Gut beraten: AWE unterstützt bei geförderter Fachkräfteausbildung in Indien
Ein Hersteller von Bergbaufahrzeugen konzipiert in Indien ein Kompetenzzentrum, an dem Fachkräfte international anerkannte Abschlüsse erwerben können. Gefördert wird das Projekt über develoPPP. Die AWE unterstützte das Unternehmen bei der Auswahl eines passgenauen Förderinstruments – aber auch dabei, die unternehmerischen Ziele mit den Förderzielen in Einklang zu bringen.
Der Bergbau ist in Indien ein bedeutender Wirtschaftszweig mit starkem Wachstumspotenzial. Für GHH Fahrzeuge, einen führenden Hersteller von Berg- und Tunnelbaufahrzeugen, ist Indien deshalb ein Schlüsselmarkt. 2016 hat das Gelsenkirchener Unternehmen, Teil der Schmidt Kranz Group, eine indische Tochter gegründet. Um den Service für Kunden vor Ort zu verbessern, schult GHH Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort in Betrieb, Wartung und Reparatur der Maschinen. Daraus entstand die Idee, zusammen mit der Schwestergesellschaft Advanced Training Technologies, kurz ATT, vor Ort ein Bergbaukompetenzzentrum zu gründen und Fachkräfte mit international anerkanntem Abschluss auszubilden.
Expertise in neuen Ausbildungs- und Lernformen
ATT ergänzt die anderen Unternehmen der Schmidt Kranz Group durch technisches Training in den Bereichen Hydraulik, Pneumatik und Steuerungstechnik. Der Weiterbildungsspezialist schult seit 30 Jahren Fachleute. „Wir sehen uns eher als kleines, junges Unternehmen“, sagt Markus von Rheinbaben, Projektleiter bei ATT. Vor zwei Jahren sei das Weiterbildungsunternehmen mit 20 Beschäftigten komplett neu aufgestellt worden. Neben Präsenzunterricht rücken E-Learning und Blended Learning stärker in den Fokus.
Für Indien erstellt ATT in einem ersten Schritt eine Bildungsbedarfsanalyse. Dabei werden sowohl die Angestellten von GHH in Indien eingebunden als auch GHH-Kunden und „Industrial Trainings Institutes“ (ITIs), die in Indien eine ähnliche Rolle haben wie Berufsschulen in Deutschland. Allerdings mit wesentlich kürzeren Ausbildungszeiten.
Kooperation mit der AHK Indien
Im nächsten Schritt soll ein dreistufiges Lernkonzept entstehen, vom Grundlagentraining bis zu einem Expertentraining, durch das Teilnehmende sich in den Bereichen Hydraulik/Elektrik, Mechanik oder Antrieb für Untertagefahrzeuge spezialisieren. Dabei will ATT auch Trainer ausbilden. „Train the Trainer“ ist auch in Deutschland ein wichtiger Teil unseres Weiterbildungsangebots“, erklärt von Rheinbaben.
Die ITIs sollen das theoretische Training durchführen, GHH wird technisch und praktisch ausbilden. Dabei lernen die Teilnehmenden an echten Fahrzeugen, aber auch an speziellen Hydrauliktrainingsanlagen – eine Spezialität von ATT. „An den Trainingsanlagen können wir gezielt Fehler simulieren. Die Teilnehmenden lernen, diese Fehler durch bloßes Messen zu finden“, erklärt von Rheinbaben. So können Teile gezielt getauscht oder repariert werden, ohne das ganze Fahrzeug zu zerlegen. Neben den technischen Aspekten werden auch Themen wie Umwelt und Sicherheit eine wichtige Rolle spielen. „Gerade unter Tage ist der Umgang mit Gefahrenflüssigkeiten besonders heikel“, so von Rheinbaben.
ATT arbeitet bei der Planung eng mit der Auslandshandelskammer (AHK) Indien zusammen: Bei erfolgreichem Abschluss der höheren Stufen des Programms und für die Ausbildung zum Trainer sollen die Teilnehmenden ein weltweit anerkanntes Zertifikat erhalten.
AWE berät bei Schritten ins Neuland
Für ATT ist das Projekt in Indien das erste Engagement in einem Schwellen- oder Entwicklungsland. Da galt es zuerst, Informationen zu sammeln. „Mein Chef hat online Fördermöglichkeiten recherchiert und ist dabei auf die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung gestoßen“, erzählt von Rheinbaben. Almuth Dörre, AWE-Expertin für Aus- und Weiterbildung, hat dann die Beratung übernommen. „Frau Dörre hat uns besucht, sich ein Bild von unserem Unternehmen gemacht, auch von den Fahrzeugen und Maschinen, und uns dann unsere Möglichkeiten vorgestellt“, erinnert sich von Rheinbaben. Ein wichtiges Learning für ihn gleich am Anfang: „Bis dahin kannte ich nur den Begriff ‚Entwicklungshilfe‘ und dachte dabei an Brunnenbohren“, erzählt er. „Frau Dörre konnte das schnell ändern und aufzeigen, dass unsere Idee für die Ausbildung sehr gut in den Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit passt.“ Das Programm develoPPP war schließlich am besten geeignet, um ATT bei seinem Vorhaben in Indien zu unterstützen.
