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Fit für grünen Strom mit Leistungsprognosen

Mehrere Menschen schauen auf große Monitore in einem Büroraum mit künstlichem Licht.
Wetterbedingte Stromschwankungen zu managen ist der Schlüssel zur erfolgreichen Nutzung erneuerbarer Energien.

Über das Förderprogramm develoPPP

Mit dem Förderprogramm develoPPP bietet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Unternehmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern investieren, finanzielle und fachliche Unterstützung. Im Rahmen des Programms werden geeignete Vorhaben fachlich und finanziell im Umfang von bis zu zwei Millionen Euro unterstützt. Voraussetzung für eine Förderung sind ein langfristiges betriebswirtschaftliches Interesse im Land und ein nachhaltiger entwicklungspolitischer Nutzen für die Menschen vor Ort. Hier geht es zum Programm.

Key Facts

  •  Mit der Energiewende wird es mehr Strom aus volatilen Quellen wie Wind und Sonne geben. 
  • Präzise Leistungsprognosen optimieren die erneuerbare Energieproduktion und erhöhen die Effizienz von Solar- und Windkraftanlagen. 
  • Das Unternehmen energy & meteo systems GmbH bietet weltweit Leistungsvorhersagen für die künftige Solar- und Windenergieerzeugung an.
  • Das Virtuelle Kraftwerk sorgt durch die digitale Vernetzung von vielen dezentralen Anlagen für eine bessere Überwachung, Steuerung und Integration von wetterabhängig erzeugtem Strom.
  • Mit seinem Engagement in Lateinamerika und der Karibik (LAK) beweist energy &meteo systems, dass sich für deutsche Unternehmen im Globalen Süden nicht nur bei den erneuerbaren Energien, sondern auch bei der Digitalisierung neue Chancen eröffnen.
     

„Wie wird eigentlich das Wetter?“ Ulrich Kaltenbach, Director International Sales & Business Development bei der Oldenburger energy & meteo systems GmbH, kennt diese Frage nur zu gut. Bei der Antwort muss er allerdings passen: „Wir liefern keine Wetterdaten aus, sondern verarbeiten sie gemeinsam mit Anlagendaten und kreieren daraus dann die Leistungsprognosen. Das sind Vorhersagen zur zukünftigen Stromproduktion aus Solar- und Windenergieanlagen.“ Für wen diese präzisen Informationen wichtig sind, welche Rolle Virtuelle Kraftwerke  für die Energiewende spielen und warum das Know-how des niedersächsischen Unternehmens in Lateinamerika und der Karibik gefragt ist, verrät Ulrich Kaltenbach im Interview.

AWE: Mit Ihren Vorhersagesystemen gelingt es Ihnen, Leistungsprognosen für die Wind- und Solar-Einspeisung zu treffen. Warum ist das so wichtig?

Ulrich Kaltenbach: Die Stromproduktion mit Solar- und Windenergieanlagen schwankt natürlich abhängig vom Wetter. Verschiedene Teilnehmer am Strommarkt brauchen Informationen über die zu erwartenden Erzeugungsfahrpläne. Diesen Service bieten wir als einer der führenden Anbieter weltweit an, zum Beispiel für Anlagenbetreiber, Aggregatoren und Netzbetreiber. Für letztere ist diese Information bei steigendem Anteil von Solar- und Windenergie am Erzeugungsmix extrem wichtig. Denn sie müssen die konventionellen Kraftwerke im Netz entsprechend steuern und das Stromnetz stabil halten.

AWE: Welche Rolle spielen dabei Virtuelle Kraftwerke ?

Kaltenbach: Virtuelle Kraftwerke spielen zunehmend eine Schlüsselrolle, um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern.

AWE: Inwiefern?

