Zukunftsmarkt der Superlative? Beim Oktoberfest der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung fiel die Antwort eindeutig aus: Afrika bietet deutschen Unternehmen zahlreiche Chancen. „Wir wollen diese Chancen nicht nur beschreiben, sondern auch die Potenziale heben“, so der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsminister, Thomas Bareiß. Im Mittelpunkt des Abends: die Instrumente, die diesen Weg ebnen.
Zukunftsmarkt Afrika: Nachhaltig investieren – ausbilden für die Zukunft
Seit Februar 2016 ist die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) nun schon am Markt. Seit drei Jahren beraten ihre Branchenexpertinnen und -experten deutsche und europäische Unternehmen auf dem Weg in internationale Märkte. „Afrika bildet dabei einen Schwerpunkt“, machte Gastgeberin Dr. Corinna Franke-Wöller deutlich, die als Leiterin der AWE vor rund 230 Gästen Zwischenbilanz zog: 4.432 Anfragen haben sie und ihr Team mittlerweile beantwortet, 250 Veranstaltungen organisiert, Beratungen in 19 Branchen durchgeführt. 470 Mal hat zudem das Team des NAP Helpdesks, seit 2017 unter dem Dach der AWE, Fragen rund um Wirtschaft und Menschenrechte bearbeitet. „Unsere Beraterinnen und Berater informieren kostenfrei und vertraulich. Viele kommen aus der Wirtschaft und haben dort langjährige und internationale Erfahrung gesammelt“, so Franke-Wöller.
„Neun von zehn Jobs schafft der Privatsektor“
Als erster Redner des Abends gratulierte Dr. Bernhard Felmberg, Abteilungsleiter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zum Jubiläum. Er rief dazu auf, Herausforderungen in Entwicklungs- und Schwellenländern auch als Chance zu sehen: Dort steige die Nachfrage nach hochwertigen deutschen Produkten und Technologien, ebenso wie die nach neuen Standards, etwa für gute Ausbildung und gute Arbeit. Gerade jüngere Menschen in diesen Ländern wünschten sich eine andere Art der Zusammenarbeit und Investitionen statt Entwicklungsgelder. „Das ist verständlich. Neun von zehn Jobs schafft der Privatsektor.“
Entwicklungsinvestitionsfonds – und flankierende Beratung
Felmberg appellierte an die mittelständische Wirtschaft, die Chancen der afrikanischen Zukunftsmärkte nicht zu verpassen – und verwies auf das aktuelle Förderangebot. „Der Entwicklungsinvestitionsfonds ist ein Kernstück unserer Politik“, sagte er. Gerade das Programm AfricaConnect schließe eine Lücke: bei verhältnismäßig geringen Investitionen von 750.000 Euro bis vier Millionen Euro, bei denen die Kapitalbeschaffung in der Vergangenheit oft scheiterte. Wichtig sei weiterhin das flankierende Beratungsangebot, so Felmberg. Er erinnerte zudem an die Neuausrichtung des developpp.de-Programms: Beispielsweise können Unternehmen jetzt strategische Partnerschaften über mehrere Projekte hinweg schließen.
Premiere beim Oktoberfest: Der Kurzfilm informiert über den Entwicklungsinvestitionsfonds und die Potenziale, die sich dadurch eröffnen
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Langfristige Partnerschaften, glaubwürdige Partner
Zukunftsmarkt der Superlative? Dieses Motto zierte nicht nur die Veranstaltungslocation in der Berliner Kantstraße, sondern zog sich auch wie ein roter Faden durch die Reden. Und wurde eindeutig bejaht, so auch vom Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Thomas Bareiß. Er hob die junge Bevölkerung, die Dynamik und die Innovationskraft afrikanischer Zukunftsmärkte hervor. Der Compact with Africa setze wichtige Schwerpunkte: „Wir wollen mit diesen Ländern besondere Beziehungen eingehen, ihnen Perspektiven bieten. Wir wollen langfristige Partner sein, die Nachhaltigkeit im Blick haben.“ Gemeinsam wolle man die Wirtschaft stärken, Schulbildung und das Ausbildungssystem verbessern, Mobilität ausbauen. „Das macht uns zum glaubwürdigen Partner für die Zukunft“, so Bareiß. Netzwerke seien hierfür besonders wichtig – wie das Wirtschaftsnetzwerk Afrika, das gerade seine Geschäftsstelle eingerichtet hat. Es ist eine der Säulen des Entwicklungsinvestitionsfonds. „Wir wollen auch proaktiv an die Wirtschaft herantreten, damit der Mittelstand vermehrt in Afrika investiert“, gab Bareiß als Ziel aus. Dafür müssten Bundesregierung und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten.
