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ExperTS in Kolumbien: Gemeinsam für qualifizierte Arbeitsplätze

Reihe an Personen in Anzügen und Blazern
Während der Veranstaltung „Fair and sustainable into the next decade“ stellte das Team aus Kolumbien die drei Praxisbeispiele vor. Von links nach rechts: Peter Hirsch (ExperTS an der AHK Kolumbien), Augusto Acosta (AWE), Orlando Baquero (Lateinamerikaverein), Carmen Fuseler (ExperTS-Programm), Hans-Peter Knudsen (Botschafter Kolumbien), Karla Beteta (AWE), Christoph Oehmichen (ALIANZA), Ricardo Pedroza (ProColombia Europa), Marc Jizba (ExperTS-Programm)

Nach dem Motto „Economy. Transfer. Sustainability“ fördert das ExperTS-Programm des Bundesentwicklungsministeriums nachhaltiges Wachstum weltweit: In rund 30 Ländern beraten Expertinnen und Experten lokale, deutsche und europäische Unternehmen zu entwicklungspolitischen Themen. Einer von ihnen ist Peter Hirsch, der bei der Deutsch-Kolumbianischen Industrie- und Handelskammer im Bereich berufliche Bildungarbeitet.

Eine duale Hochschule, die berufliche und akademische Bildung verknüpft, eine Qualifizierungsmaßnahme, die Hotels in  Medellín hin zu internationalen Zertifizierungen führt, und ein Ausbildungsprojekt, das die Integration von Geflüchteten nach dem Friedensabkommen voranbringt: Das sind drei Beispielprojekte aus dem Alltag des ExperTS Peter Hirsch in Bogotá, die wir hier vorstellen.

Beispiel 1: Die Duale Hochschule Lateinamerika

Seit 2015 betreut Peter Hirsch von Bogotá aus Aufbau und Weiterentwicklung der Dualen Hochschule Lateinamerika (DHLA) – über die Ländergrenzen hinweg: Mittlerweile bietet die DHLA in acht Ländern zahlreiche duale Studiengänge an, die das Beste aus Theorie und Praxis und einen Hochschulabschluss mit Berufserfahrung verbinden. „Die DHLA ist ein Erfolgsmodell. Absolventinnen und Absolventen können mit ihrem Studienabschluss viel direkter in den Arbeitsmarkt einsteigen. Für die Auslandshandelskammer ist das duale Hochschulmodell die ideale Ergänzung zu ihrem Bildungsportfolio“, sagt Hirsch. Der Ansatz ist nachfrageorientiert, das heißt die Hochschule kooperiert eng mit den großen und kleinen Unternehmen vor Ort und richtet ihr Angebot an deren Bedürfnissen aus. Universitäten in Kolumbien, Brasilien, Costa Rica, Mexiko und Peru zählen ebenfalls zu den Kooperationspartnern. So hat sich die DHLA lokal etabliert: Ein Großteil der 1.000 Ausbildungsbetriebe sind lokale Kleinunternehmen und Mittelständler (KMU), viele Absolventinnen und Absolventen werden nach dem Abschluss direkt übernommen. Zwar sind die meisten der 2.000 Studierenden in Studiengängen wie BWL (rd. 1.200), Finanzen und Außenhandel (rd. 300) oder Wirtschaftsinformatik eingeschrieben, mittlerweile ist aber zum Beispiel auch ein duales Studium Tourismus möglich. Für diesen Bereich wurde außerdem ein Kompetenzzentrum eingerichtet, das unter anderem nachhaltige Tourismusprojekte für die kolumbianische Regierung und die Europäische Union umsetzt.

Beispiel 2: Weiterbildung und Zertifizierung

Profitieren sollen die Angestellten, die Hoteliers sowie die Reiseveranstalter aus Europa – und nicht zuletzt die Reisenden: Das ExperTS-Projekt in Zusammenarbeit mit Hotels aus der Region Medellín will die Qualität des Services verbessern und setzt dafür auf neue Standards auf europäischem Niveau und Zertifizierungen. An 24 Hotels wurde das Personal bereits entsprechend geschult, die Betriebe anschließend geprüft. Am Ende stand eine anerkannte Zertifizierung. Werden die Häuser dadurch attraktiver für europäische Gäste, stärkt das den Tourismus im Land und schafft am Ende weitere Arbeitsplätze. Umgesetzt werden die Schulungen und Zertifizierungen zusammen mit der Kammer- und Verbandspartnerschaft ALIANZA REGION zwischen der Handelskammer in Medellín und der IHK Hannover sowie dem auf Qualitätsmanagement spezialisiertem Unternehmen HOTQUA. Initiiert und koordiniert wurde die Zusammenarbeit durch ExperTS Peter Hirsch. Christoph Oehmichen ist Leiter der ALIANZA REGION und als Langzeitexperte in Kolumbien: „Das ALIANZA-Projekt vereint sämtliche Industrie- und Handelskammern im Department Antioquia und kooperiert mit der AHK Kolumbien und der IHK Hannover. So erreichen wir die Hotels in der Region und können die neuen Standards viel flächendeckender einführen.“ Umgesetzt wurden die Zertifizierungen in drei Stufen. „Zuerst haben wir die Hotelmanager zum Thema Qualitätsmanagement geschult. Anschließend haben diese das Gelernte an die Bedürfnisse ihrer Betriebe angepasst und umgesetzt. In der letzten Phase haben wir die Umsetzung geprüft und die Betriebe zertifiziert“, erklärt Frank Höchsmann, Geschäftsführer von HOTQUA.

Beispiel 3: Integration und neue Chancen für Geflüchtete

Auch nach dem Friedensabkommen ist Kolumbien infolge der langjährigen paramilitärischen Auseinandersetzungen eines der Länder mit den meisten sogenannten Binnenvertriebenen, also Geflüchteten im eigenen Land. Um diese Menschen bei der Integration zu unterstützen und ihre Einkommenschancen zu steigern arbeitet ExperTS Peter Hirsch mit dem Projekt PROINTCAME der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH zusammen, das die Lebenssituation für Binnenvertriebene in der Region Meta verbessern möchte. PROINTCAME fördert durch gezielte Maßnahmen Produzentenverenigungen und Kleinstunternehmen um neue Einkommensquellen zu schaffen und Beschäftigungsmöglichkeiten zu eröffnen. Hirsch brachte den Ansatz der beruflichen Bildung ein unter dem die Partner gemeinsam eine neue Ausbildung im Hotelfachwesen etabliert haben. Im Oktober 2019 starteten 17 Kandidatinnen und Kandidaten in die einjährige Pilotphase. Die Konzeption des Programms sowie die Prüfungen übernimmt die Auslandshandelskammer Kolumbien zusammen mit der GIZ, ausgebildet wird in ländlichen Unterkünften. Die Azubis erhöhen so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt und erwerben neue Kenntnisse, neben Grundlagen des Hotelbetriebs zum Beispiel auch Englisch.

Was sind eigentlich ExperTS?

Das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderte ExperTS-Programm schlägt die Brücke zwischen Außenwirtschaftsförderung und Entwicklungspolitik. Umgesetzt wird es von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, den Auslandshandelskammern und Delegationen der Deutschen Wirtschaft. Das Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) vermittelt die Expertinnen und Experten. Sie sind beim Arbeitgeber vor Ort angestellt und erhalten über das Programm einen Gehaltszuschuss. Aktuell sind ExperTS in rund 30 Ländern weltweit im Einsatz.
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