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Was ist ein CSR-Risiko?

Kinderarbeit bei der Bananenernte auf den Philippinen

Das angekündigte Sorgfaltspflichtengesetz der Bundesregierung orientiert sich eng an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Ein Kernelement ist die Risikoanalyse. Um als Unternehmen der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachzukommen, rücken dabei die „CSR-Risiken“ in den Blick. Was verbirgt sich dahinter? Wie können Unternehmen die CSR-Risiken identifizieren und analysieren?

Ein „CSR-Risiko“ bezieht sich nicht auf ein (finanzielles) Risiko für ein Unternehmen, sondern auf ein Risiko im Zusammenhang mit dem Thema Corporate Social Responsibility (CSR). Ein CSR-Risiko ist daher der Definition nach der potenzielle Schaden, den Unternehmen gegenüber Mensch, Umwelt und Gesellschaft verursachen können, entweder durch direkte Beteiligung oder durch indirekten Beitrag über Geschäftspartner. Es handelt sich also um eine nach außen gerichtete Interpretation des Risikos (Risiken für die Gesellschaft) und nicht um ein Unternehmensrisiko. 

Corporate Social Responsibility (CSR)

Corporate Social Responsibility ist der Beitrag von Unternehmen zu einer nachhaltigen Entwicklung, der durch verantwortliche Praxis in den Handlungsfeldern Markt, Umwelt, Mitarbeiter und Gemeinwesen umgesetzt wird.

Immer mehr Regierungen, Nichtregierungsorganisationen (NROs), Geschäftspartner und Mitarbeitende erwarten von Unternehmen, dass sie Menschrechte achten und umweltschonend wirtschaften. Die Regulierungen zu Transparenzanforderungen und Sorgfaltspflichten entlang der Liefer- und Wertschöpfungsketten sind zum Teil – wie etwa in Deutschland und der EU – noch in der Ausgestaltung. Doch auch bereits heute gibt es weitreichende Lieferkettengesetze (z.B. das „Duty of Vigilance Law“ in Frankreich) oder zumindest für Teilbereiche betreffende Regelungen wie etwa Konfliktminerale mit dem Dodd-Frank Act in den USA oder der EU-VO Konfliktminerale auf europäischer Ebene. Auf internationaler Ebene sind die Erwartungen an Unternehmen zudem in den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte sowie in den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen als „soft law“ festgeschrieben. Unternehmen werden dort dazu angehalten, CSR-Risiken in ihren Produktionsprozessen und in der Lieferkette zu identifizieren, zu vermeiden und zu reduzieren. Dieser Ansatz wird auch als „Human Rights Due Diligence“ oder „CSR-Risikomanagement“ bezeichnet. Für die Umsetzung des CSR-Risikomanagements bietet sich die Roadmap des CSR Risiko-Checks als Orientierung an, die in acht praktische Schritten unterteilt ist.

CSR-Risiken identifizieren

Warum sind CSR-Risiken für Unternehmen bedeutend? Die CSR-Risikomanagement-Roadmap empfiehlt in den ersten beiden Schritten zunächst die bestehenden CSR-Richtlinien und Beschwerdemechanismus in Unternehmen zu überprüfen und dann die eigene Lieferkette abzubilden. Im dritten Schritt kommen die CSR-Risiken ins Spiel. Er lautet: „Identifizieren Sie Risiken“. Für diesen Schritt bietet sich der CSR Risiko-Check als zentrale Informationsplattform an. Der CSR Risiko-Check ist ein kostenfreies Online-Tool zur Identifizierung von CSR-Risiken und wird gemeinsam von MVO Nederland, UPJ und dem Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte der Bundesregierung umgesetzt. Der CSR Risiko-Check zeigt Risiken in Bezug auf Länder und/oder Produkte und Dienstleistungen. Identifiziert werden diese vom Expertenteam des CSR Risiko-Checks. Abgedeckt werden 22 Themen, die im Einklang mit den CSR-Themen der OECD-Leitsätze, den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) stehen. 
Die nationalen und internationalen Rahmenwerke decken die Bereiche „Faire Geschäftspraktiken“, „Menschenrechte & Ethik“, „Arbeitsrechte“ und „Umwelt“ ab. Dabei geht es im Einzelnen beispielsweise um Besteuerung oder Korruption, Einfluss(nahme) von Regierungen oder Konflikte & Sicherheit, Vereinigungsfreiheit oder Kinderarbeit sowie Klima & Energie oder Boden- & (Grund-)Wasserverschmutzung. Wie eingangs beschrieben handelt es sich bei den beschriebenen Risiken um eine nach außen gerichtete Interpretation des Risikos (Risiken für die Gesellschaft). Die Verursachung von Schäden für die Gesellschaft könnte negative Auswirkungen auf das Unternehmen haben, z. B. Reputationsschäden oder finanzielle Haftung. Sie können somit zu potenziellen Unternehmensrisiken werden. Diese Art der Risiken für die Unternehmen selbst werden im CSR Risiko-Check nicht behandelt.

