Nachhaltige Lieferketten: So wird Ihr Unternehmen CO2-neutral
Es knackt am Fuße des Mount-Kenya-Massivs. In der Region Embu, etwa 120 Kilometer nordöstlich von Nairobi, sind die Mitarbeitenden des deutsch-kenianischen Unternehmens LIMBUA am Werk. Sie verarbeiten die nächste Ernte reifer Macadamia-Nüsse. Nach dem Trocknen brechen die Kleinbäuer:innen die extrem harte Schale mit speziellen Nussknackern auf. Ans Licht kommt ein aromatischer Snack, der später zum Beispiel in Deutschland in Müslis, Kuchen oder Süßigkeiten landet.
Übrig bleiben die ungenießbaren Nusshülsen – und zwar rund 3.000 Tonnen im Jahr. LIMBUA fand hierfür eine nachhaltige Lösung im Sinne der Kreislaufwirtschaft: Die Schalen nutzt der Produzent jetzt als Brennstoff für die Trocknungsöfen. Auch die Kohle will das Unternehmen danach noch weiterverwenden und plant derzeit ein Projekt: „Wir wollen die Pflanzenkohle auf die Farmen zurückbringen und so die Böden mit Kohlenstoff versorgen. Dieser dient auch als Schwamm, der Wasser speichert – was in Zeiten der Klimakrise in Kenia wirklich Gold wert ist. Das Gleiche gilt für Nährstoffe, die in der Pflanzenkohle gespeichert werden können“, sagt Gründer und Geschäftsführer Matti Spiecker.
Durch kurze Wege CO2-Ausstoß reduzieren
Neben der Abfallproduktion möchte das Unternehmen außerdem seinen CO2-Ausstoß verringern: Mittels eines Holzvergaser-Blockheizkraftwerks produziert LIMBUA Strom aus den Macadamia-Schalen. Die Produktionsstätten laufen außerdem mit Strom aus Photovoltaik-Anlagen, die LIMBUA mit Unterstützung des Programms ImpactConnect der DEG - Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft finanzierte.
Sowieso findet die Produktion bei LIMBUA auf kleinem Raum statt – Felder und Werk sind unweit voneinander entfernt und die meisten Mitarbeitenden wohnen gleich in der Nähe. Das heißt: Der Arbeitsweg ist kurz, es gibt wenig Zwischenlieferanten und der CO2-Ausstoß wird geringer. Nach Europa transportiert LIMBUA die Ware zudem ausschließlich per Seefracht.
Warum Lieferketten dekarbonisieren?
Europäische Unternehmen wie LIMBUA arbeiten mit großer Ernsthaftigkeit an der Klimaneutralität ihrer Wertschöpfungs- und Lieferketten. Das ist kein Zufall. Es sprechen viele Gründe für die Auseinandersetzung mit diesem Thema.
Einerseits erwarten Investor:innen, Kundinnen und Kunden, Mitarbeitende sowie die allgemeine Öffentlichkeit von Unternehmen einen aktiven Beitrag zur Eindämmung der Erderwärmung und somit zur Senkung ihrer Treibhausgasemissionen.
Andererseits wächst der regulative Druck seitens der Europäischen Kommission: Firmen müssen gesetzliche Vorgaben zur Offenlegung von Maßnahmen für Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive – CSRD, EU-Taxonomie) und in der Lieferkette (Corporate Sustainability Due Diligence Directive – CSDDD) beachten. Zu den wesentlichen Bestandteilen dieser Vorgaben zählt die Pflicht zur Dokumentation von Maßnahmen zur Abkehr von fossilen Energieträgern und zur Kompensation von klimaschädlichen Emissionen.
Dies schließt auch die wirtschaftliche Aktivität in Entwicklungs- und Schwellenländern ein – und den CO2-Abdruck, der aus der Lieferkette entsteht. Und dieser ist nicht unerheblich: Die Emissionen aus der Lieferkette sind 11,4-mal höher als der direkte Ausstoß des Unternehmens.
