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Die Sonne gibt Hoffnung - Solarenergie in der Ukraine

Ein unternehmerisches Engagement im Kriegsgebiet? Für Biolandwirt Martin Ritter aus Franken war es keine Frage. Schon seit Jahren baut er in der Ukraine erfolgreich biologisches Obst und Gemüse an. Doch als der Krieg begann, war für ihn klar, dass seine Verantwortung über den Acker hinausreicht. Kurzerhand brachte er nicht nur dutzende Frauen und Kinder aus den gefährdeten Gebieten nach Ostheim vor der Rhön in Sicherheit, sondern arbeitet nun auch an dem Wiederaufbau der Landwirtschaft und einer nachhaltigen Energiegewinnung in der Region Riwne. Zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und dem Partnerunternehmen RSN Trade LLC soll die Abhängigkeit vom ukrainischen Stromnetz reduziert, eine sichere Energieversorgung für die Landwirtschaft geschaffen und überschüssiger Strom ins Netz eingespeist werden.

Die Ukraine steht vor neuen Herausforderungen: Der Krieg hat das Land wirtschaftlich nachhaltig erschüttert und kritische Infrastrukturen wie die Energieversorgung getroffen, die für das tägliche Leben und den Wiederaufbau des Landes unerlässlich sind. Besonders die Landwirtschaft spürt die Auswirkungen deutlich. Unterbrochene Energieversorgungsketten und unsichere Stromquellen gefährden die Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln. Viele Betriebe der Obst- und Gemüseindustrie kämpfen, um ihre Felder zu bewässern und ihre Ernten rechtzeitig zu verarbeiten, wozu auch das angemessene Einfrieren der Produkte gehört.
Trotz der Herausforderungen gibt es Hoffnungsschimmer: Inmitten des Wandels und der Unsicherheit entstehen wegweisende Projekte in der Ukraine. Eines davon ist die Installation von Solaranlagen in der Region Riwne durch die Unternehmen Organic Life GmbH und RSN Trade LLC, die nicht nur landwirtschaftliche Betriebe, sondern auch kritische Infrastrukturen mit sauberer Energie versorgen wollen.

Zuverlässige Energieversorgung für die Ukraine

Hinter jedem Fortschritt stehen Menschen, die mit ihrer Leidenschaft und ihrem Engagement den Wandel vorantreiben. Einer dieser Menschen ist Martin Ritter. Der Biolandwirt und Leiter von Organic Life GmbH, einem deutschen Familienunternehmen mit Fokus auf dem Anbau ökologischer Agrarprodukte, baut Bio-Holunder, Hafer und Quitten in der unterfränkischen Rhön an. Vor sieben Jahren fing er an, auch im Westen der Ukraine Felder zu bewirtschaften - ursprünglich, um Zucker für eine Biolimonade zu gewinnen. Auf rund 4.000 Hektar Land kultiviert er vor Ort nun neben Beeren auch Soja, Mais und Getreide. Er ist dort eine Art Ökopionier, kennt die Region gut und ist immer bedacht, auch etwas wieder in die Region zurückzugeben. In jedem Dorf, in dem er seine Felder habe, beschäftige Ritter zum Beispiel auch ältere Frauen, die sonst kaum die Möglichkeit zur Arbeit hätten. Als der Krieg ausbrach, organisierte er mit Hilfe seines Netzwerks Unterstützung für die Menschen vor Ort und evakuierte rund 30 Frauen und Kinder von seinem Hof bei Riwne. Doch hier hört sein Engagement nicht auf. „Als Mensch und Unternehmer kann ich nicht einfach nur dasitzen, abwarten und nichts tun, während woanders dringend Hilfe und Lösungen benötigt werden“, erklärt Martin Ritter. Nach dem erfolgreichen Aufbau einer Hilfsgüter-Lieferkette in den Westen der Ukraine, die bis heute besteht, will er gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) die Energieversorgung nachhaltig sowie unabhängig vom ukrainischen Stromnetz aufbauen, Kapazitäten für eine effiziente Energienutzung in der Region Riwne verbessern und den Mangel an ausreichendem Lagerraum für tiefgefrorene Gemüseprodukte beheben. So sollen die wertvollen landwirtschaftlichen Erträge und Versorgung in der Region sichergestellt werden. 

„Das Thema Energieeffizienz in der landwirtschaftlichen Produktion ist während der anhaltenden kriegsbedingten Stromausfälle in der Ukraine akut geworden“, so Martin Ritter. Die Einführung neuer Energietechnologien ist ebenso wichtig wie die Weiterbildung der Landjugend und Landwirte über verschiedene Aspekte klimafreundlicher Methoden, wie Solar- und Windenergie, Bioabfallverwertung, lokale Biodüngerproduktion und andere nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken. „Nur gemeinsam mit lokalen Unternehmen, Pädagogen und Gemeindeverwaltungen ist das zu schaffen. Daher bin ich glücklich, dieses wichtige Anliegen gemeinsam mit der GIZ in Riwne voranzubringen“, so Ritter. 

