Gamification & Serious Games: Afrika als Chancenkontinent
Zielgerichtete, spielende Wissensvermittlung ist ein wachsender Zukunftsmarkt, darüber waren sich die Teilnehmenden des Umoja Creative Summit einig. Beim interkulturellen Austausch in der Handwerkskammer Hannover ging es um kreative und kulturelle Wachstumspotentiale in Deutschland und auf dem afrikanischen Kontinent.
Die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) hatte zusammen mit der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) im Januar 2020 zum Umoja Creative Summit in die Handwerkskammer (HWK) Hannover eingeladen. Die Teilnehmenden tauschten sich zum Potenzial von Gamification und Serious Games als Wachstumsmarkt für den afrikanischen Kontinent aus und zu Chancen, die sich daraus für deutsche Unternehmen ergeben.
„Jeder Mensch spielt und rätselt gerne, überall auf der Welt. Das nutzen wir auch in der Entwicklungszusammenarbeit für die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten“, betonte Friederike Kärcher, Leiterin für Kultur, Kreativwirtschaft, Medien und Sport im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Insbesondere für den afrikanischen Kontinent böten Gamification und Serious Games eine gute Gelegenheit, praxisbezogene digitale Lernanwendungen nicht nur für die Schule zu entwickeln, sondern aussichtsreiche Geschäftsmodelle daraus zu machen. „Kreativität ist eine Wirtschaftskraft, die wir fördern und für nachhaltige Entwicklung nutzen“, so Friederike Kärcher.
Spiele als Wirtschaftsfaktor
„Wir haben eine vielversprechende Entwicklung der Serious Games wahrgenommen. Egal ob Pokémon, Fahrsimulatoren oder Lernspiele: Die Branche hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt und ist insbesondere für Afrika ein Zukunftsthema“, ist sich Dr. Corinna Franke-Wöller, Leiterin der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE), sicher, und ergänzt: „Das Umoja Creative Summit hat gezeigt, wie vielfältig der Sektor aufgestellt ist und wieviel Potenzial darin steckt. Wir wollen das Thema weiterhin strategisch begleiten und etablierte kleine und mittelständische Unternehmen aus Deutschland mit innovativen Start-ups des afrikanischen Kontinents zusammenbringen.“
Beeindruckende Praxisbeispiele
Mit Spiel- und Lernimpressionen führte FHM-Professor Dr. Richard Merk in die Expertenvorträge ein. Der Serious-Games-Sektor gewinnt als Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft zunehmend an Bedeutung. Davon berichteten die beiden Südafrikaner Glenn Gillis vom Spielestudio Sea Monster und Nick Hall, der sich unter anderem mit innovativen Stadtplanlösungen für Townships beschäftigt. Kai Bergmann vom Landmaschinenhersteller Claas zeigte, wie er im virtuellen Simulator weltweit Fahrer von Land- und Erntemaschinen qualifiziert, während Hendrik Rump, Geschäftsführer von Quantumfrog, Augmented-Reality-Beispiele für Trainingsanwendungen vorstellte.
Per Smartphone führte Philipp Bontemps von VRTX-Labs in Hannover den beeindruckten Gästen eine interaktive Echtzeitvisualisierung vor. Dennis Knollmann, Geschäftsführer von Drivers Cam, hat die Ausbildung für Fahrschülerinnen und -schüler revolutioniert: Mit seiner Software können sie schwierige Prüfungsstrecken simuliert fahren und so trainieren. Stellvertretend für das Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik in Hannover präsentierte Hermann Zittier praktische Anwendungen von Serious Games im Handwerk. Der FHM-Forschungsdirektor für den Bereich Medien, Prof. Jochen Dickel, zeigte an Beispielen aus dem beruflichen Lernen die „Levels of Knowledge“ auf, die für Augmented-Reality Anwendungen notwendig sind.
Potenzial für Entwicklung und Investitionen
FHM-Rektorin Prof. Dr. Anne Dreier ist überzeugt, dass die Branche neben nachhaltigen Entwicklungspotenzialen vor Ort hat auch neue Investitionsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen bietet: „Serious Games und Gamification bedeutet nicht, seine Zeit nur mit Onlinespielen oder Social Media zu verbringen. Die Technologie, die Wissenschaft und die nötigen Ressourcen sind mittlerweile so weit, dass dieser Sektor ganz gezielt für die Bildung genutzt werden kann. Damit schaffen wir die perfekte Ergänzung zu neuen Lehr- und Lernwelten.“
Zum Abschluss der Veranstaltung moderierte Peter Kunz, ehemaliger ZDF-Afrikakorrespondent und Leiter des ZDF Nairobi, eine Expertenrunde. Neben S.E. Andreas B.D. Guibeb, Botschafter der Republik Namibia, stellten sich Glenn Gillis, Co-Founder und CEO von „Relate a social trust“, Tim Mittelstaedt, Nordmedia APITsLab, Prof. Dr. Tim Brüggemann, Prorektor der FHM Online-University und Peter Karst, Hauptgeschäftsführer der HWK Hannover, den Fragen und diskutierten intensiv das Potenzial von Serious Games.
„Die Digitalisierung stellt Afrika vor eine seiner größten Herausforderungen – und wir sind sicher, dass wir vorhandene Lücken schließen werden“, sagt S.E. Andreas B.D. Guibeb, Botschafter der Republik Namibia. „Die Entwicklungen sind momentan sehr schnell. Aber wir sind gewillt, ebenso schnell zu lernen und die Chance, die sich uns derzeit bietet, zu nutzen.“
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