Hitachi ABB Powergrids modernisierte Technik-Studiengänge in Sambia
Das Energieunternehmen Hitachi ABB Power Grids (früher ABB) setzte in Sambia von 2013 bis 2016 eine Reihe großer Energieprojekte um. Allerdings fehlten dem Unternehmen – wie dem gesamten Energiesektor des Landes – gut ausgebildete Fachkräfte. Im Rahmen von develoPPP, einem Förderprogramm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), unterstützte das Unternehmen zusammen mit der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH die University of Zambia (UNZA) und die Copperbelt University (CBU) dabei, ihre Studiengänge zur Energietechnik zu modernisieren. Installiert wurde ein modernes Umspannwerk zu Trainingszwecken auf dem Gelände der UNZA, wobei die Partner moderne Ausbildungsmodule zu innovativen Technologien entwickelten und ein Programm zur Qualifizierung künftiger Fachkräfte aufbauten. Peter Lüns, Senior Bid and Proposal Manager bei Hitachi Energy, Nachfolgeunternehmen von Hitachi ABB Power Grids, begleitete das Projekt und berichtet über dessen Anbahnung und Erfolge.
AWE: Inwiefern war die Stromversorgung in Sambia für Hitachi ABB Power Grids ein relevantes Thema?
Peter Lüns: Jeder Mensch braucht Energie und unser Unternehmen war schon vor diesem Projekt in zahlreichen afrikanischen Ländern und auch in Sambia tätig. Viele Länder wollen die Bevölkerung und die Wirtschaft besser mit Strom versorgen und müssen daher einiges aufholen. Wir sahen hier ein großes wirtschaftliches Potenzial. Sambia hat für den afrikanischen Energiesektor übrigens eine strategisch wichtige Lage, weil die durch das Land verlaufenden Hochspannungsleitungen als Interconnections zusammen mit diversen andere Ländern das Sub–Saharan-Netzwerk bilden.
AWE: Was war Ihre Motivation für das Projekt?
Lüns: Wir führten von 2013 bis 2016 in Sambia drei große Projekte mit einem beachtlichen Volumen durch und planten, im Land noch weitere Geschäftsmöglichkeiten zu generieren. Daher wollten wir uns dort strategisch gut aufstellen, unter anderem mit einem Service- und Trainings-Center. Dafür war es wichtig, dass es vor Ort gut ausgebildetes Personal gibt. Aus diesem Grund hatte das develoPPP-Projekt von Beginn an auch die Unterstützung unserer Geschäftsführung und unseres Chief Executive Officers.
AWE: Wie kam es zu diesem develoPPP-Projekt?
Lüns: Ursprünglich wollten wir von der Universität nur eine Dienstleistung einkaufen. Dann kamen wir ins Gespräch über die Studieninhalte der angehenden Ingenieure und ich erfuhr von den nicht optimalen Bedingungen für deren praktische Ausbildung. An der Universität gab es zwar eine Trainingsanlage für Energietechnik, sie war aber mit recht veralteter Technik ausgestattet. An einer solchen Anlage zu üben, bringt den Studierenden nicht viel.
Hitachi ABB Power Grids wollte sich hier engagieren, aber uns allein war es nicht möglich, ein Projekt mit einem Volumen von 1,3 Millionen Euro alleine zu stemmen. Auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten stieß eine Kollegin aus unserer Finanzierungsabteilung auf das Angebot von develoPPP.
AWE: Das Projekt liegt bereits zwei Jahre zurück. Welche nachhaltigen Wirkungen sehen Sie heute noch in Ihrem Unternehmen?
Lüns: Wir als Unternehmen profitieren heute noch von dem Projekt, denn wir konnten einige der Absolventen des Trainee-Programms in unseren Service- und Produkteinheiten in Sambia einstellen und ihre Erfahrungen und ihr Know-how nutzen.
Wir können die Erfahrungen aus diesem Projekt nicht direkt in anderen Projekten verwenden, denn es war in vielerlei Hinsicht einzigartig. Schließlich befassen wir uns als Energieunternehmen kaum mit der universitären Ausbildung von Ingenieuren. Aber das Projekt hat trotzdem Türen geöffnet und neue Perspektiven geschaffen: So versuche ich etwa, in anderen Kontexten die Ausbildung und Förderung junger Talente von Studierenden mit zu berücksichtigen und bringe dieses Thema immer wieder in interne Diskussionen ein. Unser Unternehmen engagiert sich sehr, um das Wohl der Gesellschaft zu verbessern, und ist in den Bereichen Bildung und Ausbildung sehr aktiv. Daher ist es gut möglich, dass wir nochmal ein ähnliches Projekt durchführen, wenn sich die Chance dafür ergibt.
