Zukunft in die Hand nehmen: Womens Business Breakfast & G20-Investorenkonferenz
Staats- und Regierungschefs aus den Ländern des Compact with Africa zu Gast in Berlin: Mitte November 2019 eröffnete die Bundeskanzlerin die zweite G20-Investorenkonferenz, zu der die Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft und der Afrika-Verein eingeladen hatten. Vorab trafen sich Unternehmerinnen und Multiplikatorinnen aus Politik und Wirtschaft zum Womens Business Breakfast.
Kaffee und Netzwerken morgens früh um acht: Beim zweiten Womens Business Breakfast des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) fand ein offener Austausch darüber statt, wie Frauen in der Wirtschaft ihre Position stärken können. Rund 20 Teilnehmerinnen trafen sich Mitte November vor der G20-Investorenkonferenz im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin, darunter viele Unternehmerinnen und leitende Angestellte aus den Ländern des Compact with Africa.
Rugwizangoga: „Frauen und Männer auf Augenhöhe“
Ohne gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe von Frauen ist nachhaltiges und inklusives Wachstum nicht möglich, betonte Dr. Maria Flachsbarth, die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, in ihrer Keynote. Die weltweite Wertschöpfung könnte sogar um Billionen von US-Dollar steigen, wären Frauen gleichberechtigt. Sie verwies dabei auf den besonders hohen Anteil von Unternehmerinnen in vielen afrikanischen Ländern. In Ruanda werde dieses weiblich Potenzial gefördert, so Michaella Rugwizangoga. Sie ist seit 2018 CEO der Volkswagen Mobility Solutions Ruanda, die innovative Transportlösungen entwickelt. Frauen zu ermächtigen, sei eine Verantwortung und kein Gefallen, so Rugwizangoga. Sie appellierte an die Anwesenden, die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. „Ich freue mich auf den Tag, an dem die Diskussion nicht mehr um weibliche Führungskräfte kreist, sondern nur noch um Führungskräfte in Wirtschaft und Gesellschaft. Mein Traum ist es zu erleben, wie alle Frauen auf der ganzen Welt ihr volles Potenzial ohne Einschränkungen entfalten.“, sagte sie.
Heike Bergmann ist Mitglied der Geschäftsführung von Voith Hydro und in der Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) engagiert. Sie erinnerte an die Chancen und Potenziale von Mentoringprogrammen. „Netzwerken schafft Möglichkeiten – und wenn sich dann tatsächlich Chancen eröffnen, dann soll man sie auch nutzen“, bekräftigte Tanja Gönner, Vorstandssprecherin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. „Wir müssen auch selbstbewusst mit dem umgehen, was wir brauchen und wollen“, so Bienvenue Angui, Direktorin des Le-Mittelstand-BVMW-Netzwerks, das deutsche und afrikanisch-frankophone Mittelständler vernetzt. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns“, betonte Lynda Aphing-Kouassi, die nach 15 Jahren in der Finanzwirtschaft das britisch-ivorische Unternehmen KAIZENE gründete und jetzt Konferenzen organisiert sowie Coaching und Mentoring anbietet. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass Förderangebote die weibliche Zielgruppe oft gar nicht erreichten und rief dazu auf, hartnäckig zu bleiben. „Frauen müssen bei der Planung, Umsetzung und dem Abschluss von Projekten berücksichtigt werden“, sagte Aphing-Kouassi.
Von links: Michaella Rugwizangoga (CEO, VW Mobility Solutions Rwanda), Bienvenue Angui (Leiterin „Le Mittelstand-BVMW“, Geschäftsführerin Mittelstand Alliance Africa), Lynda Aphing-Kouassi (CEO, Cabinet Kaizene), Dr. Gerd Müller (Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), Dr. Maria Flachsbarth (Parlamentarische Staatssekretärin, BMZ)
Bundeskanzlerin eröffnet die Investorenkonferenz
Direkt im Anschluss an das Women Business Breakfast eröffnete Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel die G20-Investorenkonferenz. Sie betonte die Bedeutung des Entwicklungsinvestitionsfonds (EIF) mit seinen drei Säulen AfricaConnect, AfricaGrow und Wirtschaftsnetzwerk Afrika, um die Investitionsbedingungen für Unternehmen zu verbessern. Im Mittelpunkt der Projektvorstellungen, Reden und Debatten stand die Zusammenarbeit mit den Ländern des Compact with Africa: Die Initiative, 2017 unter der deutschen G20-Präsidentschaft ins Leben gerufen, soll die Bedingungen für private Investitionen in Afrika verbessern. Mittlerweile beteiligen sich zwölf Regierungen am Compact: Äthiopien, Ägypten, Benin, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Ghana, Guinea, Marokko, Ruanda, Senegal, Togo und Tunesien. Aus allen Ländern reisten hochrangige Delegationen nach Berlin, darunter zahlreiche Staats- und Regierungschefs.
Erfolgsprojekte aus diesen Ländern in den Bereichen Infrastruktur, erneuerbare Energien und Produktion stellte Prof. Dr. Stefan Liebing vom Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft vor. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier kündigte zehn konkrete Maßnahmen an, die deutschen Unternehmen vor allem aus dem Mittelstand den Weg nach Afrika erleichtern sollen: „Ich bin der tiefen Überzeugung: Nur Investitionen schaffen vor Ort langfristig Arbeitsplätze, Perspektiven und Wohlstand in Afrika“, sagte Altmaier. „Deshalb bauen wir unsere Außenwirtschaftsförderung für Afrika weiter aus: Wir verbessern etwa die Konditionen für Hermes-Garantien, sichern Zinsrisiken ab und erleichtern mit neuen Außenhandelskammern und dem Wirtschaftsnetzwerk Afrika Unternehmen den Markteintritt weiter.“
Unterzeichnet: neue Reformpartnerschaften, neue Entwicklungspartnerschaften
Mit drei der Compact-with-Africa-Staaten – Côte d’Ivoire, Ghana und Tunesien – hat das Bundesentwicklungsministerium bereits 2017 umfangreiche bilaterale Reformpartnerschaften geschlossen. Zwei weitere, mit Äthiopien und Senegal, unterzeichnete Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller vor Ort. „Die Reformpartnerschaften stehen beispielhaft für die Neuausrichtung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit“, sagte er. „Wir setzen auf Eigenverantwortung, Privatinvestitionen, Berufsbildung und Beschäftigung, damit Afrikas Jugend eine Zukunft in Afrika hat. Voraussetzung ist, dass die Länder die Rahmenbedingungen verbessern: Gute Regierungsführung, Aufbau von Steuerverwaltung und Rechnungshöfen, Rechtssicherheit, Korruptionsbekämpfung und Demokratie.“ Mit den Unternehmen Martin Bauer Group, SAP und Siemens unterzeichnete Müller zudem Absichtserklärungen über umfangreiche Entwicklungspartnerschaften, sogenannte SDG Compacts. Die langfristigen Partnerschaften sollen die Wirtschaft ankurbeln und neue Ausbildungs- und Arbeitsplätze für die junge Bevölkerung schaffen. Ziel der Vereinbarungen sind außergewöhnliche strukturelle Veränderungen in mehreren Ländern, die einen messbaren Beitrag zu den Entwicklungszielen (Social Development Goals, SDG) der Vereinten Nationen leisten.