle entwickeln sich entlang der Wertschöpfungsketten oder in der Verbindung der Landwirtschaft mit der Lebensmittelindustrie und den schnell wachsenden städtischen Zentren. Kleinbauern werden zunehmend über Vertragsanbau-Modelle integriert.
Steigende Anforderungen der Verbraucher
Es wird erwartet, dass sich im Zuge des Wachstums die Verarbeitungsintensität von Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Erzeugnissen weiter vertieft, was Investitionen in eine Modernisierung der Lagerung, des Transportes, der Verpackung, der Verarbeitung und des Exports von Lebensmitteln auslösen wird. Hier liegt ein großes Geschäftspotenzial.
Gleichzeitig besteht für den Ernährungssektor in vielen Ländern die Herausforderung, mit den Risiken aus sich verändernden Wetter- und Klimabedingungen umzugehen und mit steigenden Anforderungen der Verbraucher an die Qualität der Lebensmittel Schritt zu halten. Hier hat die deutsche und europäische Agrar- und Ernährungswirtschaft viel zu bieten.
Aus diesem Grund fördert die Bundesregierung im Rahmen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit den Privatsektor als wichtigen Motor für Entwicklung: Durch private Unternehmen entstehen die allermeisten Arbeitsplätze, mit ihnen wird in Aus- und Weiterbildung investiert und in erheblichem Umfang lokales Einkommen erwirtschaftet.
Erweiterter Rahmen für eine Projektförderung durch den Bund
Daher unterstützt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) z.B. im Rahmen des develoPPP.de-Programms wirtschaftliches Engagement ganz konkret dort, wo unternehmerische Chancen und entwicklungspolitischer Handlungsbedarf zusammentreffen. Viermal im Jahr werden in einem Ideenwettbewerb die besten Projekte ausgesucht, die dann durch das BMZ gefördert werden. Die möglichen Fördervolumina wurden im Jahr 2019 auf bis zu 2 Millionen Euro angehoben. Auch lokale Unternehmen aus den Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit können sich jetzt erstmals auf eine Förderung bewerben.
Neue Finanzierungsangebote für kleine und mittlere Unternehmen
Mit dem Entwicklungsinvestitionsfonds für Afrika hat die Bundesregierung im Sommer 2019 ein ganzes Paket für mehr private Investitionen in Afrika auf den Weg gebracht, für das sie in den nächsten drei Jahren insgesamt bis zu 1 Milliarde Euro bereitstellen wird. Im Rahmen des Programms AfricaConnect können sich z.B. deutsche und europäische Unternehmen seit Juni 2019 um Kredite zu attraktiven Konditionen bewerben. Die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft – berät, prüft und begleitet Unternehmen während des gesamten Investitionszyklus.
Die Förderung richtet sich vor allem an kleine und mittlere Unternehmen, die in reformorientierten afrikanischen Ländern investieren wollen, und bietet Darlehensfinanzierungen zwischen 750.000 Euro und vier Millionen Euro an. Damit wird eine oft beklagte Finanzierungslücke geschlossen, nicht zuletzt für typische Investitionsvolumina in der Agrar- und Ernährungswirtschaft.
AWE als zentraler Ansprechpartner
Die Erfahrung zeigt, dass ein wirtschaftliches Engagement im Ernährungssektor in vielen Entwicklung- und Schwellenländern dann am erfolgreichsten ist, wenn das Vorhaben sozial,ökonomisch und ökologisch nachhaltig ist, wenn also deutsche Standards quasi in das Partnerland mitgebracht werden. Das schließt die Verantwortung für die Achtung von Menschenrechten an den Produktionsstandorten und in den Lieferbeziehungen mit ein. In Kooperation mit der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie e.V. (BVE) berät die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) über ihren Helpdesk zum Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) Unternehmen der Ernährungswirtschaft dabei, ein robustes Umwelt- und Sozialmanagementsystem zu etablieren und menschenrechtliche Themen in ihre Geschäftsprozesse zu integrieren.
Als zentraler Ansprechpartner berät die AWE Unternehmen, unterstützt bei der Suche nach Finanzierungs- und Förderinstrumenten und vermittelt Kooperationspartner, unter anderem in strategischen Initiativen und Bündnissen. Gemeinsam mit ihren Trägern und Partnern bindet sie Unternehmen in ein internationales Netzwerk ein. Als zentrale Anlaufstelle der Entwicklungszusammenarbeit für die Wirtschaft wird die Agentur durch das BMZ finanziert, Träger sind die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH.
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