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Jetzt mehr denn je: Investitionen und Kooperationen in Lateinamerika

Das Bild zeigt Kristin Lang (EIB), Julia Harnal (BASF), Volker Oel (BMZ), Fazia Pusterla (IDB), Vinicius Dessoy Maciel (Brainlab AG) und Carolin Welzel (AWE) bei der Veranstaltung „Jetzt mehr denn je!“
Kristin Lang (EIB), Julia Harnal (BASF SE), Volker Oel (BMZ), Fazia Pusterla (IDB), Vinicius Dessoy Maciel (Brainlab AG) und Carolin Welzel (AWE) auf der Veranstaltung „Jetzt mehr denn je!“

Die Pandemie, der Klimawandel und der Krieg in der Ukraine haben den politischen und wirtschaftlichen Diskurs zu Partnerschaften und Investitionen in den Regionen Lateinamerika und Karibik (LAK) neu entfacht. Lateinamerika ist ein Schlüsselkontinent für den ökologischen Wandel und die globale Energiewende. Zudem ist die Region seit Jahren sowohl ein langjähriger Partner in der Entwicklungszusammenarbeit und ein bedeutender Handelspartner. Für deutsche und europäische Unternehmen eröffnen sich dadurch für ihr Auslandsgeschäft und ihr Engagement vor Ort große Chancen – insbesondere in den Bereichen Erneuerbare Energien und Digitalisierung.

Als Handelsmärkte und Partner für die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft sind Lateinamerika und die Karibik für die Europäische Union (EU) gefragter denn je. Europäische Investitionen konzentrieren sich zunehmend auf erneuerbare Energien und digitale Lösungsansätze. Die Gründe dafür sind vielfältig: Der Klimawandel stellt zum Beispiel Landwirt:innen vor enorme Herausforderungen und erhöht den Bedarf an nachhaltig produzierter Energie. Dabei birgt die Digitalisierung in allen Wirtschaftsbereichen ein immenses Potenzial zu einer ressourceneffizienten und nachhaltigen Produktion. „More-with less“ zu produzieren, ist die Maxime zur Überwindung der durch die Corona-Pandemie ­und den Angriffskrieg Russlands ausgelösten vielfachen Krisen.

Um den Fokus auf das große Potenzial dieser Region zu lenken haben die Fundación Euroamérica und der Lateinamerika Verein e.V. (LAV) unter anderem in Kooperation mit der EU und der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) zur Veranstaltung „Jetzt mehr denn je!“ geladen. Vertreter:innen aus Agrar-, Gesundheits-, Finanz- und Digitalsektor sowie Politiker:innen aus der EU und der LAK-Region diskutierten in den Räumen der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main aktuelle Themen aus dem Energie- und Digitalsektor, zukünftige Herausforderungen und Partnerschaften zwischen der EU, Lateinamerika und der Karibik.

In den vergangenen Jahren seien die Beziehungen zwischen der EU und der LAK-Region unter ihren Möglichkeiten geblieben, betonte Volker Oel, Unterabteilungsleiter Nahost/MENA; Südost-/Osteuropa und Lateinamerika beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Jetzt gelte es, die Partnerschaften mit der Region auf Augenhöhe weiterzuentwickeln. Es ginge dabei gleichermaßen sowohl um den Zugang zu kritischen Rohstoffen und Lieferketten als auch um die Etablierung lokaler Märkte und das Ziel, Lateinamerika wirtschaftlich wieder voranzubringen.
„Der soziale und ökologische Wandel, erneuerbare Energien und grüner Wasserstoff, Beschäftigungsperspektiven, Geschlechtergerechtigkeit: Diese Themen müssen wir gemeinsam mit EU-Partnern in Lateinamerika und der Karibik angehen.“, sagte Oel.

Das Bild zeigt Expert:innen bei der Veranstaltung „Jetzt mehr denn je!“
Volker Oel (BMZ) sprach mit anderen Expert:innen über Synergien zwischen den europäischen Institutionen und dem Privatsektor.

Politisches Handeln öffnet Wege für EU-Investitionen

Auf dem EU-CELAC-Gipfel werden sich im Juli 2023 Regierungsmitglieder der EU und der lateinamerikanischen und karibischen Staaten treffen, um gemeinsame Herausforderungen und Lösungen zu erörtern. Der Diskurs zu Handelsbeziehungen und Investitionen in die LAK-Region ist somit in vollem Gange, Wirtschaft und Politik schlagen neue Wege ein.

Die EU ist, einem Bericht zufolge, zwar bereits jetzt – nach den USA und China – drittgrößter Handelspartner der lateinamerikanischen und karibischen Länder und mit einem geschätzten Bestand an ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in Höhe von 794 Milliarden Euro im Jahr 2019 führender Investor.

EU-Investitionen in Lateinamerika und der Karibik

794

Milliarden Euro ausländische Direktinvestitionen

Die EU ist der führende Investor in Lateinamerika und der Karibik. Der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen (ADI) wird 2019 auf etwa 794 Milliarden Euro geschätzt.
3

Drittgrößter Handelspartner

Die EU ist, nach den USA und China, drittgrößter Handelspartner der LAK-Region.
4,8

Prozent EU-Warenhandel

Das Gesamtvolumen des EU-Warenhandels mit LAK-Ländern belief sich im Jahr 2020 auf 176 Milliarden Euro oder 4,8 Prozent des gesamten Handels der EU mit der Welt.