AWE: Wie wirkte sich das Projekt auf die nachhaltige Entwicklung Sambias aus?
Lüns: Die Trainingsanlage wird nach wie vor in der täglichen Ausbildung an der Universität genutzt. Wie ich erfahren habe, wurde die Nutzung inzwischen sogar erweitert, weil die Universität die Anlage einem Trainings-Anbieter zur Verfügung stellt und damit Einkommen für die Instandhaltung, aber auch für die Lehre generieren kann.
Wir bildeten mit unserem Partner Professional Training Solutions GmbH Lehrende der Universität zu Methodik und Didaktik fort und modernisierten das Curriculum, sodass es heute auch aktuelle Themen wie erneuerbare Energien, Digitalisierung und Microgrids berücksichtigt. Zudem qualifizierten wir Trainerinnen und Trainer, die das erlernte Wissen und Know-how in die Breite tragen können – sozusagen ein Train-the-Trainer-Konzept. Und schließlich ermöglichten wir es einigen Studienabsolventinnen und -absolventen, für zwei Jahre in verschiedenen internationalen Bereichen unseres Unternehmens Erfahrungen zu sammeln, die sie dann in Sambia anwenden können.
Damit konnten wir langfristig zu einer modernen Ausbildung von Ingenieurinnen und Ingenieuren im Energiebereich beitragen. Viele junge Menschen konnten so ihr Wissen mit großer Freude und mit großem Enthusiasmus weiterentwickeln. Das ist für den gesamten Energiesektor in Sambia – und uns als Unternehmen - ein großer Gewinn und diese langfristigen Wirkungen erfüllen mich auch mit einem gewissen Stolz.
AWE: Welche Erfahrungen haben Sie in der Zusammenarbeit mit einem öffentlichen Akteur wie der DEG gemacht?
Lüns: Die Zusammenarbeit mit der DEG war super! Wir erhielten viel Unterstützung und fühlten uns die ganze Zeit sehr gut betreut, von der Ausarbeitung des Projektantrags bis zur Projektumsetzung und der Auszahlung der Mittel. Wir merkten: Da sitzen Profis, die sich mit den Herausforderungen, die Projekte in Afrika mit sich bringen, auskennen. Natürlich muss man sich als privates Unternehmen mit den Spielregeln eines öffentlichen Akteurs etwa zum Reporting vertraut machen, aber das kannten wir schon von vorherigen Kooperationen mit anderen öffentlichen Akteuren.
AWE: Was würden Sie heute anders machen?
Lüns: Eigentlich nichts. Es ist aber wichtig zu wissen, dass dies ein sehr intensives und anspruchsvolles Projekt war. Es passte nicht in unsere Standardprozesse, sodass wir intern viel diskutieren und immer wieder die Zustimmung des Managements einholen mussten. Zudem mussten intensive Integrity-Freigaben eingeholt werden, um Bestechungsansätze zu unterbinden. In einem Unternehmen wie Hitachi ABB Power Grids sehen es die etablierten Prozesse gar nicht vor, etwas an eine Einrichtung wie eine Universität zu verschenken.
AWE: Haben Sie einen Ratschlag für Unternehmen, die ein develoPPP-Projekt umsetzen möchten?
Lüns: Derartige Projekte benötigen einen langen Atem. Da gilt es durchzuhalten und auch mal für das Projekt zu kämpfen.
Wo es keine Standardprozesse gibt, muss immer wieder nach machbaren Lösungen gesucht werden. Und wir haben zum Beispiel Trainer ausgebildet, die ihr Wissen auch nach Projektende noch lange weitergeben können. Damit stellen wir sicher, nachhaltige Wirkungen in die Konzeption eines Projektes zu integrieren.
AWE: Herr Lüns, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Ihr Kontakt in der AWE
Carolin Welzel
Internationale Organisationen, develoPPP, InfoDesk Ukraine & Östliche Partnerschaft
+49 30 726256-97
carolin.welzel(at)wirtschaft-entwicklung.de
Hans Joachim Hebgen
Finanzierung, Textilwirtschaft, develoPPP, InfoDesk Ukraine und Östliche Partnerschaft
+49 228 446012-12
hans-joachim.hebgen(at)wirtschaft-entwicklung.de
Veröffentlicht am