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Ukraine: Ein deutsches Unternehmen meistert den Ausnahmezustand

Die Bilder Zeigen die Produktion von Leitungssätzen für Automobil und Motorgeräten wie das Spiralkabel für einen Hochentaster.

+++ Anmerkung der Redaktion: Unterhalb der deutschen Version finden Sie die ukrainische Übersetzung des Interviews.  |  Примітка редактора: Під німецькою версією ви знайдете український переклад інтерв'ю.+++

Kabel, Leitungen, Magnetspulen - seit 2003 produziert das deutsche Familienunternehmen ODW-ELEKTRIK aus Steinau in Hessen auch in Novyj Rozdil, 60 Kilometer südöstlich von Lwiw entfernt – unweit der polnischen Grenze. Michael Traud ist Generaldirektor. Er leitet das Werk im Westen der Ukraine. Im Interview berichtet er, welche Folgen der Krieg für Belegschaft und Produktion hat und wie wichtige Lieferketten trotz Ausnahmezustand stabil bleiben.

AWE:  Die Ereignisse ab dem 24. Februar 2022 haben sich überschlagen. Wie haben Sie diese Zeit bis heute erlebt und wo befinden Sie sich derzeit? 

Michael Traud: Am 24. Februar 2022, mit Beginn der Kriegshandlungen, haben wir zuerst die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter evakuiert. Danach habe ich die Ukraine verlassen. Für unser Unternehmen hatte und hat die Sicherheit unserer Beschäftigten oberste Priorität. Aus diesem Grund war unser Werk zunächst für eine Woche geschlossen. Im Hintergrund haben eine Hand voll Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Alarmsystem montiert, das diese bei Luftalarm warnt. Zusätzlich wurden Schutzräume eingerichtet. 

Da unser Antrag auf Befreiung der Mitarbeiterschaft von der Ausgangssperre durch den Gouverneur des Lwiw-Gebietes wohlwollend genehmigt wurde, konnten wir schon drei Wochen später wieder im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten. Seit dieser Zeit läuft unsere Produktion planmäßig. Auch die Probleme bei den Lieferungen unserer Waren über die Grenzen zur EU wurden mit Hilfe der lokalen Speditionen und der Gebietsverwaltung umgehend gelöst. 

AWE: Wie geht es Ihrer Familie? Planen Sie eine Rückkehr in die Ukraine?

Traud: Meiner Familie geht es den Umständen entsprechend gut. Meine Frau und ihre Familie sind noch in der Ukraine. Ich bin in Deutschland bei unseren Kindern. Wenn die Lage in der Ukraine sicherer ist, plane ich die Rückkehr. 

AWE: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen und wie begegnen Sie diesen?

Traud: Die aktuellen Herausforderungen liegen darin, die Produktionsausfälle bei Luftalarm mit Sonderschichten auszugleichen. Durch die Flexibilität und die unglaubliche Einsatzbereitschaft unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kam es zu keinen Störungen in der Lieferkette und alle Kundenwünsche konnten und können erfüllt werden. 

Aus Gründen der Liefersicherheit wurden einige Anlagen dupliziert und mehrfach vorhandene Linien und Anlagen an andere ODW-Standorte verlagert, um im Notfall die Produktion und Lieferungen sicherstellen zu können. Wir haben seitens unserer Lieferanten und auch der meisten Kunden eine sehr große Unterstützung erfahren. So haben zum Beispiel Kunden in ihrem Betriebsmittelbau  Kapazitäten zur Verfügung gestellt. Viele von ihnen unterstützen die Ukraine auch mit humanitären Hilfslieferungen. 

AWE: Welche Form der Unterstützung erhoffen Sie sich – aktuell und auf lange Sicht?

Traud: Ich erhoffe mir, dass noch mehr unserer Kunden hinter uns stehen, wieder neue Aufträge in der Ukraine platzieren und ein Zeichen setzen.  

AWE:  In der Vergangenheit haben Sie bereits mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in der Ukraine kooperiert. In welchen Bereichen konnten Sie relevante Themenfelder identifizieren?

Traud: Wir schätzen die Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. In unserem letzten Austausch ging es um die Vereinfachung handelsrelevanter Prozesse. Das Thema Lohnveredelung ist hier für uns ein relevantes Thema.