Was Unternehmen suchen: eine holistische Beratung
Ein Schritt dabei: Die Beratungsangebote rund um Fragen der Entwicklungszusammenarbeit auf der einen und Außenwirtschaftsförderung auf der anderen enger zu verzahnen. AWE-Leiterin Dr. Corinna Franke-Wöller berichtete, dass Unternehmen oft eine holistische Beratung suchten. Wichtig sei außerdem, dass die Beratung anschaulich sei. Um diese Herangehensweise auch online widerzuspiegeln, hat die AWE in den letzten Monaten ihr Informationsportal um- und ausgebaut: „Das neue Angebot unter www.wirtschaft-entwicklung.de ist kompakt und informativ und bildet das gesamte Spektrum unserer Arbeit ab“, so Franke-Wöller. Damit sei nun ein Herzensprojekt abgeschlossen. Ein weiteres läuft seit Sommer 2019: die Roadshow zum Entwicklungsinvestitionsfonds, die über die aktuellen Förderangebote informiert. Auch diese Termine sind online zu finden.
Erfahrungsaustausch: riesiger Kontinent, riesige Unterschiede
Beim Paneldialog im Anschluss standen dann konkrete Erfahrungen im Mittelpunkt. Barbara von Toll von der DEG - Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH etwa ist mit ihrem Team für die AfricaConnect-Förderung zuständig. Diese werde intensiv nachgefragt: „Mehr als 200 Anträge sind seit Juni eingegangen.“ Rund 20 davon werden aktuell bearbeitet, die meisten aus dem verarbeitenden Gewerbe, der Energie- und Wasser- sowie der Agrarwirtschaft. Oft stünden Unternehmen allerdings noch vor schwierigen Rahmenbedingungen. Hier soll in Zukunft der Mittelstandsindex Afrika unterstützen, den Consultant Erik Deitersen vorstellte: „Damit wollen wir Guidelines für Unternehmen schaffen“, sagte er. Schließlich sei Afrika ein riesiger Kontinent mit riesigen Unterschieden.
„Langer Atem ist gefragt“ – und die Hilfe eines Netzwerks
Bereits in 16 afrikanischen Ländern aktiv ist die DB Rail Academy. „Wir exportieren das duale deutsche Ausbildungsmodell,“ so Leiter Heiko Scholz. Allerdings sei das Schulbildungsniveau vor Ort breit gefächert – „da ist langer Atem gefragt“. Hilfe biete das Netzwerk aus den Vertretungen der Außenhandelskammern und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (GIZ) GmbH. „Wenn wir Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit zusammenbringen wollen, braucht es einen Raum für mögliche Begegnungen“, bestätigte Thomas Rolf, als Vertreter der GIZ auf dem Podium.
Funktionierendes Modell: gemeinsam Fachkräfte ausbilden
Zustimmung kam von Julia Braune, Geschäftsführerin der German Water Partnership, die deutschen Unternehmen der Wasserbranche den Zutritt auf den internationalen Markt erleichtern möchte: „Unsere Unternehmen nutzen EZ-Instrumente und Instrumente der Außenwirtschaftsförderung. Von einer Verzahnung würden sie profitieren.“ Das Thema Ausbildung gewinne zunehmend an Bedeutung: „Die beste Technik hat keinen Sinn, wenn keiner sie reparieren kann.“ Hier hob Rolf die neue Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung hervor, die Unternehmen beim Aufbau von Ausbildungsangeboten unterstützt. Fazit der Runde: Ob bei Investitionen oder beim Thema Ausbildung – Netzwerken hilft.
Das sahen die Gäste des Abends ähnlich. Austausch und Gespräche klangen – an dem ungewöhnlich lauen Oktoberabend auch draußen auf der Dachterrasse – erst am späten Abend aus.