Compact with Africa-Konferenz wirbt für mehr Investitionen
Bei der dritten Konferenz zur Initiative Compact with Africa (CwA) haben sich Unternehmer und Politiker über Investitionsmöglichkeiten in Afrika ausgetauscht, von ihren Erfahrungen berichtet und Mut für mehr Engagement auf dem „Kontinent der Chancen“ gemacht. Von der neu geschaffenen Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) erwarten Experten große Erleichterungen auch für deutsche und europäische Mittelständler.
Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte in ihrer Eröffnungsrede zu der Konferenz, die am 27. August in Berlin und digital stattfand, dass ihr der CwA ein besonderes Anliegen sei. Entstanden war die G20-Initiative, an der aktuell 12 afrikanische Länder teilnehmen, unter deutschem Vorsitz 2017. Dass sie erfolgreich sei, zeige sich auch darin, dass die CwA-Partnerländer 2020 – im Gegensatz zu anderen Ländern der Region – trotz der Coronapandemie ein leichtes Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent gehabt hätten. Für 2021 wird mit deutlich mehr gerechnet.
Als wichtiges Instrument hob Merkel den Entwicklungsinvestitionsfonds mit seinen drei Säulen AfricaConnect, AfricaGrow und Wirtschaftsnetzwerk Afrika hervor. Damit werde die Bundesregierung Unternehmen, die sich in Afrika engagieren wollen, auch weiterhin unterstützen. „Der Compact hat Zukunft“, sagte die scheidende Kanzlerin und ermunterte Unternehmen, die verschiedenen Angebote zu nutzen.
Für die afrikanische Perspektive sprach Nicolas Kazadi, Finanzminister der Demokratischen Republik Kongo. Er vertrat Präsident Félix Tshisekedi, der zur Zeit den Vorsitz der Afrikanischen Union innehat. Kazadi hob hervor, dass afrikanische Länder nicht nur Lieferanten für Rohstoffe sein wollen, sondern strategische Partner. Beim Ausbau von Infrastruktur, beispielsweise für die Nutzung erneuerbarer Energien, gebe es große Defizite – es werde zu wenig investiert. Der Minister machte die Dringlichkeit deutlich und wünscht sich von Deutschland und Europa starkes politisches Engagement für entsprechende Projekte.
EIF-Bilanzbroschüre: Erreichtes und Ausblick
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Von Wasserkraft bis Coronatests
Dass es bereits erfolgreiche Engagements deutscher Unternehmen gibt, verdeutlicht unter anderem ein Beispiel aus seinem eigenen Land: Das in Heidenheim ansässige Familienunternehmen Voith ist seit den 1930er Jahren in Afrika aktiv und war kürzlich an der Sanierung des Großwasserkraftwerks Inga 1 in der DR Kongo beteiligt. Laut Heike Bergmann, Senior Vice President Sales Africa bei Voith, stellt das Projekt eine Win-Win-Situation dar, da nicht nur eine wichtige Kupfermine mit Strom aus dem Kraftwerk versorgt werde, sondern auch die lokale Bevölkerung.
Einen ersten Schritt nach Afrika hat die Unternehmensgruppe SCS mit Stammsitz in Bad Berleburg gemacht: Der Spezialist für mechanische Entriegelunssysteme produziert seit diesem Jahr in Marokko. CEO Friedemann Faerber ist begeistert von der Motivation und Qualifikation der Mitarbeiter vor Ort, der vorhandenen Infrastruktur und der Schnelligkeit der Abläufe – Faktoren, die mit dafür verantwortlich waren, dass die Wahl auf Marokko fiel. Auch das Programm AfricaConnect sei eine große Hilfe gewesen. Es ist geplant, dass die Produktionsstätte in Marokko durch AfricaConnect finanziert wird.
Die Potsdamer Das Labor GmbH ist zwar bereits seit längerem in CwA-Ländern aktiv, wo sie medizinische Labore aufbaut und betreibt, hat während der Coronapandemie aber erstmals Erfahrung mit dem Verkauf von Produkten gemacht. In Abidjan in Côte d’Ivoire ist eine Produktionsanlage für Schnelltests nach deutschem Standard entstanden. Das Labor-Gründer und -CEO Tom Halgasch erklärt: „Wir produzieren dort, um den lokalen Markt zu bedienen.“ Offenbar mit Erfolg – denn jüngst hat seine Firma ihr Engagement auf Togo ausgeweitet.
Afrikanische Freihandelszone als Gamechanger
Von der CwA-Konferenz ging das starke Signal aus, dass Afrika mehr Investitionen aus Deutschland und Europa braucht und dass der junge, wirtschaftlich aufstrebende Kontinent dafür viel bisher ungenutztes Potenzial bietet. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller verwies darauf, dass in Afrika in den nächsten zehn Jahren so viel Infrastruktur aufgebaut werde wie in Europa in den vergangenen 100 Jahren. Und Stefan Liebing, Vorsitzender des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, sagte, deutsche Mittelständler könnten es sich nicht erlauben, nicht in Afrika vertreten zu sein.
Von der in diesem Jahr in Kraft getretene Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) erwarten Wirtschaftsvertreter wie Politiker, dass sie sich als Gamechanger erweist. Der riesige gemeinsame Markt, der rund 1,2 Milliarden Menschen umfasst, werde den Verkehr von Menschen, Waren und Kapital vereinfachen, prognostiziert Patricia Poku Diaby, CEO des kakaoverarbeitenden Unternehmens Plot Enterprise in Ghana. „Die Aussichten sind gut – für mein Unternehmen und für alle anderen.“ Laut dem senegalesischen Wirtschaftsminister Amadou Hott macht die AfCFTA Afrika auch attraktiver für Unternehmen, die in mehreren Ländern investieren möchten. Kurzum: Der Start der afrikanischen Freihandelszone „ist auch ein starkes Signal für die deutsche Wirtschaft“, so Heinz-Walter Große, Vorsitzender der Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft, die die Konferenz veranstaltet hat.
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