Investitionen als Katalysator für die wirtschaftliche Transformation in Ghana
Die neue EU-Afrika-Strategie, die voraussichtlich 2021 auf dem 6. AU-EU-Gipfeltreffen beschlossen wird, will die partnerschaftliche Zusammenarbeit in ausgewählten Schlüsselbereichen stärken. Um Chancen für die angestrebte deutliche Aufstockung ökologisch, sozial und finanziell nachhaltiger und klimaresilienter Investitionen aufzuzeigen, präsentiert die AWE Einschätzungen afrikanischer Wirtschaftsvertreter zu Investitionspotenzialen in ausgewählten Branchen. Im fünften Beitrag der Reihe Chancenkontinent Afrika erklärt Yofi Grant (Geschäftsführer des Ghana Investment Promotion Centre), warum Ghana für ihn das Land der drei O’s ist. Das Gespräch führte Dr. Alawi Swabury.
Stabilität, Wachstum und Industrialisierung
Dank gefestigter Demokratie und durch beständiges Wirtschaftswachstum gilt Ghana als regionaler Stabilitätsanker. Ghana verfolgt aktuell eine 10-Punkte Industrial Transformation Agenda. Mit großen Infrastrukturprogrammen, dem Aufbau von Industrieparks sowie dem One District – One Factory-Programm soll die noch fortbestehende Abhängigkeit der ghanaischen Wirtschaft vom Export unverarbeiteter Rohstoffe wie Gold, Rohöl und Kakaobohnen reduziert werden. Hier bietet sich dem westafrikanischen Land ein hohes Potenzial zur Steigerung der lokalen Wertschöpfung. Aus Sicht von Yofi Grant können auch ausländische Unternehmen davon profitieren:
„Vor allem in den Bereichen Infrastruktur, erneuerbare und nachhaltige Energien, Tourismus, Technologieinfrastruktur und Gesundheit bietet Ghana große Chancen für ausländische Investoren.“
Yofi Grant, Geschäftsführer des Ghana Investment Promotion Centre
Die seit 2019 verfolgte Strategie „Ghana Beyond Aid“ sieht privatwirtschaftliches Engagement als zentrales Moment einer ghanaischen Wirtschaftsentwicklung, die eine Handels- und Investitionsbasierte Wirtschaftskooperation an die Stelle traditioneller entwicklungspolitischer Kooperation setzt. Yofi Grant ist überzeugt, dass dafür sowohl technologischer Fortschritt, Finanzierungen für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) als auch die Zugangssicherung zu internationalen Märkten wichtig sind.
„Hinsichtlich des Aufbaus von Kapazitäten sowie Strukturreformen hat Ghana in hohem Maße vom Compact mit Afrika profitiert.“
Yofi Grant, Geschäftsführer des Ghana Investment Promotion Centre
Internationale Wirtschaftszusammenarbeit
Auch auf internationaler Ebene unterstützt Ghana Pläne zur Stärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Im Rahmen des AU-Vorhabens zur Schaffung einer kontinentalen Freihandelszone (AfCFTA) erlangte das westafrikanische Land zuletzt besondere Aufmerksamkeit: Seit kurzem befindet sich in der Hauptstadt Accra das für die Implementierung zuständige Sekretariat. Überdies pflegt Ghana als Teil des von der deutschen Bundesregierung initiierten „Compact with Africa“ eine besondere Verbindung zu Deutschland:
Als erstes Land in Subsahara-Afrika richtete Deutschland mit Ghana einen gemeinsamen Wirtschaftsrat ein. Unterstützt durch das Institutionelle Partnerschaftsprogramm des BMWi soll die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern intensiviert werden. Mit Blick auf die angestrebte industrielle Transformation des Landes leistet VW mit der Errichtung eines Fahrzeug-Montagewerks in Accra einen Beitrag zur Entwicklung einer modernen Automobilindustrie in Ghana.
Zukunftsaussichten
Wie in vielen afrikanischen Ländern fielen die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Ghana weniger drastisch aus als in anderen Regionen der Welt. Nach Angabe von Yofi Grant liegt beispielsweise die Sterblichkeitsrate im Zusammenhang mit COVID-19 in Ghana bei lediglich 0,6% - ein geringer Wert im weltweiten Vergleich. Dennoch blieb die ghanaische Wirtschaft nicht von den negativen Folgen der Pandemie verschont. So verringerte sich das für 2020 prognostizierte Wirtschaftswachstum von ursprünglich 6,8 auf lediglich 2,2 Prozent. Gleichwohl bleibt der Vorsitzende der ghanaischen Investitionsförderungsbehörde zuversichtlich:
„Wir verfügen über Ressourcen und treiben strukturelle Reformen zur Investitionserleichterung voran. Daher nennen wir Ghana das Land der drei Os: Offenheit, Optionen und Optimismus.“
Yofi Grant, Geschäftsführer des Ghana Investment Promotion Centre
Neben privatwirtschaftlichen Kooperationen sei Ghana für den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach der Pandemie auch auf internationale Kredite mit guten Konditionen angewiesen. Nach Ansicht von Yofi Grant könnte etwa die EU ihr Angebot an Kreditprogrammen ausbauen. Gezielte finanzielle Unterstützung für kleine und mittelständische Unternehmen könnte somit bei der Wertschöpfungssteigerung und der Schaffung von Arbeitsplätzen helfen. Mit zahlreichen Förder- und Finanzierungsprogrammen leistet die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH in diesem Zusammenhang bereits einen wertvollen Beitrag. Beispielsweise förderte die DEG mit Mitteln aus dem AfricaConnect-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein Münchner Startup, das in Ghana faire Schokolade produziert. Durch Fachkräftetraining und Vermittlung internationaler Qualitätsstandards qualifiziert die GIZ ghanaische Textilproduzenten im Rahmen einer durch das develoPPP-Programm geförderten Entwicklungspartnerschaft für den Export.
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