Für Unternehmen soll es einfacher werden
Die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) hat mit Benjamin Knödler, Referatsleiter Wirtschaftsnetzwerke im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gesprochen. Was verändert sich durch die Neuausrichtung der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft? Welche Auswirkungen gibt es für Kunden und Partner?
AWE: Wie wird der Veränderungsprozess gestaltet? Was verändert sich wann und wie?
Benjamin Knödler: Wir haben die letzten Monate die BMZ-Wirtschaftskooperation umfassend überprüft und teils ganz neu konzipiert. Damit greifen wir auch kritische Bewertungen an bestehenden Ansätzen aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik reagiert. Jetzt gehen wir in die Umsetzung. Anfang 2024 werden alle Programme und Instrumente der Zusammenarbeit des BMZ mit der Wirtschaft schlagkräftiger aufgestellt, auf die Schwerpunktthemen der deutschen Entwicklungspolitik ausgerichtet und unter der gemeinsamen Marke Partners in Transformation auftreten.
AWE: Was bedeutet das konkret?
Knödler: Die Wirtschaftskooperation des BMZ wird unter der neuen Marke Partners in Transformation künftig nachhaltiger, sozialer und wirksamer. Erstens richtet das BMZ seine Wirtschaftskooperation künftig konsequenter auf die notwendige sozial-ökologische Transformation hin aus. Alle Programme sollen einen Beitrag zum notwendigen wirtschaftlichen Wandlungsprozess leisten und ambitionierte Umwelt- und Sozialstandards voranbringen. Gleichzeitig unterstützt das BMZ seine Partnerländer bei ambitionierten Politikreformen, so dass die Rahmenbedingungen für eine sozial-ökologische Wirtschaftstransformation stimmen und so mehr private Investitionen hierfür mobilisiert werden.
Zweitens legen wir ein breiteres Verständnis von Wirtschaft und setzen auf den Einbezug zusätzlicher Partner. Die notwendigen Veränderungen unseres aktuellen Wirtschaftens hin zu sozial-ökologischer Nachhaltigkeit brauchen einen starken gesellschaftlichen Rückhalt und müssen sozial gerecht organisiert werden. Deshalb kooperiert das BMZ künftig noch stärker mit Gewerkschaften als Partner, noch mehr Unternehmerinnen und Frauen in der Wirtschaft, und stärkt die Beteiligung von internationaler Zivilgesellschaft und Wissenschaft in unseren Netzwerken. Nur so können wir die nötige Akzeptanz für die Veränderungen hin zu Nachhaltigkeit schaffen.
Drittens macht das BMZ seine Zusammenarbeit mit der Wirtschaft wirksamer. Wir stärken dafür die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung und bauen Sie zu einem One-Stop-Shop für Wirtschaftsakteurinnen und -akteure aus, die mit der Entwicklungspolitik kooperieren möchten.
AWE: Was bedeuten die geplanten Veränderungen für Kunden und Partner der AWE? Welchen Mehrwert sehen Sie für welche Stakeholder?
Knödler: Für Unternehmen soll es einfacher werden, mit der Entwicklungspolitik ins Gespräch zu kommen: Mit einer kompetenten Beratung, mit unbürokratischen Partnerschaften und mit digitalen Lösungen. Dafür bieten wir ein weltweites Netzwerk und Kontakte in die Partnerländer der deutschen Entwicklungspolitik. So wollen wir mehr privatwirtschaftliche Lösungen im Sinne einer sozial-ökologischen Transformation im sogenannten Globalen Süden voranbringen.
Wir stellen unsere Partnerschaften mit der Wirtschaft schlagkräftiger auf, indem wir erfolgreiche Ansätze skalieren - zum Beispiel über das develoPPP-Programm. Hier richten wir ein Finanzierungsfenster ein, mithilfe dessen wir Ansätze, die gut funktionieren, schneller wachsen lassen können. Und wir globalisieren erfolgreiche Finanzierungsprogramme für den Mittelstand wie AfricaConnect, das künftig als ImpactConnect auch in anderen Weltregionen die Diversifizierung und Nachhaltigkeit der Lieferketten unterstützen soll.
Kammern und Verbände sind das Scharnier in die Breite der deutschen Wirtschaft. Hier müssen wir besser werden, potentielle, gerade mittelständische Investoren zu erreichen. Bisher scheint es oft Zufall, dass ein Unternehmen mit der Entwicklungspolitik kooperiert. Damit das gelingt, wollen wir zielgerichtetere Kommunikationsformate anbieten, die gerade auch die Finanzvorstände in den Unternehmen erreichen, die bei Investitionsentscheidungen eine zentrale Rolle spielen. Und wir entschlacken und digitalisieren unsere Verfahren, so dass es nicht nur leicht ist, mit der Entwicklungspolitik ins Gespräch zu kommen, sondern auch konkret zusammenzuarbeiten.
Gewerkschaften spielen eine zentrale Rolle bei der gerechten Gestaltung der sozial-ökologischen Transformation und bei der Verbesserung der Lieferkette. Das wollen wir nutzen: Mit entwicklungspolitischen Scouts bei Gewerkschaften, die durch Wissenstransfer helfen die Brücke zwischen Gewerkschafts- und Entwicklungspolitik zu schlagen, und Partnerschaften zwischen deutschen Gewerkschaften und Gewerkschaften in unseren Partnerländern.
AWE: Es wird auch eine neue Bildmarke für die Partners in Transformation geben. Was bedeutet das Signet?
Knödler: Vorher gab es eine Vielzahl eigener Marken, jetzt gibt es eine für alle Programme der BMZ-Wirtschaftskooperation. Die neue Marke macht den neuen Anspruch deutlich: Gemeinsam mit der Wirtschaft will das BMZ die sozial-ökologische Transformation in den Partnerländern der deutschen Entwicklungspolitik voranbringen. Das Signet ist ein Band der Synergien: Synergien für mehr nachhaltige Arbeitsplätze, für eine stärkere Rolle von Frauen in der Wirtschaft, für klimagerechte Investitionen, für bessere Standards in der Lieferkette.
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