Energiebranche: Nachhaltige Entwicklung mit nachhaltiger Energie
Ohne Energie ist Entwicklung nicht möglich. Der Auf- und Ausbau einer nachhaltigen Energieversorgung hat in der Entwicklungszusammenarbeit daher eine hohe Priorität. Welche Chancen sich dabei für deutsche Unternehmen ergeben, erklärt Verick Schick, Experte für Klimaschutz, Energieeffizienz und Nachhaltige Energiesysteme bei der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE).
Energie ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass Unternehmen produzieren und Dienstleistungen erbracht werden können. Ohne Energie sind Wertschöpfung und damit Wirtschaft und Entwicklung nicht möglich.
Entwicklungs- und Schwellenländer brauchen mit zunehmender Entwicklung auch immer mehr Energie. Die Versorgung mit Energie basiert dort aber leider noch zu sehr auf fossilen Energiequellen. Dadurch wird vermehrt Kohlendioxid ausgestoßen, das ja als eines der Treibhausgase zu entsprechenden Klimafolgen führt.
Diese Länder suchen nach technisch machbaren und finanzierbaren Lösungen, um ihre Entwicklungs- und Klimaziele zu erreichen. Und hier besteht mehr oder weniger in allen Bereichen und Sektoren Handlungsbedarf: von der Landwirtschaft und der Verarbeitung von Lebensmitteln über Wasserversorgung und Energienetze bis hin zu Lösungen, um individuelle Haushalte mit Energie zu versorgen. Der Auf- und Ausbau einer nachhaltigen Energieversorgung – zentral oder dezentral – ist unverzichtbar für Gewerbe und Industrie und damit wesentlich für die Bekämpfung von Armut. Dieser Ausbau muss jedoch nachhaltig geschehen, damit die jeweiligen nationalen Klimaziele eingehalten werden können.
Angebote für den Mittelstand
Für deutsche Unternehmen mit dem richtigen Know-how bieten sich dadurch enorme Chancen in Schwellen- und Entwicklungsländern. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Energieeffizienzlösungen, intelligente Netzintegration, Sektorkopplung, Speicherung und auch Power-to-X-Technologien sind nur einige der Bereiche, in denen es aktuell gute bis sehr gute Geschäftschancen für deutsche Unternehmen gibt.
Besonders Mittelständler scheuen aber oft ein Engagement in Schwellen- und Entwicklungsländern, ihnen erscheinen wirtschaftliche und politische Risiken zu hoch. Wir helfen Unternehmen dabei, diese Risiken besser einzuschätzen und zeigen Möglichkeiten der Unterstützung auf. Sei es durch Förderung, Finanzierungslösungen oder durch die Vermittlung von Experten und Netzwerken vor Ort in den jeweiligen Ländern.
Ausschreibungen von Entwicklungsbanken
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat zum Beispiel unterschiedliche Ansätze, Entwicklungspolitik zusammen mit der Privatwirtschaft zu realisieren. So hat es mit Hilfe der KfW Entwicklungsbank über Ausschreibungen Kredite von mehr als 800 Millionen Euro für Solarstromprojekte in Marokko zur Verfügung gestellt. Dabei konnten sich deutsche Zulieferer gut positionieren, ihre Anlagentechnik exportieren und auch Ingenieurs-Know-how beisteuern.
Generell sind Ausschreibungen ein bewährtes Instrument der Entwicklungszusammenarbeit. Die AWE organisiert in Deutschland verschiedene Veranstaltungen, bei denen sich Unternehmen über die Verfahren bei Ausschreibungen informieren können. Eine gute Übersicht aktueller Ausschreibungen für die Energiebranche finden Sie zum Beispiel bei Germany Trade & Invest (GTAI).
Förderinstrumente
Ein bewährtes Förderinstrument des BMZ sind Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft. Beim develoPPP.de-Programm zum Beispiel kooperieren Privatunternehmen mit dem BMZ und den Durchführungsorganisationen, der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH.
Mit dem develoPPP.de-Programm haben Unternehmen, die sich in einem der Partnerländer des BMZ engagieren möchten, die Möglichkeit, eine bis zu dreijährige Kooperation mit dem BMZ einzugehen. Das Programm setzt dort an, wo es eine gute Übereinstimmung mit den Zielen des antragstellenden Unternehmens und des BMZ gibt, zum Beispiel bei Ausbildung und Training oder auch bei der Lancierung von neuen, innovativen Geschäftsideen. Das BMZ übernimmt einen Teil der Kosten – und das bis zu 2 Millionen Euro.
Ein gutes Beispiel für eine gelungene Kooperation: Die German Water and Energy Gruppe (GWE) hat in einer Entwicklungspartnerschaft mit der GIZ ein Pilotprojekt zur energieautarken Wasseraufbereitung in Ghana umgesetzt. Das Grundwasser in Ghana ist mit Keimen belastet, dazu ist der natürliche Fluoridgehalt des Wassers zu hoch. Den Menschen bleibt oft nur abgefülltes Wasser. Das ist teuer und unsicher, da die Wasserqualität gerade bei kleineren Anbietern oft schwankt.
Mit eine solarbetriebenen Pilotanlage zur Wasseraufbereitung konnten die Partner demonstrieren, wie die Technologie der GWE funktioniert und dass sie auch den hohen Fluoridgehalt im Wasser senkt. An der Anlage, die künftig von der zuständigen Distriktverwaltung betrieben wird, schulten die Partner das Betriebs- und Wartungspersonal und erstellten ein Preiskonzept für den Anlagenbetrieb, damit die Verwaltung das aufbereitete Wasser kostengünstig verkaufen kann. Heute haben deutlich mehr Menschen in dem Distrikt Zugang zu sauberem Trinkwasser. Institutionen wie Unicef und Water Aid Ghana zeigten bereits Interesse, das Projekt andernorts zu wiederholen.
Mehr Beispiele von erfolgreichen Kooperationen, auch aus der Energiebranche, finden Sie online bei develoPPP.de.
Kontakte nutzen
Für Unternehmen mit weitergehendem Interesse organisieren Fachverbände wie der Bundesverband der deutschen Solarwirtschaft (BSW) oder der Bundesverband Energiespeicher interessante Veranstaltungen und Angebote. Manche der Verbände und deutsche Kammern bieten Delegationsreisen an, bei denen Sie sich vor Ort bei lokalen und deutschen Experten informieren und erste Vernetzungsgespräche führen können. Das BMZ hat seine Aktivitäten in diesem Bereich ausgeweitet: mit sogenannten ExperTS an ausgewählten Auslandshandelskammern oder durch Mitarbeiter des Global Business Network (GBN) in bestimmten Ländern. Mitglieder des BSW können sich auch direkt an den EZ-Scout wenden, der dort zu den Themen der Entwicklungszusammenarbeit berät.
Eine gute Möglichkeit zur Kontaktaufnahme sind immer auch die einschlägigen Fachmessen und Branchenveranstaltungen: The Smarter E Europe, Energy Storage Europe, Biogas Convention, Renewable Energy & Efficiency Week, WindEnergy Hamburg oder der Berlin Energy Transition Dialogue sind einige der Gelegenheiten, bei denen Sie sich weiter informieren und relevante Ansprechpersonen persönlich treffen können.
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