Kaltenbach: Die Kernfrage ist: Wie können tausende, geografisch verstreut liegende Solar- und Windenergieanlagen effizient in das Stromsystem integriert werden? Das virtuelle Kraftwerk liefert darauf die Antwort: Es bietet eine intelligente Leitwarte zur digitalen Vernetzung und Steuerung einer unbegrenzten Anzahl von dezentralen Anlagen. Das sind Solar- und Windparks, aber auch Speichersysteme, Biogasanlagen oder Wasserkraftwerke. Über ein Virtuelles Kraftwerk können Netzbetreiber über Steuersignale aus dem Virtuellen Kraftwerk heraus die Erzeugungsfahrpläne dieser Anlagen in Sekundenschnelle an Netz- und Marktgegebenheiten anpassen. 

Im Fokus: Energie & Klima
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AWE: Wie können Stromhändler oder Netzanbieter Ihre Lösung nutzen?

Kaltenbach: Wir sind ein Software-as-a-Service-Anbieter. Das heißt, wir liefern unseren Kunden Daten aus und hosten für sie Software, wie zum Beispiel das Virtuelle Kraftwerk. Der Kunde benötigt keine eigene IT-Infrastruktur und muss nichts installieren. Als Servicedienstleister bieten wir allen Kunden zudem einen 24/7-Service an.

AWE: Ihr Unternehmen engagiert sich seit einigen Jahren unter anderem in Lateinamerika und der Karibik (LAK). Warum?

Kaltenbach: In dieser Region gibt es nicht nur viel Sonne und Wind, sondern auch ausreichend Land. Seit die Erzeugungskosten stark gesunken sind, werden Solar- und Windenergieanlagen auch in vielen Ländern Lateinamerikas in großem Stil ausgebaut. Sobald wetterabhängig erzeugter Strom in das Stromsystem integriert werden muss, benötigen Anlagen- und Netzbetreiber Erzeugungsprognosen, wie wir sie anbieten. Wenn in Zukunft die Strommärkte weiter liberalisiert werden und Solar- und Windstrom vermarktet werden müssen, wird es für uns noch interessanter: Dann fragen neue Marktteilnehmer unsere Produkte nach und können auch unser Virtuelles Kraftwerk einsetzen. Wir sehen unser Engagement daher langfristig und möchten schon heute Netzwerke aufbauen und uns einen Namen in Lateinamerika machen.

AWE: Argentinien möchte bis 2025 bis zu 20 Prozent seines Energieverbrauches aus erneuerbaren Energien decken. Inwiefern hat Ihr Unternehmen dazu beigetragen, diesem Ziel näher zu kommen?

Kaltenbach: In Argentinien wurden in sehr kurzer Zeit viele sehr große Wind- und Solarparks gebaut, die alle deutlich mehr als 50 Megawatt Strom erzeugen und die dann schnell ans Netz angeschlossen werden mussten. Die Anlagen wurden dort errichtet, wo die besten Standortbedingungen herrschen: Die Windparks konzentrieren sich im Süden, weit weg von den Lastzentren in Buenos Aires. Die Solarparks befinden sich überwiegend im sonnenreichen Nordosten. Der argentinische Netzbetreiber Cammesa war auf einmal mit schwankenden Strommengen konfrontiert, die diese Anlagen dezentral ins Netz einspeisten. Wir haben Cammesa im Rahmen von develoPPP  unser Virtuelles Kraftwerk eingerichtet, in das die Erzeugungsdaten und Prognosen für 34 Windparks mit drei Gigawatt Leistung flossen. Durch Übermittlung von Echtzeitdaten der Anlagen und die Integration von Solar- und Windleistungsprognosen in die Software standen dem Virtuellen Kraftwerk Informationen zu aktuellen und künftigen Einspeisemengen zur Verfügung. Damit wurde Cammesa in die Lage versetzt, vorausschauend auf die volatile Einspeisung erneuerbarer Energien zu reagieren.

AWE: Parallel zum develoPPP-Projekt in Argentinien hat Ihr Unternehmen im Auftrag der GIZ  in weiteren Ländern der LAK-Region zu Prognosesystemen für Solar- und Windenergie beraten. Sind dadurch weitere Aufträge entstanden?