Organic Life GmbH und RSN Trade LLC setzen das Projekt in Riwne mit der GIZ im Rahmen des develoPPP-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) um. RSN Trade LLC ist ein ukrainisches Unternehmen, das Ritter 2016 gemeinsam mit Viktor Shcherbachuk gründete und sich auf den Anbau von Getreide, Bio-Beeren und Gemüse spezialisiert hat. 
Neben der Unterstützung der Landwirte vor Ort steht auch die weitere langfristige Stärkung der deutsch-ukrainischen Handelsbeziehungen im Projektfokus. Gemeinsam wollen die Unternehmen daher den Export von Bio-Agrarprodukten aus der Ukraine ausbauen. RSN Trade LLC verfolgt das Ziel, seine Produkte nicht nur für den heimischen Markt zu produzieren, sondern auch erfolgreich in die EU zu exportieren. Damit würden sich dem Unternehmen, das eine starke Präsenz auf internationalen Märkten anstrebt, neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen.

Sonnenenergie eröffnet Chancen für die Verarbeitung von Bio-Obst und -Gemüse und lokale Gemeinschaften

Herzstück des Projekts ist eine Solaranlage mit einer Leistung von 305 Kilowatt, um eine Gefrieranlage für Beeren und Gemüse mit Strom zu versorgen. Darüber hinaus wird innerhalb der Gefrieranlage eine 80-Tonnen-Lagerkammer für die Lagerung von gefrorenen Beeren und Gemüse gebaut und in Betrieb genommen. In der Gefrieranlage sollen sowohl die von RSN Trade LLC angebauten Beeren als auch die von örtlichen Landwirten aus den umliegenden Gemeinden an das Unternehmen gelieferten und verkauften Beeren gelagert werden. Ein Großteil des erzeugten Stroms wird für den Betrieb der Gefrieranlage verwendet. Der Überschuss wird in das zentrale Stromnetz der Ukraine eingespeist und stabilisiert die Energieversorgung in der Region.
Darüber hinaus wird zur weiteren Unterstützung kritischer Infrastruktureinrichtungen in Riwne, die auf zuverlässige Stromquellen angewiesen sind, eine 17-kW-Solaranlage beschafft und im örtlichen Krankenhaus installiert. „Das Design dieser 17-kW-Solaranlage ermöglicht das Hinzufügen zusätzlicher Solarmodule bei Notfällen, Stromausfällen und anderen kriegsbedingten Energieengpässen“, erklärt Ritter. Daher können in solchen Notfällen Komponenten der 305-kW-Solaranlage von RSN Trade LLC, darunter der Wechselrichter, eine 5-kW-Batterie und 17-kW-Solarmodule, demontiert und zum örtlichen Krankenhaus oder anderen wichtigen Infrastruktureinrichtungen transportiert werden, um den Betrieb weiterhin sicherzustellen. 

Energieeffiziente, ökologisch verantwortungsvolle Landwirtschaft

Durch den Einsatz erneuerbarer Energien trägt das Projekt nicht nur zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks und einer energieeffizienten, ökologisch verantwortungsvollen Landwirtschaft bei. Gleichzeitig stellt es auch die Versorgung kritischer und notwendiger Infrastrukturen sicher. Es ist ein Modell, das auch in anderen Regionen der Ukraine Anwendung finden könnte, um landesübergreifend an einem unabhängigen Stromversorgungsnetz zu arbeiten. Martin Ritter ist überzeugt: „Dieses Projekt zeigt, wie erneuerbare Energien selbst in Krisenzeiten lebenswichtige Ressourcen sichern können. Es bietet eine Blaupause für die zukünftige Entwicklung der Landwirtschaft in der Region und darüber hinaus.“ 

Durch die stabile Stromversorgung kann die Gefrieranlage effektiv arbeiten, wodurch die Lebensmittelverluste signifikant reduziert werden. Dies fördert nicht nur eine nachhaltige Landwirtschaft, sondern sorgt auch dafür, dass Nahrungsmittel länger haltbar bleiben – ein enormer Vorteil in einem Land, das unter den Zerstörungen des Krieges leidet. Kooperationen zwischen lokalen Landwirten, internationalen Organisationen und fränkischen Landwirten unterstreichen die Bedeutung einer globalen Zusammenarbeit, um nachhaltige Lösungen zu schaffen.

Ein Blick in die Zukunft: Technologie als Schlüssel zum Fortschritt

Ritter und die Ukraine – das ist eine Geschichte der Zusammenarbeit, die schon lange vor diesem Projekt begann. Doch gerade jetzt, wo die Energieversorgung eine der größten Herausforderungen ist, bekommt sie eine ganz neue Bedeutung. Denn in einer Zeit, in der Energie ein kostbares Gut ist, bringt diese Initiative nicht nur Strom, sondern auch Stabilität und Zuversicht in die Region. Besonders für die Obst- und Gemüsebauern, die auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen sind, machen diese Solaranlagen einen entscheidenden Unterschied: Felder können bewässert, Ernten verarbeitet werden – und das alles mit der Kraft der Sonne. 
Auch wenn der Weg zur vollständigen Stabilisierung der Ukraine noch lang ist, setzt dieses Projekt ein wichtiges Zeichen: Fortschritt ist möglich, selbst inmitten von Krisen und Unsicherheit. 

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