AfricaConnect hilft Bio-Produzenten bei der Expansion in Kenia
LIMBUA ist ein deutsch-kenianisches Unternehmen, das Macadamianüsse, Macadamia-Öl, Avocado-Öl und Macadamia-Setzlinge in Bio-Qualität vertreibt. In den vergangenen zwei Jahren hat es sein Geschäft mit Hilfe einer Förderung über das AfricaConnect-Programm erweitert, das die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umsetzt. LIMBUA-Gründer und Geschäftsführer Matti Spiecker berichtet im Interview mit der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung von seinen Erfahrungen.
AWE: LIMBUA verarbeitet schon seit 2006 Bio-Macadamianüsse in Kenia. Seit wann besteht die Zusammenarbeit mit der DEG, und wie kam es dazu?
Matti Spiecker: Der Kontakt ist im Juli 2019 über Simone Iltgen vom Business Scouts for Development Programm der GIZ zustande gekommen. Sie hat einen Kunden von uns beraten, die naturamus GmbH, und uns in dem Zusammenhang mit eingeladen und auf AfricaConnect aufmerksam gemacht. Der Bewerbungsprozess ist dann zügig gestartet, und im ersten Quartal 2020 wurde der Kredit schon ausgezahlt. Inzwischen ist das Projekt umgesetzt.
AWE: Welche Investitionen konnten Sie denn konkret mit Hilfe der Finanzierung aus dem AfricaConnect-Programm in Kenia tätigen?
Spiecker: Insgesamt haben wir ein Darlehen von zwei Millionen Euro erhalten, aufgeteilt in zwei Teile. Das waren ungefähr 50 Prozent der Gesamtinvestition von rund vier Millionen Euro. Die eine Hälfte haben wir dazu verwendet, noch mehr Macadamianüsse von noch mehr Kleinbäuerinnen und -bauern als zuvor zu kaufen und so unsere Produktionskapazitäten voll auszulasten. Mit dem anderen Teil haben wir einen neuen Geschäftszweig aufgebaut: die Herstellung von Avocado-Öl. Die Avocados kaufen wir von denselben Erzeuger:innen, die auch die Macadamianüsse anbauen; beides wächst in Mischfarmen zusammen, die komplett bio-zertifiziert sind.
AWE: Welche Erfahrungen haben Sie in der Zusammenarbeit mit der DEG als öffentlichem Kreditgeber gemacht, und welche Vorteile bietet aus Ihrer Sicht die Finanzierung aus dem AfricaConnect-Programm im Vergleich zu anderen Finanzierungsmöglichkeiten?
Spiecker: Für uns war es das erste Mal, dass wir eine größere externe Finanzierung beantragt haben. Wir sind ein deutsch-kenianisches Unternehmen, und die Zinsen bei kenianischen Banken sind deutlich höher als die, die wir jetzt bei der DEG bekommen haben – das war also auf jeden Fall ein Vorteil. Dazu kommt die Erfahrung, die die DEG mit Investitionen in Afrika hat. Die Anforderungen für die Förderung sind schon recht hoch. Man muss gut nachweisen, dass man das Geld am Ende auch zurückzahlen kann. Dafür vergibt die DEG den Kredit ohne Sicherheiten – das wäre bei privaten Banken anders. Ein weiterer Vorteil ist die Laufzeit, in unserem Fall von fünf bis sechs Jahren.
AWE: Wie beurteilen Sie den Prozess von der Antragstellung bis zur Zusage der AfricaConnect-Finanzierung?
Spiecker: Das ist ziemlich reibungslos gelaufen. Die DEG hat viele Fragen und umfangreiche Anforderungen gestellt – was auch verständlich ist, schließlich geht es um Steuergelder. Aber die Rückmeldungen kamen auch sehr schnell. Nichts ist über längere Zeit liegengeblieben, alles war sehr professionell, und wir haben uns in guten Händen gefühlt.
AWE: Um auf Ihr Geschäft selbst zu sprechen zu kommen: Welche Auswirkungen hat die Macadamia- und nun auch Avocado-Verarbeitung von LIMBUA auf die nachhaltige Entwicklung Kenias?