Kaltenbach: Da das develoPPP in Argentinien von der GIZ in Chile koordiniert wurde, haben wir auch dort Kontakte geknüpft. Für den chilenischen Netzbetreiber liefern wir seitdem regionale Strombedarfsprognosen aus. Wir hatten bereits zuvor ein develoPPP zu Solar- und Windleistungsprognosen in Mexiko und Zentralamerika durchgeführt. Dort haben wir erst Workshops veranstaltet, um das Know-how zum Thema Leistungsprognosen aufzubauen. Im Anschluss daran haben wir in einer einjährigen Pilotphase die Stromerzeugung für ausgewählte Solar- und Windparks prognostiziert. 

So konnten wir ein Gefühl für die Märkte bekommen: Wer sind die Akteure? Wie sieht das Marktdesign aus? Mit welchen Herausforderungen sind die Leute dort konfrontiert? Wir haben mit der Zeit viele Menschen aus der Branche kennengelernt. 

In der Dominikanischen Republik haben wir im Auftrag der GIZ den Netzbetreiber Organismo Coordinador beraten, wie er das Prognosesystem für Solar- und Windenergie verbessern kann. Aktuell liefern wir in einer Pilotphase dem peruanischen Netzbetreiber Coes operationelle Leistungsprognosen für alle Solar- und Windparks in Peru aus. Wir hoffen darauf, dass wir im Anschluss weiter mit Coes zusammenarbeiten werden.

AWE: Was sind Ihre Erfahrungen beim Markteinstieg in Lateinamerika und der Karibik? Oder anders gefragt: Was sollten deutsche Unternehmer:innen wissen, die vor Ort aktiv werden wollen?

Kaltenbach: Wir sind ein spezialisierter B2B-Energiedienstleister, daher können wir nur für unser Geschäft sprechen: Wir haben erlebt, dass die persönliche Präsenz, der Aufbau von guten Geschäftskontakten und ein Name, der für hohe fachliche Kompetenz steht, sehr wichtig sind. 

AWE: Mit Ihrem Produkt- und Dienstleistungsportfolio ermöglichen Sie Ihren Kund:innen erneuerbare Energien optimal in Stromsysteme einzubinden und so Ressourcen zu schonen. Was treibt energy & meteo systems GmbH an?

Kaltenbach: Wir verstehen uns als Wegbereiter für eine Energieversorgung, die zu 100 Prozent auf erneuerbaren Energien basiert. Das treibt jeden einzelnen unserer 150 Mitarbeitenden  an. Das verkörpern wir nicht nur mit unseren Dienstleistungen, sondern auch mit unserem vielfältigen ökologischen Engagement.

Förderprogramm develoPPP

Mit dem Förderprogramm develoPPP bietet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)  Unternehmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern investieren, finanzielle und fachliche Unterstützung. Im Rahmen des Programms werden geeignete Vorhaben fachlich und finanziell im Umfang von bis zu zwei Millionen Euro unterstützt. Voraussetzung für eine Förderung sind ein langfristiges betriebswirtschaftliches Interesse im Land und ein nachhaltiger entwicklungspolitischer Nutzen für die Menschen vor Ort. Hier geht es zum Programm .

Über Ulrich Kaltenbach

Auf dem Foto sieht man ein Porträt des Interviewpartners Ulrich Kaltenbach
Ulrich Kaltenbach, Director International Sales & Business Development bei energy & meteo sytems

Ulrich Kaltenbach ist Director International Sales & Business Development bei energy & meteo sytems, einem führenden Anbieter von Virtual Power Plant Services und Solar- und Windstromprognosen. Er arbeitet seit mehr als 15 Jahren im Bereich der erneuerbaren Energien mit einem starken internationalen Fokus. In früheren Positionen arbeitete Ulrich als Solarprojektentwickler für den Energieversorger EnBW und als Berater für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Mittelamerika. Als freiberuflicher Berater beriet er den öffentlichen und privaten Sektor zu den Märkten für erneuerbare Energien in Lateinamerika. Ulrich hat ein Diplom in Betriebswirtschaft von der Berufsakademie Frankfurt und ein Diplom in Internationalen Kultur- und Wirtschaftswissenschaften von der Universität Passau.

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Ahmad Sandid

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