Unternehmensprofil ODW-Elektrik

Michael Traud arbeitet seit 19 Jahren für das deutsche Familienunternehmen ODW-ELEKTRIK in der Ukraine. Als Generaldirektor leitet er dort ein Werk mit rund 1.500 Beschäftigten, das seit 2003 in Novyj Rozdil, 60 Kilometer südöstlich von Lwiw, Kabelbäume und mechatronische Baugruppen produziert. ODW-ELEKTRIK deckt als Automobilzulieferer den Bereich Verkabelungen und elektromechanische Baugruppen ab. Für den Non-Automotive-Bereich stellt das Unternehmen Verkabelungen für Motorgeräte her. Neben der Ukraine hat das hessische Unternehmen weitere Standorte im Ausland, darunter in Ungarn, Nordmazedonien und Mexiko.

AWE: Worum geht es dabei konkret?

Traud: Es geht dabei um die vorrübergehende Einfuhr von Materialien aus der EU in die Ukraine, die zum Zweck der Veredelung im Besitz des Kunden bleiben. In unserem Fall sind das zum Beispiel Steckergehäuse oder Leitungen, die in der Ukraine zu fertigen Leitungssätzen verarbeitet werden. Diese werden danach wieder aus der Ukraine aus- und in die EU eingeführt. Dieses Verfahren spart Kosten bei der Zollabwicklung.

AWE: Mit Blick auf die aktuelle Situation – wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort? 

Traud: Sehr positiv macht sich heute unsere Politik der internen und organisationsübergreifenden Schulungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezahlt, die so in der Lage sind, auch Aufgaben fern ihrer aktuellen Stellenbeschreibungen zu übernehmen. 
Mit Hochachtung würdige  ich die Leistungen von allen meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in diesen schlimmen Zeiten über sich hinausgewachsen sind, vor Ort die Produktion am Laufen halten und dabei immer neue Herausforderungen annehmen und lösen. 

Gleiches gilt auch für die Kolleginnen und Kollegen in Deutschland, die den Kontakt zu unseren Kunden halten sowie bei Duplizierungen und Verlagerungen immer den Überblick behalten und auch uns dabei nie aus den Augen verlieren. Das gilt auch für die Kolleginnen und Kollegen an den anderen Standorten, die unsere verlagerten Anlagen aufgenommen haben.Hier zeigt sich, dass ein Familienunternehmen wie die ODW-ELEKTRIK auch in den schwierigsten Zeiten weltweit zusammensteht und jede Herausforderung meistern kann. Die Geschäftsführung und die Inhaber stehen als Oberhaupt der ODW-Familie zusammen und tun alles für den Fortbestand unseres Werkes in der Ukraine. 

Abschließend möchte ich allen danken, die mit uns an einem Strang ziehen und solidarisch die Ukraine unterstützen.

Portrait Michael Traud
Michael Traud arbeitet seit 19 Jahren für das deutsche Familienunternehmen ODW-ELEKTRIK in der Ukraine.

Німецька компанія освоює режим надзвичайного стану

Джгути, магнітні катушки, мехатронні системи - усе це виготовляє німецьке сімейне підприємство ODW-ELEKTRIK, зі Штайнау земля Гессен, з 2003 року також і в Новому Роздолі, що розташований 60 км на південному сході від Львова, недалеко від польського кордону. Міхаель Трауд генеральний директор цього західноукраїнського заводу. У інтерв'ю він розкаже, як впливає війна на людський ресурс та виробництво, і, як важливі ланцюги постачання залишаються стабільними попри надзвичайний стан.

AWE: Події починаючи з 24 лютого 2022 року загострились. Як Ви пережили цей час, і що відбувається зараз? 

Міхаель Трауд: 24 лютого 2022 року, з початком воєнних дій, ми в першу чергу евакуювали всіх співробітників. Найголовнішим для нашого підприємства є безпека наших робітників. Через це підприємство закрилося на тиждень. Наступним кроком, ми разом з робітниками змонтували систему сигналізації, що попереджує про повітряну тривогу і облаштували захисні приміщення.

