Innovationspreis für deutsch-brasilianisches Ausbildungsmodell
Die Arbeitslosigkeit bei jungen Erwachsenen in Lateinamerika verschärft sich zunehmend, nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie. Eine oftmals fehlende Qualifizierung und praxisferne Ausbildungen gestalten den Berufseinstieg schwierig. Ein kürzlich prämiertes, duales Ausbildungsmodell der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer (AHK Rio de Janeiro) leistet einen wichtigen Beitrag zu der Gewinnung von Fachkräften und der beruflichen Bildung von jungen Erwachsenen.
Praxisnahe Berufsausbildung
Jungen Menschen in Lateinamerika eine wertvolle Ausbildung anbieten und sie bestmöglich für den Arbeitsmarkt qualifizieren – dieses Ziel verfolgt die Deutsch-Brasilianische Industrie- und Handelskammer Rio de Janeiro (AHK Rio de Janeiro) mit dem dualen Ausbildungsprogramm „Dual Study DHLA“. Seit bereits zwei Jahren bietet die AHK, in Zusammenarbeit mit ansässigen Wirtschaftsunternehmen und der AEDB-Universität, jungen Brasilianer:innen ein duales Hochschulstudium an, bei denen Vorlesungen mit praktischen Ausbildungselementen kombiniert werden.
Studierende können auf diesem Wege bereits Berufserfahrungen sammeln, die den Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprechen. Eine monatliche Vergütung erleichtert den Berufsanfänger:innen zudem die Finanzierung des Studiums. Das Studienmodell wird neben den Auslandshandelskammern auch durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt. Das von der GIZ umgesetzte Business Scouts for Development Programm (BSfD) begleitet den Studiengang, der aus einem vor rund zwanzig Jahren über das Förderprogramm develoPPP des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) unterstützten Pilotprojekt entstanden ist – ein gelungenes Beispiel für die nachhaltige Wirkung gemeinsamer Initiativen zwischen deutscher Entwicklungszusammenarbeit und Privatwirtschaft.
Mit diesem Modell überzeugte die AHK nun auch bedeutende Akteure aus dem Bereich Privatwirtschaft und Bildung. Der duale Studiengang wurde 2021 mit dem Innovationspreis in der Kategorie „Pädagogisches Management” ausgezeichnet, der vom wichtigsten Industrieverband Brasiliens – dem Federação das Indústrias do Estado de São Paulo (FIESP) - und Semesp, einer Organisation, die brasilianische Hochschulinstitutionen vertritt, verliehen wird. Der Innovationspreis würdigt zeitgemäße und fortschrittliche Praktiken im Bildungsbereich.
Der Geschäftsführer der AHK Rio de Janeiro, Hanno Erwes, freut sich, dass das Projekt, das auf der Idee der Dualen Hochschule Lateinamerika (DHLA) basiert, die Grenzen des brasilianischen Ausbildungswesens durchbricht und Innovation in den Ablauf der Berufsausbildung bringt. Möglich wird dies insbesondere auch durch die enge Zusammenarbeit mit Kooperationsunternehmen wie Volkswagen Trucks and Buses (VWCO). Auch dort ist man enthusiastisch: „Es ist erfreulich zu wissen, dass wir durch diese innovative Partnerschaft einen Beitrag zur Entwicklung vieler Studenten leisten“, so Robert Cortes, Präsident und CEO von VWCO in Brasilien.
Aktuell befindet sich der erste Jahrgang mit 29 Studierenden noch in der Ausbildung, die Berufsperspektiven sind aber bereits jetzt vielversprechend: Laut einer Studie des DHLA finden 87% der Absolvierenden eines dualen Lehrmodells einen Arbeitsplatz, 80% der Studierenden werden nach ihrem Abschluss von dem Unternehmen, in den sie ausgebildet wurden, eingestellt – die Hälfte davon sogar in Führungspositionen.
Unternehmen profitieren von qualifizierten Studierenden
Die Vorteile für Studierende des Ausbildungsprogrammes liegen also auf der Hand, aber auch die Ausbildungsunternehmen selbst profitieren: „Das Unternehmen beschäftigt Fachkräfte, die während des gesamten Studiums bereits auf die Bedürfnisse des Unternehmens ausgebildet werden und die Prozesse, Verfahren und die Identität des Unternehmens zusammen mit den theoretischen Inhalten lernen“, erläutert Erwes. Dadurch hätten die Unternehmen weniger Ausbildungs- und Rekrutierungskosten und können die Mitarbeitenden nach Maß ausbilden. Dass sich dieses Konzept bewährt, zeigt beispielsweise VWCO, das Unternehmen bietet vermehrt duale Ausbildungsplätze an.
Unternehmen, die im Rahmen des dualen Studiengangs an Kooperationen interessiert sind, können Kontakt zur AHK Rio de Janeiro aufnehmen, die die Auswahl je nach Ausbildungsbereich trifft und bei der Kontaktaufnahme und dem Vertragsabschluss mit der Universität berät. Derzeit wird in Resende der duale Studiengang Wirtschaftswissenschaften angeboten. Für 2022 ist ein weiterer Studiengang in Planung, für den Gespräche mit neuen Kooperationsunternehmen aufgenommen werden sollen.
Deutsch-brasilianische Entwicklungszusammenarbeit auf Erfolgskurs
Das Projekt ist nur ein Beispiel für gelungene deutsch-brasilianische Entwicklungszusammenarbeit. Nicht nur im Bereich Bildung, sondern auch in anderen Themenbereichen, wie beispielsweise der Kreislauf- und Wasserwirtschaft oder grüner Wasserstoff führt die enge Zusammenarbeit der AHKs mit den Programmen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der GIZ zu Erfolgen: „Die Zusammenarbeit mit der GIZ, insbesondere über das Business Scout for Development Programm ist sehr wichtig für die AHK in Rio, um ihre Position in den Nachhaltigkeitsthemen zu stärken. Durch den engen Kontakt nach Deutschland und zur GIZ können neue Themen sehr schnell neu besetzt und die Position Deutschlands und der deutschen Wirtschaft gestärkt werden“, so Erwes.
Ihr Kontakt
Peter Hirsch
Regionalleiter Lateinamerika
Business Scouts for Development
peter.hirsch(at)giz.de
+49 6196 79-2965
Veröffentlicht am