Woher kommen die Informationen?

Das Expertenteam des CSR Risiko-Checks aktualisiert kontinuierlich Risiken und Empfehlungen in der umfangreichen Datenbank mit Studien, Webseiten und Berichten. Die Liste aller Datenquellen, die derzeit für das Online-Tool verwendet wird, ist stets einsehbar. Stand Mai 2021 sind dies 2491 Datenquellen. Die Aktualisierung geschieht auf verschiedene Weise: 

  1. Zuerst wird sichergestellt, dass die Quellen nicht älter als fünf Jahre sind. Dafür wird stetig nach aktuelleren Quellen gesucht oder das Risiko/die Empfehlung wird entfernt, wenn sie nicht mehr relevant sind. 
  2. Danach gibt es eine große Anzahl von Quellen, die periodisch erscheinen und die daher entsprechend ihres Erscheinungsrhythmus aktualisiert werden. 
  3. Zudem werden Medien und Newsletter systematisch gescreent, aus denen relevante Informationen extrahiert werden. 
  4. Zuletzt können CSR-Experten und CSR-Expertinnen sowie Nutzer und Nutzerinnen auf neue Quellen hinweisen. Auch diese fließen in die Aktualisierung der Risiken und Ratschlägen mit ein, wenn sie vom Expertenteam als relevant erachtet werden. 

Die in der Datenbank beschriebenen Risiken und Hinweise stammen aus öffentlichen Online-Quellen, die immer auf Zuverlässigkeit überprüft werden. Zum Beispiel darf eine Quelle keinen kommerziellen Zweck verfolgen. Zudem wird geprüft, inwieweit die Informationen unabhängig sind und der Autor (Person oder Organisation) muss erkennbar und zuverlässig sein. 

Informationen, die (nicht) verfügbar sind

Der CSR Risiko-Check zeigt potentielle CSR-Risiken auf Basis von öffentlich zugänglichen Quellen. Das heißt aber auch, dass nur Informationen angezeigt werden können, die verfügbar sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein Produkt/eine Dienstleistung oder ein Land risikofrei ist, wenn Unternehmen in der Datenbank keine Risiken finden. Es bedeutet lediglich, dass (noch) keine Informationen verfügbar sind. Insbesondere für Länder, mit denen wenig Geschäftsbeziehungen bestehen (wie z.B. Nordkorea) oder Produkte, die hauptsächlich von Unternehmen untereinander gehandelt werden (wie z.B. Metallteile von Maschinen), sind nur wenige Informationen verfügbar. 
Der CSR Risiko-Check gibt zudem keine Aussage über den Schweregrad des identifizierten Risikos oder über die Wahrscheinlichkeit, dass das Risiko in der Lieferkette einzelner Unternehmen tatsächlich eintritt. Unternehmen sind daher im nächsten Schritt selbst verantwortlich, mit den zur Verfügung gestellten Informationen umzugehen. Dabei sind die folgenden beiden Schritte empfehlenswert: 

  • die Schwere der Risiken in Bezug auf die Aktivitäten Ihres Unternehmens zu interpretieren und 
  • geeignete Maßnahmen zur Vermeidung oder Verringerung dieser Risiken zu formulieren und umzusetzen. An diesem Punkt hilft erneut der Blick in die Roadmap zum CSR-Risikomanagement. 

Eine zusätzliche Unterstützung für ein umfassendes nachhaltiges Lieferkettenmanagement bietet der KMU Kompass des Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte. Das ebenfalls kostenfreie Online-Tool unterstützt Unternehmen, das eigene Lieferkettenmanagement mithilfe eines robusten Managementsystems umwelt- und sozialverträglich zu gestalten. Das Info-Portal bietet zudem Praxishilfen, konkrete Anleitungen und Tipps, speziell für kleine und mittlere Unternehmen. 

Sie möchten mehr über den CSR Risiko-Check erfahren? Dann ist der Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte Ihr Ansprechpartner!

Ihr Kontakt in der AWE

Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte
Am Weidendamm 1A 
10117 Berlin
+49(0)30590099-430

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