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Projektfinanzierung weltweit: Hand in Hand mit internationalen Organisationen

Beratungssituation

Wie europäische Unternehmen und deutsche KMU mit Entwicklungsbanken ins Geschäft kommen – darum ging es in der vierteiligen Veranstaltungsreihe „Worldbank and Co.“ der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE). Zum Abschluss stellten Experten der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH, der Weltbanktochter International Finance Corporation (IFC), der IDB Invest, Teil der Inter-American Development Bank (IDB), und der Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) ihre Finanzierungsangebote vor. 

Insgesamt informierten sich rund 500 Unternehmen im Rahmen der Webinarreihe über Investitionschancen in Schwellen- und Entwicklungsländern – und auch beim letzten Expertentalk, den die AWE zusammen mit dem Washingtoner Verbindungsbüro des Bundesverbands der Deutschen Industrie und des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, kurz: RGIT (Representative of German Industry and Trade), organisierte, war die Resonanz hoch. Im Mittelpunkt standen Entwicklungsfinanzierungen und wie europäische Unternehmen das Angebot multilateraler Organisationen am besten nutzen. „Wenden Sie sich früh an die Institutionen, damit diese prüfen können, wie sie Ihr Vorhaben unterstützen können – ob durch Finanzierung, Vermittlung oder Netzwerkkontakte“, lautete am Ende des Webinars der wichtigste Tipp von RGIT-Leiter Christoph Schemionek. Denn ob die Organisationen ein Projekt finanzieren und welche Optionen dabei infrage kommen, hängt vom Zusammenspiel unterschiedlicher Kriterien ab: Relevant sind unter anderem die Branche, der Zielmarkt, das Finanzierungsvolumen, die unternehmerische Erfahrung der Antragstellenden sowie der Innovationscharakter des Projektes und sein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung.

Online Workshopreihe Weltbank I: Einführung und Vergabeverfahren

Grafik Online-Workshopreihe Weltbank

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DEG: Maßgeschneiderte Finanzierung durch AfricaConnect

Die DEG unterstützt Privatunternehmen, vor allem mittelständische Familienunternehmen mit Jahresumsätzen bis 500 Millionen Euro, auf dem Weg in Zukunftsmärkte mit maßgeschneiderten Finanzierungslösungen. „Daher wollen wir mit unseren Kunden so früh wie möglich ins Gespräch kommen“, sagte DEG-Vizepräsident Florian von Eisenhart-Rothe. So könne die DEG Unternehmen in allen Phasen unterstützen: im Vorfeld bei Machbarkeitsstudien, in der Wachstumsphase und bei größeren Investitionsplänen mit Darlehen oder einer langfristigen Eigenkapital- bzw. Mischfinanzierung. Die von der DEG umgesetzte AfricaConnect-Finanzierung im Rahmen des Entwicklungsinvestitionsfonds der Bundesregierung hat dabei den Zukunftsmarkt Afrika in den Fokus gerückt. „In der Regel startet unsere Finanzierung bei Beträgen ab fünf Millionen Euro, in Bereichen wie erneuerbare Energien ab 15 Millionen“, so von Eisenhart-Rothe. AfricaConnect fülle jetzt eine Lücke: „Wir können darüber auch Summen zwischen 750.000 und vier Millionen Euro finanzieren.“ Zudem sei das Programm grundsätzlich niedrigschwellig, die Konditionen seien attraktiv – gerade bei der AfricaConnect COVID-19 Sonderfinanzierung mit ihren besonders niedrigen Zinssätzen. 

IFC: „Wir stellen gern Kontakt zu unseren weltweiten Büros her“

„Unser Ziel ist es nicht nur, Unternehmen in aufstrebenden Märkten zu finanzieren, sondern in diesen Ländern auch zur Entwicklung beizutragen“, stellte Max Klein die International Finance Corporation (IFC) vor. Innerhalb der Weltbankgruppe ist die IFC für privatwirtschaftliches Engagement zuständig. „Am Standort Frankfurt ist es unser Auftrag, deutsche Unternehmen vom KMU bis zum Großkonzern dabei zu unterstützen, ihre Chancen weltweit zu erkunden und zu nutzen.“ Dafür steht ein Netzwerk mit mehr als 100 Büros in 95 Ländern zur Verfügung. Sein Team stelle gern den Kontakt zu den Expertinnen und Experten vor Ort her, so Klein. Neben der Finanzierung von Projekten hilft die IFC auch dabei, Kapital zu mobilisieren. Es ist Teil des Geschäftsmodells, Unternehmen, deren Projekte nicht direkt finanziert werden können, an Partnerbanken zu vermitteln – diese bieten dann mit IFC-Unterstützung die nötigen Darlehen an. Entsprechend haben Finanzinvestitionen einen Anteil von knapp 40 Prozent am IFC-Portfolio. Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen tragen dazu rund 20 Prozent bei, weitere Investitionen verteilen sich auf zahlreiche und diverse Sektoren von Agrar bis hin zu Telekommunikation und IT. „Wir wollen nur in Sektoren investieren, die vor Ort tatsächlich die wirtschaftliche Entwicklung voranbringen. Gleichzeitig fragen wir bei jedem Projekt aber auch, ob es sich wirtschaftlich rechnet“, sagte Klein. 