Завдяки тому, що мер Львівської області схвалив заяву про зняття обмежень під час комендантської години  для наших працівників, ми змогли відновити трьох змінний режим роботи лише за 3 тижні. З того часу виробництво йде по плану. Проблеми з постачанням продукції через кордон до ЄС також були негайно вирішені за допомогою місцевих експедиторів та регіональної адміністрації.

AWE:Як справи у Вашої родини? Чи плануєте Ви повернення до України?

Трауд: Моя сім’я почувається добре, зважаючи на обставини. Моя дружина зі своєю родиною досі в Україні. Я, наразі, в Німеччині з нашими дітьми і планую повернення до України, коли стане дещо безпечніше.

AWE:На Вашу думку, які випробування є найважчими і як Ви з ними справляєтеся?

Трауд: Актуальні випробування полягають у компенсуванні переривання роботи через повітряні тривоги за допомогою додаткових змін. Завдяки гнучкості та неймовірній відданості наших співробітників не було жодних збоїв ланцюга поставок і всі запити замовників були і можуть бути виконані.

Для безпечного постачання ми продублювали деяке автоматичне обладнання, а також,  перенесли декілька додаткових виробничих ліній та обладнання на інші заводи групи ODW, щоб мати можливість забезпечити виробництво та поставки в надзвичайних ситуаціях. Ми отримали велику підтримку від наших постачальників, а також від більшості наших замовників. Наприклад, деякі замовники надали потужності та ресурси для виробництва обладнання. Багато з них також підтримують Україну постачанням гуманітарної допомоги.

AWE:На яку форму підтримки Ви розраховуєте – зараз і в довгостроковій перспективі?

Трауд: Сподіваюся, що ще більше наших замовників будуть стояти за нами, робити нові замовлення в Україні та показувати приклад.

Профіль ODW-Elektrik

Міхаель Трауд працює в німецькій сімейній компанії ODW-ELEKTRIK в Україні вже 19 років. На посаді генерального директора, він керує заводом із близько 1500 співробітників, який з 2003 року виробляє кабельні джгути та мехатронні вузли в Новому Розділі, за 60 кілометрів на південний схід від Львова.  Як автомобільний постачальник, ODW-ELEKTRIK охоплює область кабельних та електромеханічних вузлів. В не автомобільному секторі компанія виготовляє проводку для моторних пристроїв. Окрім України, компанія  має й інші представництва за кордоном, зокрема в Угорщині, Північній Македонії та Мексиці.
 

AWE:У минулому Ви вже співпрацювали з німецькою організацією співпраці для розвитку в Україні. У яких сферах вам вдалося визначити актуальні теми?

Трауд: Ми цінуємо співпрацю з Німецьким товариством для
Міжнародного співробітництва (GIZ GmbH). Наша остання зустріч була з питань роботи в Україні за давальницькою схемою.

AWE:Про що саме йдеться?

Трауд: Йдеться про тимчасове ввезення з ЄС в Україну матеріалів, які залишаються у замовника з метою переробки. У нашому випадку це, наприклад, штекери чи проводи, які переробляються в Україні до готових кабельних джгутів. Потім вони експортуються з України та імпортуються до ЄС. Ця процедура економить витрати на митне оформлення.

AWE: З огляду на поточну ситуацію, як Ви оцінюєте співпрацю з колегами та співробітниками на місці?

Трауд: Надзвичайно позитивною виявилась наша політика внутрішніх та між організаційних навчань, що надали нашим робітникам змогу виконувати завдання, які не входять до їхніх поточних посадових інструкцій.

Я віддаю належне досягнення усім своїм співробітникам, які перевершили себе в ці важкі часи, продовжують виробництво на місці і завжди беруться за нові виклики та
вирішують їх.

Те ж саме стосується і колег у Німеччині, які підтримують зв’язок з нашими замовниками, завжди відстежують дублювання та переїзди, та ніколи не втрачають нас із поля зору. Це також стосується колег в інших місцях, які прийняли наше обладнання.

Це свідчить про те, що така сімейна компанія, як ODW-ELEKTRIK, стоїть разом навіть у найскладніші часи та може впоратися з будь-яким викликом.

Керівництво та власники стоять разом як голова родини ODW і роблять все, щоб забезпечити подальше існування нашого заводу в Україні.

Наприкінці, я хотів би подякувати усім, хто згуртований з нами та солідарно підтримує Україну.

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