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Das Lieferkettengesetz in der Praxis: zehn Vorreiterunternehmen bieten Einblicke

Für die Wahrung menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten entlang globaler Lieferketten spielt die Bereitschaft und Verantwortungsübernahme von Unternehmen eine ausschlaggebende Rolle. Wie die Umsetzung konkret aussehen kann, zeigt eine neue Studie anhand von zehn Fallbeispielen: neben Dax-Unternehmen wie Daimler oder Siemens auch anhand von kleinen und mittelständischen Unternehmen.

Das Lieferkettengesetz kommt: ab 2023 für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden, 2024 für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden. Es verpflichtet die Unternehmen zur Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltsstandards entlang ihrer gesamten Liefer- und Wertschöpfungskette. Die Folge für KMU: Als Zulieferer müssen auch sie bereits ab Mitte 2022 mit steigenden Anforderungen ihrer Geschäftspartner rechnen.  

Viele Unternehmen entscheiden sich deswegen schon jetzt, unabhängig von Gesetzesgrundlagen, Sorgfaltsprozesse in ihrem Geschäftsablauf zu integrieren und sich für langfristigen Erfolg aufzustellen. Dafür suchen sie oft nach Anregungen dazu, wie diese Prozesse in der praktischen Umsetzung aussehen können. Die Unternehmensberatungen Accenture und twentyfifty haben daher im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und derDeutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) eine Studie erstellt, in der Vorreiterunternehmen als Umsetzungsbeispiele dienen und konkrete Praxistipps gegeben.

Die Studie „Mit Verantwortung zum Erfolg“

Zielgruppe der Studie „Mit Verantwortung zum Erfolg“ sind Unternehmensvorstände sowie Führungskräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Bereichen mit unternehmerischen Sorgfaltspflichten tätig sind oder Verantwortung in ebendiesen tragen.

Die Studie soll Antworten auf die wichtigsten Fragen im Umsetzungsprozess geben: Was bedeutet es für Unternehmen ganz konkret, menschenrechtliche Sorgfalt umzusetzen? Welche organisatorischen Fähigkeiten und Strukturen haben sie über die Jahre entwickelt? Wie verankern fortgeschrittene Unternehmen das Thema in der Organisation? Welcher Aufwand entsteht dabei? Wie haben Pioniere die Herausforderungen der Umsetzung gemeistert? Was können andere Unternehmen davon lernen? Erst wenn diese Fragen beantwortet sind, können Unternehmen eigene Prozesse in Gang setzen, um sich mit resilienten Lieferketten aufzustellen.

Umsetzungsbeispiel eines mittelständischen Unternehmens

Bierbaum-Proenen, der Kölner Hersteller von Arbeits- und Schutzkleidung, erkennt in den Sorgfaltspflichten einen sozialen wie auch geschäftlichen Wert; daher setzt das inhabergeführte Familienunternehmen eine Reihe von Maßnahmen schon jetzt um. Ziel ist es, Arbeitsstellen langfristig zu sichern und Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Das Unternehmen fokussiert seine Maßnahmen vor allem auf die Bereiche Einkauf und Nachhaltigkeit. Grundlegend dafür sind die Verankerung der Sorgfaltspflichten in die Unternehmensgrundprinzipien, das Engagement und die Involvierung der Geschäftsführung sowie zusätzlich die Mitgliedschaft in Multi-Stakeholder-Initiativen. Ein Beispiel dafür ist die Fair Wear Foundation (FWF), deren Hauptziel es ist, die Arbeitsbedingungen in der Textilbranche zu verbessern.

Erfolgsfaktoren in der Umsetzung der Sorgfaltspflichten sind vor allem eine umfangreiche und ganzheitliche Risikoanalyse, die hilft, Lieferanten auszuwählen, die sozial- und umweltverträglich produzieren. Enge und langfristige Beziehung zu den Lieferanten sind auch der Schlüssel, um Produktionsbedingungen gemeinsam zu verbessern und nachhaltiger zu gestalten. Eine solche Risikoanalyse bietet auch das Tool CSR Risiko-Check des Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte. Weitere Beratung zur Umsetzung von Sorgfaltspflichten bietet der KMU Kompass, der Schritt für Schritt durch den Sorgfaltsprozess navigiert.

Erkenntnisse

Aus den Hintergrundrecherchen und Interviews mit den zehn Unternehmen lassen sich übergeordnete Erkenntnisse erschließen, welche die Fallbeispiele zu Pionieren der Sorgfaltspflichtenumsetzung machen:

  • Übergeordneter Managementansatz: Erfolgreiche Unternehmen setzen auf integrative, auf kontinuierliche Verbesserung angelegte Managementansätze zur Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfalt.
  • Motivation, Treiber und Wertbeitrag: Grundlegende Unternehmenswerte werden in den Geschäftsprozessen verankert und zum Schutz der Marke und Reputation genutzt.
  • Governance und Führung: Menschenrechtliche Sorgfalt wird von einer verantwortlichen Person oder Stelle vorangetrieben, die Koordination und Umsetzung steuert.
  • Externe Zusammenarbeit: Unternehmen erkennen Herausforderungen an, für die es externe Partner braucht, weswegen sie durchdachte Kooperationen eingehen.

Die Publikation bietet außerdem weitere Einblicke in die eingesetzten Beschwerdemechanismen, mit denen das Risikoverständnis verbessert werden kann, in die eigenständigen Grundsatzerklärungen der Unternehmen und in die kontinuierliche Überprüfung der Wirksamkeit der Maßnahmen.  Mit dieser Qualitätssicherung können Lücken in bestehenden Prozessen geschlossen und Verfahren verbessert werden.

Die Studie „Mit Verantwortung zum Erfolg“ ist hier zum Download verfügbarMit Verantwortung zum Erfolg: Praktische Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfalt in 10 Unternehmen

Kontakt

Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte der Bundesregierung
Am Weidendamm 1A 
D-10117 Berlin 
 
​​​​​​​+49 (0)30 590 099-430​​​​​​​

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