Wir haben uns bei der Risikoanalyse auf das Herkunftsland konzentriert
SanLucar ist ein multinationales Unternehmen mit über 3.200 Mitarbeitern in zwölf Ländern. Jennifer Heer, Communication & CR Director, berichtet, wie das Fruchtanbau- und Fruchthandelsunternehmen bereits eine Risikoanalyse für die Produkte durchgeführt hat, die 80 Prozent des Verkaufsvolumens ausmachen und welche Maßnahmen nun anstehen.
AWE: Frau Heer, Sie haben im vergangenen Jahr eine CSR-Risikoanalyse für die Top 15 Produkte aus den Top 5 Herkunftsländer durchgeführt. Dabei haben Sie auch Menschenrechte in Betracht gezogen. Können Sie uns mehr dazu erzählen wie Sie vorgegangen sind?
Heer: Das war eine ganz schöne Herausforderung. Bei SanLucar haben wir an die 100 verschiedenen Obst- und Gemüseprodukte aus der ganzen Welt, hinzu kommen Verpackungslieferanten und unsere Logistikpartner. Da mussten wir zuerst überlegen, wo wir überhaupt anfangen. Wir haben uns schließlich dafür entschieden unseren Fokus als erstes auf unsere SanLucar Produkte zu setzen. Hierfür haben wir zunächst unsere Top 15 Produkte definiert, die 80 Prozent unseres Verkaufsvolumens ausmachen. Anschließend haben wir bei den Top 5 Herkunftsländern analysiert, ob es Risikounterschiede bei Produktgruppen aus demselben Land gibt. Dabei hat uns der CSR Risiko-Check sehr geholfen. Da es zwischen den einzelnen Obst- und Gemüsesorten innerhalb eines Landes nur in seltenen Fällen zu Risikounterschiede kommt, haben wir beschlossen, unsere Risikoanalyse auf das Herkunftsland zu konzentrieren. Basierend auf unserem Ethikkodex und als Mitglied des Global Compact, hat die Einhaltung der Menschenrechte für uns Priorität und bildet die Basis bei unserer Risikoanalyse, um systematisch identifizieren zu können, wo es Herausforderungen gibt und welche Maßnahmen wir ergreifen sollten. Wir haben die Risiken analog zu den Themen des CSR Risiko-Checks, die im Einklang mit den CSR-Themen der OECD-Leitlinien, den UN-Leitsätzen für Wirtschaft und Menschenrechte und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) stehen, in drei Kategorien eingeteilt:
- faire Geschäftspraktiken
- Menschenrechte & Ethik
- Arbeitsrechte und Umweltaspekte.
Den Risikowert errechnen wir dann aus folgenden Parametern: Wahrscheinlichkeit, Grad der Auswirkung sowie Erscheinungsgeschwindigkeit und Geschäftsanfälligkeit.
AWE: Was waren Ihre größten Herausforderungen des Prozesses und wie sind Sie diesen Herausforderungen begegnet?
Heer: Die größte Herausforderung hatten wir ganz zu Beginn: Wo sollen wir anfangen und wie können wir priorisieren? Sollten wir unsere Risikoanalyse auf Produkte oder Länder basieren und wie beziehen wir unserer Filialen mit ein? Anhand welcher Kriterien kategorisieren wir den Risikowert und wie gehen wir mit den Ergebnissen um? Wir mussten von Anfang die Prozesse neu aufbauen und uns überlegen, wie wir agil und nachhaltig vorgehen können, so dass es für die ganze Unternehmensgruppe Sinn macht. Wir haben uns dazu verschiedene Methoden zur Durchführung einer Risikoanalyse angeschaut und haben uns am Leitfaden für Unternehmen und Menschenrechte von den Vereinten Nationen orientiert. Dabei haben wir unsere eigene Unternehmensstruktur und Prozesse beachtet.
AWE: Wie geht es jetzt weiter? Was sind Ihre nächsten Schritte?
Heer: Als nächsten Schritt werden wir den Managern der verschiedenen Abteilungen den Prozess der Risikoanalyse im Detail vorstellen und sie bitten, uns bei der Bewertung der Risiken zu unterstützen. Daraufhin werden wir einen Aktionsplan für SanLucar erstellen.
AWE: Sie haben den CSR Risiko-Check für die initiale Risikoanalyse genutzt. Wissen Sie schon wie Sie der CSR Risiko-Check weiter begleiten wird?
Heer: Wir werden ihn auf jeden Fall erneut heranziehen, um CSR-Risiken zu identifizieren, wenn ein neues Herkunftsland hinzukommt.
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