Unternehmensbeispiele aus Uganda und Osteuropa

Aktuell sei man auf Zukunftsmärkten weltweit tätig und wolle das Engagement im mittleren Osten und in Nordafrika (MENA) sowie Subsahara-Afrika ausbauen. Gerade die am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries, LDC) sollen in Zukunft gestärkt werden, so Klein. Dafür stünde künftig eine „erweiterte Toolbox“ zur Verfügung. In den LDC ließen sich schließlich beide Ziele – nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu fördern und unternehmerische Chancen zu nutzen – gut verknüpfen, da es großes Wachstumspotenzial gebe und die Margen hoch seien. Hier stellte Klein ein Fallbeispiel des deutschen Dünger- und Salzproduzenten K + S AG vor, der mithilfe eines 11-Millionen-Dollar-Kredits der IFC zusammen mit einem lokalen Unternehmen ein Joint-Venture in Uganda umsetzt. Im zweiten Fallbeispiel nutzte die Schwarz-Gruppe, zu der die Ketten Lidl und Kaufland zählen, eine Finanzierung der IFC zur Expansion in Osteuropa und profitierte dabei auch von deren Beratung im Bereich Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, etwa zur Zertifizierung grüner Gebäude. 

IDB Invest: Unterstützung in Lateinamerika und der Karibik

Als Teil der Inter-American Development Bank (IDB) konzentriert sich IDB Invest auf Darlehen, Garantien, Eigenkapital- und Mischfinanzierungen für Privatunternehmen, die in Lateinamerika und der Karibik investieren. „In der Region sind wir in jedem Land präsent“, sagte Teamleiter Rodrigo Navas. Drei Sektoren stehen im Fokus der Aktivitäten: Infrastruktur (z. B. Wasser, Energie, Verkehr), Unternehmen (z. B. verarbeitendes Gewerbe, Tourismus) und Finanzvermittlung. 20,6 Milliarden US-Dollar habe IDB Invest in den letzten viereinhalb Jahren investiert, so Navas. Ob ein Vorhaben letztlich für eine Finanzierung in Frage komme, hänge dabei vor allem vom Zielland ab: Während in kleineren Märkten wie Haiti bereits Projekte ab einem Investitionsvolumen von fünf Millionen US-Dollar für IDB Invest interessant sein könnten, liege dieser Schwellenwert in mittleren Märkten wie Kolumbien und Peru bei 15 bis 20 Millionen US-Dollar, in großen Märkten wie Mexiko und Brasilien bei 25 Millionen. Komme ein Projekt für die Finanzierung in Frage, bemühe man sich, die Unternehmensprüfung in drei bis sechs Monaten abzuschließen und Kosten im Vorfeld niedrig zu halten. „Allerdings ist die Nachfrage nach multilateraler Finanzierung in den letzten Monaten durch die Decke gegangen“, berichtete Navas, da durch die Pandemie und ihre Folgen eine Finanzierung über klassische Geschäftsbanken schwierig geworden sei. Die Due-Diligence-Prüfung – eine sorgfältige Analyse der Stärken, Schwächen und damit verbundenen Risiken – sei auch für die Unternehmen wertvoll, ergänzte Florian von Eisenhart-Rothe (DEG). Schließlich würden so Schwachstellen sichtbar, die ein Vorhaben gefährden könnten.

AIIB: Zukunfts-Infrastrukturen für asiatische Märkte

„Wir wollen die Infrastruktur von morgen finanzieren“, fasste anschließend Camillo-Georg Freiherr von Müller die Mission der Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) zusammen – „lean, clean and green“ sei dabei das Motto. Inhaltlich liegt ein Schwerpunkt der AIIB-Investitionen auf Großprojekten im Bereich grüne Infrastrukturen, Transport, technische Infrastruktur und Finanzen; Indien, Indonesien und die Türkei führen die Liste der wichtigsten Zielländer an. 2016 gegründet, ist die AIIB heute mit 103 Mitgliedern die zweitgrößte der multilateralen Entwicklungsbanken. Die wichtigsten Shareholder sind China mit einem Anteil von 30 Prozent, Indien, Russland und Deutschland. „Wir wollen mittelfristig jährlich 12 bis 14 Milliarden US-Dollar investieren“, so Müller. Für mittelständische Unternehmen aus Deutschland seien Projekt- und Unternehmensausschreibungen ein guter Weg, um mit der AIIB zu kooperieren. Um die Erfolgschancen bei der Ausschreibung großer Infrastrukturprojekte zu erhöhen, empfahl er, Netzwerke wie den Ostasiatischen Verein e. V. zu nutzen und sich als Subunternehmer mit großen Konzernen zu einem Konsortium zusammenzuschließen. Lediglich in strategischen Zukunftsbereichen wie Gesundheitswirtschaft oder Digitalisierung hätten hingegen auch weniger umfangreiche Projekte ab 30 Millionen eine Chance auf eine AIIB-Finanzierung.

Sie interessieren sich für Geschäftsmöglichkeiten in Schwellen- und Entwicklungsländern und planen, sich an einem Ausschreibungsverfahren der multilateralen Entwicklungsbanken zu beteiligen? Oder fragen Sie sich, welcher Partner Sie bei der Finanzierung unterstützen könnte? Wir haben das Know-how und die Erfahrung, um Sie bei Ihrem Engagement in Zukunftsmärkten weiterzubringen. Seniorberaterin Carolin Welzel  betreut bei der AWE den Bereich Internationale Organisationen und berät Sie gern.

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Carolin Welzel

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