Strahlenschutz für die Ukraine. develoPPP machts möglich.
Seit März schult die G.E.O.S. mit ihrem Partner IAF-Radioökologie im Rahmen eines develoPPP-Programms Ukrainer:innen im Strahlenschutz. Die mittelständischen Unternehmen sehen darin eine Möglichkeit, der ukrainischen Bevölkerung zu helfen und sich gleichzeitig einen neuen Markt zu erschließen. Wir sprachen mit Anna Belousova, Projektmanagerin Auslandsprojekte bei G.E.O.S., über das Projekt und die Unterstützung durch das develoPPP-Programm des Bundeministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ).
AWE: Was genau machen Sie in diesem develoPPP-Projekt?
Anna Belousova: Gemeinsam mit unseren Partnern IAF Radioökologie und Ecomonitor schulen wir Mitarbeitende aus ukrainischen Laboren, Baufirmen, Ministerien und Strahlenschutzinstituten im Bereich Strahlenschutz. Wir wollen Wissen vermitteln, mit dem die Teilnehmer:innen der Schulungen radioaktive Abfälle und verlorengegangene radioaktive Quellen identifizieren und kategorisieren können. Auf Grundlage dieser Ergebnisse helfen wir unseren ukrainischen Partnern, Finanzierungen bei internationalen Geberorganisationen zu beantragen. Sobald der Krieg beendet ist, wollen wir die Sanierungsprojekte umsetzen. Dieses develoPPP-Projekt betrachten wir als integralen Bestandteil unseres Geschäftsprozesses.
Radioaktive Belastungen durch den Krieg
AWE: Wie entstand die Idee für dieses Projekt?
Anna Belousova: Unsere Partner IAF-Radioökologie und Ecomonitor, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten, führten im letzten Jahr für die OSZE eine Studie durch. Darin bewerteten IAF-Radioökologie und Ecomonitor, welche radioaktive und nukleare Belastungen durch den Krieg bereits 2022 entstanden waren und welche Belastungen ggf. noch auftreten können. Conflict and Environment Observatory erstellte eine Zusammenfassung der Studie. Diese Studie zeigte, dass die Ukraine derzeit aufgrund von zerstörten oder ausgeraubten Laboren nicht in der Lage ist, radioaktive Kontaminationen und radioaktive Quellen zu überwachen, was ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellt. Auch bei der Beseitigung der radioaktiven Kontaminationen und die Sicherstellung radioaktiver Quellen fehlen derzeit erhebliche Ressourcen. G.E.O.S. kennt die Ukraine schon aus der Zeit vor dem Krieg, weil wir dort Sanierungsprojekte im Uranbergbau durchgeführt haben. Als gebürtige Ukrainerin ist es mir eine Herzensangelegenheit, den Menschen vor Ort zu helfen. Also überlegten wir gemeinsam mit Firmen und dem Energieministerium in der Ukraine, wie wir die Ukraine am besten dabei unterstützen könnten, das Problem zu lösen – auch schon mit Blick auf die Zeit nach dem Krieg.
AWE: …und für die Umsetzung der Idee haben Sie sich an der develoPPP-Ideenwettbewerb beteiligt?
Anna Belousova: Ja, wir führen bereits ein develoPPP-Projekt in Nepal durch, in dem wir sehr gute Erfahrungen gesammelt haben. Als der Sonderwettbewerb für die Ukraine ausgeschrieben wurde, haben wir uns mit unserer Idee beworben. Wir sind sehr glücklich, dass sie ausgewählt wurde. Das Projekt ist im März gestartet und läuft zwei Jahre. Die Hälfte der Projektkosten in Höhe von insgesamt 600.347 Euro steuert das BMZ über das develoPPP-Programm bei.
Das Wichtigste ist eine gute Projektidee
AWE: Wie lief der Bewerbungsprozess für das develoPPP-Programm?
Anna Belousova: Die Bewerbung war erfreulicherweise sehr einfach. Das Wichtigste ist eine gute Projektidee. Diese skizzieren die Bewerber:innen zunächst in einer Vorlage, die die DEG bzw. die GIZ im nächsten Schritt prüfen. Wird die Idee ausgewählt, beschreiben die Bewerber:innen das Projekt in einem Antrag ausführlicher, fügen den Handelsregisterauszug sowie den letzten Jahresabschluss hinzu und reichen alles ein. Nach einer weiteren Prüfung erhalten sie die Zu- bzw. Absage.
Am schwierigsten fand ich, die Idee auf nur 12 Seiten so zu verfassen, dass auch Fachfremde sie verstehen können. Die zuständige Projektmanagerin der DEG hat uns hierbei sehr kompetent unterstützt. Die Betreuung war und ist hervorragend.
AWE: Wie lange dauert der Bewerbungsprozess?
Anna Belousova: Zwischen Einreichung der Projektskizze im November 2023 und der Zusage im Februar 2024 lagen weniger als vier Monate. Beim Ausfüllen der Bewerbungsunterlagen half uns allerdings auch unsere Erfahrung aus dem Nepal-Projekt. Hier dauerte der Prozess insgesamt rund fünf Monate.
AWE: Was raten Sie anderen Unternehmen, die in der Ukraine neue Geschäftsbeziehungen aufzubauen wollen?
Anna Belousova: Suchen Sie sich zunächst lokale Partner. Diese sind unbedingt notwendig, um das Risiko richtig einschätzen zu können, und sie helfen, die Bedarfe vor Ort zu identifizieren. Zudem unterstützen lokale Partner dabei, bürokratische Hürden zu überwinden. Wir hatten bereits bestehende Kontakte zu Ecomonitor, die in diesem Projekt als Sub-Consultant fungieren. Für Unternehmen ohne bestehende Kontakte empfiehlt es sich, Partner über die AHK, Veranstaltungen oder Kontaktbörsen zu finden.
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