Doch damit europäische Unternehmen sich stärker in Lateinamerika und der Karibik engagieren können, sind politische Regularien und Förderinstrumente gefragt. So verdoppelte die Europäische Investitionsbank (EIB) ihre Förderungen in der Region im Jahr 2022 auf 1,69 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr. Darüber hinaus stellte die EU im Rahmen ihres neuen Finanzinstruments NDICI (Neighbourhood, Development and International Cooperation Instrument) – Global Europe für den Zeitraum von 2021 bis 2027 insgesamt 3,4 Milliarden Euro für Lateinamerika und die Karibik bereit.

Chancen für Unternehmen in der LAK-Region

Für Unternehmen bieten Lateinamerika und die Karibik Potenziale in unterschiedlichen Sektoren, beispielsweise als Standorte zur Produktion von erneuerbaren Energien. Das Klima in der LAK-Region stellt gute Voraussetzungen, um Solar- oder Windenergie zu produzieren. 

Die Internationale Energieagentur erwartet, dass sich die Kapazität der erneuerbaren Energien in Lateinamerika im Zeitraum 2021 bis 2026 um 34 Prozent oder 96 Gigawatt, vor allem durch Photovoltaik, steigern wird. Auf die erneuerbaren Energien entfallen dann insgesamt 84 Prozent des regionalen Wachstums.

Nachhaltige Investitionsfelder in der LAK-Region

  • Lateinamerika und die Karibik sind ideale Standorte zur Produktion von erneuerbaren Energien. Das Klima und natürliche Ressourcen-Vorkommen bieten zum Beispiel optimale Voraussetzungen, um Solar- oder Windenergie zu produzieren.

Digitalisierung als wichtiger Faktor für Wirtschaftswachstum und Produktionssteigerung

Eng damit verbunden sind digitale Lösungen. Informations- und Kommunikationstechnologien können in den kommenden zehn Jahren die globalen Kohlenstoffemissionen um bis zu 20 Prozent reduzieren. So schaffen neue Technologien effizientere Verkehrs-, Energie- und Wassernetze und können zum Beispiel für die Anbauplanung in der Landwirtschaft eingesetzt werden.
Carolin Welzel, Senior Beraterin bei der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung, betont das große Potenzial im Digitalsektor in Lateinamerika und der Karibik. Gleichzeitig sei jedoch noch ein beträchtlicher Handlungsbedarf erforderlich, um den Digital Gap zu schließen und die digitale Entwicklung der Region inklusiv und nachhaltig zu gestalten.

Wo europäische Unternehmen im Auslandsgeschäft in diesen Entwicklungen andocken können, zeigt der Chemiekonzern BASF.  Der Unternehmensbereich BASF Agricultural Solutions entwickelt chemischen und biologischen Pflanzenschutz, Saatgut und speziell gezüchtete Pflanzeneigenschaften sowie dazugehörige digitale Lösungen für die Landwirtschaft. Die BASF Agrarsparte hat in der LAK-Region bereits gute Erfahrungen mit Investitionen im Bereich Digitalisierung der Landwirtschaft gesammelt. Brasilien gehört zusammen mit den USA und Kanada zu den Top-3-Märkten. 

Das Bild zeigt Unternehmensvertreter:innen in der Diskussion über Investitionen in Lateinamerika.
Julia Harnal (BASF) diskutierte mit anderen Unternehmensvertreter:innen über Investitionen in Lateinamerika.

„Wir investieren signifikant in Innovation und Forschung. Jedes Jahr fast eine Milliarde Euro an Forschungsausgaben nur für den Agrarbereich“, sagt Julia Harnal, Vice President Public Affairs für Landwirtschaft bei BASF. Am Beispiel der offenen Innovationsplattform AgroStart fügt Sie hinzu: „Gerade in der Region Lateinamerika haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht mit Netzwerken aus Start-ups und Venture Capital, das wir gezielt investieren, um Entwicklungszyklen digitaler Lösungen für die Landwirtschaft zu beschleunigen.“ 

Technologie und Digitalisierung spielten in der Landwirtschaft eine große Rolle. Wenn Kleinbäuer:innen in entlegenen Regionen mit ihrem Smartphone auf Wetterdaten zugreifen, hätten sie im Wettbewerb bessere Chancen und könnten ihre Produktion steigern. Und wenn sich mehrere Betriebe genossenschaftlich eine Drohne teilten, um abwechselnd Pflanzenschutzmittel auszubringen, spare das Kosten und senke die Risiken bei der Anwendung mit den chemischen Produkten, hob Harnal beispielhaft hervor.

Die Investition in Lateinamerika und die Karibik könne Innovationskraft, Kreativität und Dynamik in wichtigen unternehmerischen Handlungsfeldern und der Forschung freisetzen, schlussfolgert die Expertin. Sie verwies aber gleichzeitig auf die Notwendigkeit des partnerschaftlichen und politischen Engagements: „Wir brauchen einen gemeinsamen politischen Rahmen, um einen Schritt nach vorne zu machen. Danach kommen Technologien und Innovationen.“

Jetzt mehr denn je! Lateinamerika und die Karibik und die Europäische Union

Unter dem Motto „Jetzt mehr denn je!“ trafen sich Vertreter:innen aus Agrar-, Gesundheits-, Finanz- und Digitalsektor sowie Politiker:innen aus der EU und der LAK-Region in den Räumen der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main und diskutierten Herausforderungen und Chancen für Handelsbeziehungen zwischen der EU, Lateinamerika und der Karibik. Die Fundación Euroamérica und der Lateinamerika Verein e.V. organisierten die Veranstaltung in Kooperation mit der Europäische Union und der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung.

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Karla Luzette Beteta Brenes

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