GHH Fahrzeuge erhofft sich durch die Ausbildung eigener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen des develoPPP-Projektes einen Mehrwert für das tägliche operative Geschäft: Durch themenbezogene Schulungen werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Lage versetzt, die vor Ort eingesetzten Fahrzeuge zielgerichtet und dadurch schneller und auch günstiger zu warten. Zudem werden im Projekt und darüber hinaus ständig neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter qualifiziert, die für die Wachstumsbestrebungen von GHH in Indien zwingend erforderlich sind.
Durch die Aus- und Weiterbildung von technischem Personal auch für Kunden kann GHH sein Angebot an Maschinen um Schulungen ergänzen, in denen Fähigkeiten für Betrieb und Wartung vermittelt werden. Dieser sogenannte „After-Sales-Service“ macht das GHH-Angebot für Kunden noch attraktiver, das Unternehmen will so als Anbieter weiter an Bedeutung gewinnen. Generell können Anbieter durch „After-Sales-Services“ die Kundenbindung verbessern, Neukunden gewinnen und die Kundenzufriedenheit gewährleisten. Schließlich verhindert dieser Service, dass zum Beispiel Bedienungsfehler nicht als solche erkannt, sondern mit unzureichenden Produkten in Verbindung gebracht werden. Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern lässt sich After-Sales-Service aber nur durch die Qualifizierung von entsprechendem Personal umsetzen.
Gute Hinweise zur Förderlogik
Zusammen mit ATT bewarb sich GHH schließlich im September 2019 für eine Förderung beim Ideenwettbewerb develoPPPKurz vor Weihnachten gab es die Zusage für die nächste Runde. „Frau Dörre gab uns gute Hinweise bei der Erstellung des Projektkonzepts, der Projektbeschreibung und zur Förderlogik des Programms“, erinnert sich von Rheinbaben.
Die finale Zusage und die Bewilligung der Förderung fielen dann schon in die Pandemiezeit. „Durch Corona hat sich leider einiges verzögert“, so von Rheinbaben. So stünden noch Verhandlungen in Indien aus: „Es ist wichtig, dass wir die Menschen vor Ort, die Kunden genauso wie die ITIs, von unserem Konzept überzeugen, damit sie auch mitmachen.“ Dabei helfe es zum Beispiel, wenn die Verantwortlichen die Trainingsanlagen einmal selbst erlebten.
Offene Zusammenarbeit als Grundlage
Besonders hilfreich fand von Rheinbaben, dass die AWE-Beraterin „die Sprache der Unternehmen“ spricht: „Frau Dörre stellte die richtigen Fragen, hat selbst Erfahrung im Bereich Projektentwicklung, vor allem bei Projekten in Ländern mit schwierigen Rahmenbedingen.“ Schließlich hat die Beraterin selbst im Ausland gearbeitet, zu ihren Stationen gehörten etwa Indien und der Balkan. Die Herausforderungen für Unternehmen kennt sie aus erster Hand, zur Funktionsweise von develoPPP konnte sie ausführlich beraten, die Voraussetzungen, die ein Unternehmen für eine Bewerbung mitbringen muss, klar erklären.
Für Unternehmen, die über eine Förderung ihres Engagements nachdenken, hat von Rheinbaben ein paar Tipps: „Immer alle Fragen stellen und offen zusammenarbeiten.“ Nur so funktioniere gute Beratung. So haben ATT und GHH mit AWE-Beraterin Dörre viele vorbereitende Fragen klären können: Wie bringt man die eigenen Ziele mit den Förderzielen in Einklang? Ist das Projekt überhaupt förderfähig? Welche Angebote der Entwicklungszusammenarbeit kommen grundsätzlich für die eigenen Vorhaben und Ideen in Frage?
Darüber hinaus, so von Rheinbabens Erfahrung, zähle vor allem die sachgerechte und zielführende Konzeption des Vorhabens und eine adäquate Projektbeschreibung. Bei der Entwicklung eines im Rahmen von develoPPP umsetzbaren Projektkonzepts konnte Dörre unterstützen, indem sie in der Beratung die Konzeptentwicklung praxisnah und realistisch durchspielte. Als Expertin für Aus- und Weiterbildung konnte sie zudem explizite Hinweise zur Ausarbeitung geben. Von Rheinbaben: „Man sollte nicht erwarten, dass die AWE die Arbeit für einen macht. Seine Hausaufgaben muss schon jeder selbst erledigen – dann kann man als Unternehmen optimal von den Beratungsgesprächen profitieren.“
Um sich für eine Förderung über develoPPP zu bewerben, reichen Unternehmen ihre Projektvorschläge bei der DEG – Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft oder bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein. Das Projekt von GHH und ATT in Indien wird derzeit mit der DEG umgesetzt.
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Ihr Kontakt in der AWE
Almuth Dörre
Senior Beraterin für Bildung und Qualifizierung
Agentur für Wirtschaft und Entwicklung
+49 30 726256-83
almuth.doerre(at)wirtschaft-entwicklung.de
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