Spiecker: Das Spezielle bei uns ist, dass wir sehr eng mit mehr als 5000 Kleinbäuerinnen und -bauern im ländlichen Raum, am Mount Kenya, zusammenarbeiten. Wir nehmen ihnen die Erzeugnisse zu guten Preisen ab und sorgen für lokale Wertschöpfung. Die Verarbeitung erfolgt direkt vor Ort, dezentral in mehreren Produktionsstätten – nicht in einer Fabrik in einem Industriegebiet von Nairobi. Der zweite Vorteil ist der Bio-Anbau. Er erhöht die Biodiversität, die Bodenfruchtbarkeit und auch die Resilienz gegenüber dem Klimawandel. Wir merken schon, dass klimatische Schwankungen vor Ort größer werden und Extremwetterereignisse zunehmen. Da sind unsere Bäuerinnen und Bauern mit ihren Mischfarmen im Vergleich zu Monokulturen gut aufgestellt.
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AWE: Wie viele Arbeitsplätze konnten durch die neuen Investitionen vor Ort geschaffen werden?
Spiecker: Insgesamt haben wir schon mehr als 900 Arbeitsplätze in der Region geschaffen, davon rund 200 im Rahmen der AfricaConnect-geförderten Expansion. Jobs sind sehr wichtig auf dem Land, denn oft werden Familien zerrissen, weil die Menschen in die Städte gehen, um Arbeit zu finden. Die Kinder bleiben dann häufig bei den Großeltern zurück, während die Eltern im Slum in Nairobi landen. Zu unseren Produktionsstätten können die meisten Arbeiter:innen zu Fuß kommen, und am Nachmittag sind sie wieder bei ihren Familien.
AWE: Wie gelingt die Zusammenarbeit mit mehreren tausend Kleinbäuerinnen und -bauern? Wo liegen die größten Herausforderungen?
Spiecker: Es hat Zeit gebraucht, das Ganze aufzubauen. Am Anfang verlief es zäh, unser Projekt musste bekannt gemacht und Vertrauen aufgebaut werden. Es hilft uns sehr, dass wir direkt bei den Kleinbäuerinnen und -bauern angesiedelt sind. Das gilt nicht nur für die Produktion – unser ganzes Team in Kenia inklusive Management ist vor Ort. Die Digitalisierung spielt auch eine wichtige Rolle. Wir haben eine Software für die Zertifizierung der Erzeuger:innen entwickelt und führen den Einkauf der Nüsse digital aus, ohne Zwischenhändler:innen. Die Bezahlung erfolgt über Mobile Payment. Der Geldfluss von den Abnehmer:innen aus Deutschland bis zu den Erzeuger:innen ist transparent und direkt. Das halten wir auch für sehr nachhaltig.
AWE: Kenia gilt als ein marktwirtschaftlich orientiertes Land, das offen für ausländische Investoren ist. Wie beurteilen Sie das Investitionsklima? Würden Sie anderen deutschen oder europäischen Investor:innen raten, sich ebenfalls in der kenianischen Agrar- und Ernährungswirtschaft zu engagieren?
Spiecker: Durchaus. Ich habe selbst noch nicht viele Erfahrungen mit anderen afrikanischen Ländern, aber von dem her, was ich so mitbekomme, sehe ich Vorteile in Kenia. Politisch ist das Land recht offen gegenüber Investitionen aus dem Ausland. Die Infrastruktur ist gut, es gibt den Hafen in Mombasa und inzwischen auch eine Zugverbindung von Mombasa nach Nairobi. Zudem ist das Bildungssystem relativ gut und das Potenzial an qualifizierten und engagierten Mitarbeiter:innen hoch. Ein Riesenvorteil ist auch, dass man mit Englisch weit kommt, sogar auf dem Land. Bei Mobile Payment war Kenia mit M-Pesa Pionier, und hier hat wirklich jeder Kleinbauer ein Mobiltelefon, mit dem er das System nutzen kann. Das ist gerade, wenn man im Landwirtschaftssektor arbeiten will, ein großer Vorteil. Insgesamt würde ich sagen, Kenia ist ein guter Investitionsstandort.
AWE: Haben Sie zum Abschluss noch einen Ratschlag für Unternehmen, die sich um eine Finanzierung aus dem AfricaConnect-Programm der DEG bewerben möchten?
Spiecker: Ich kann das Programm nur weiterempfehlen. Es ist sicherlich ratsam, genug Vorlauf einzuplanen, auch wenn bei uns alles recht schnell ging. Man sollte auf viele Fragen gefasst sein, wird aber auch von einem professionellen Team betreut. Wichtig ist, dass der oder die Antragsteller:in belastbare Zahlen vorlegen kann – für die Zukunft und die Vergangenheit. AfricaConnect vergibt kein Risikokapital. Für Start-up-Unternehmen ist es daher nicht geeignet – aber für sie gibt es ja andere staatliche Förderprogramme.
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