Nicht zuletzt tragen europäische Unternehmen eine große Verantwortung in Entwicklungs- und Schwellenländern. Denn die EU hat als weltweit zweitgrößter Exporteur und drittgrößte Importeur von Waren erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft in anderen Ländern – und damit auch auf deren Öko- und Sozialbilanz.
Nachhaltige Lieferkette: Wo Sie ansetzen können
Betrachten Sie Ihre Produktion und Ihre Lieferkette von der Rohstoffgewinnung über die Veredelung bis hin zur Entsorgung oder Wiederverwertung. An Ihren Standorten in Entwicklungs- und Schwellenländern sollten Sie auch Zulieferer dabei unterstützen, ein nachhaltiges Kreislaufkonzept umzusetzen. Achten Sie außerdem darauf, Lieferanten mit einem geringen CO2-Fußabdruck zu beauftragen.
Investieren Sie in erneuerbare Energien an Ihren Produktionsstandorten sowie für den Transport. Und unterstützen Sie auch Ihre Zulieferer dabei, CO2-neutral zu produzieren und zu liefern. Achten Sie bei der Auswahl neuer Lieferanten unbedingt auf deren CO2-Bilanz und informieren Sie sich genau, bevor Sie sich entscheiden.
Energieeffizienz kann sich für Sie langfristig auszahlen. Investieren Sie in energieeffiziente Produktionsanlagen. Neue Anlagen produzieren nicht nur weniger CO2-Ausstoß, sondern können auch die Qualität Ihrer Produkte erhöhen.
Bauen Sie einen Bereich für ein umfassendes Nachhaltigkeits-Reporting auf und prüfen Sie Ihren CO2-Fußabdruck genau. Das Greenhouse Gas (GHG) Protocol kann Ihnen dafür ein Leitfaden sein.
Nicht nur Sie als Unternehmen direkt stoßen CO2 aus, auch die sogenannten Scope-3-Emissionen haben eine große Relevanz für die Umweltbelastung: Scope-3-Emissionen sind alle Emissionen entlang der Wertschöpfungskette, die Sie als Unternehmen nicht direkt produzieren, sondern zum Beispiel Lieferanten, Mitarbeitende oder Beteiligte anderer Unternehmen. Sie machen durchschnittlich 75 Prozent der Gesamtemissionen von Unternehmen aus. Beim Reporting kann Ihnen das GHG Protocol als Anleitung dienen.
Emissionen, die bis auf Weiteres nicht vermieden werden können, können Sie durch finanzielle Unterstützung von zertifizierten Klimaschutzprojekten ausgleichen. Für die Berechnung Ihrer Emissionen existieren gängige Standards. Und für den Ausgleich der berechneten Emissionen können Sie beispielsweise Projekte in den Bereichen Waldschutz, Aufforstung, regenerative Landwirtschaft oder erneuerbare Energien unterstützen.
Dekarbonisieren lohnt sich
Die gute Nachricht: Maßnahmen wie die der Kreislaufwirtschaft zahlen sich für Unternehmen aus. Denn viele von ihnen führen für sie zu Kosteneinsparungen. Beispielsweise können Unternehmen durch den Einsatz energieeffizienter Transportmittel und mit geschickter Routenplanung langfristig Geld sparen. Zudem können Unternehmen, die sich an ihren Produktionsstandorten und in ihren Zielmärkten für Klimaschutz einsetzen, ihre Reputation und ihren Markenwert steigern. Dies kann dazu beitragen, neue Kunden zu gewinnen und bestehende Kunden zu halten. Bis 2030 könnte konsequent umgesetzter Klimaschutz so weltweit einenvolkswirtschaftlichen Nutzen in Höhe 26 Billionen US-Dollar bringen.
Im Folgenden erfahren Sie, was Sie beachten müssen und welche Schritte Sie als Unternehmen konkret gehen können, um Ihre Lieferketten nachhaltiger zu machen und so Ihre CO2-Bilanz zu verbessern
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