Neue Nachhaltigkeitskonferenz HSC. Die Welt zu Gast in Hamburg
30 Millionen Euro für mehr grüne Energie: Das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert Produktionsanlagen von grünem Wasserstoff und seinen Derivaten in Ägypten. Dies vereinbarten Entwicklungsministerin Svenja Schulze und ägyptische Regierungsvertreter*innen während der Hamburg Sustainability Conference (HSC), die am 7. und 8. Oktober 2024 zum ersten Mal stattfand.
Eine regelmäßige Konferenz für mehr Nachhaltigkeit schaffen, dafür hat das BMZ zusammen mit dem United Nations Development Programme (UNDP), der Michael Otto Stiftung und der Freien und Hansestadt Hamburg die HSC ins Leben gerufen. Zur ersten HSC am 7. und 8. Oktober kamen rund 1.900 Teilnehmer:innen aus über 100 Ländern zusammen. Das Ziel der Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft: neue Ideen entwickeln, um die UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) schneller zu erreichen. Neben Bundeskanzler Olaf Scholz und Entwicklungsministerin Svenja Schulze nahmen weitere wichtige internationale Entscheider*innen an der HSC teil. Dazu zählten zehn Staats- und Regierungschef:innen, 29 Minister:innen, zwölf Chef:innen internationaler Organisationen sowie eine Vielzahl an hochrangigen Vertreter:innen des Privatsektors und von Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) In über 60 Veranstaltungen besprachen Politiker:innen, Manager:innen, Wissenschaftler:innen und Vertreter:innen der Zivilgesellschaft nicht nur zentrale globale Herausforderungen, sondern vereinbarten auch konkrete Lösungen.
„Ohne das Know-how und die Investitionen der Privatwirtschaft sind die Sustainable Development Goals nicht zu erreichen. Deshalb müssen wir es schaffen, gemeinsame Finanzierungsinstrumente zu entwickeln, um öffentliche und private Mittel leichter zusammenzuführen“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Eröffnungsrede. Er hob hervor, dass es Unternehmen brauche, um die Agenda 2030 umzusetzen. In neuen Bündnissen hätten Unternehmen die Chance, den Weg zu einer nachhaltigeren Weltwirtschaft mitzugestalten.
Neue Plattformen für mehr Nachhaltigkeit
Über 15 Vereinbarungen wurden auf der ersten HSC beschlossen. Der Fokus aller Beteiligten lag darauf, neue Allianzen zwischen Akteuren zu schmieden, die sich intensiver engagieren wollen, um die SDGs schneller zu erfüllen.
So schufen etwa das BMZ mit Regierungsvertreter:innen aus Kanada, Großbritannien, Südafrika, Dänemark und Frankreich sowie privaten Partnern auf der HSC die neue Hamburg Sustainability Platform. Diese soll ein standardisiertes Verfahren einführen, um Unternehmen zu unterstützen, die in Ländern des Globalen Südens investieren. Mit öffentlichem Geld wollen die Staaten Risiken abfedern und Investitionsanreize setzen. Dies alles mit dem Ziel, mit begrenzten öffentlichen Mitteln ein Vielfaches an privaten Investitionen für nachhaltige Entwicklung zu hebeln und das große Investitionspotenzial mit den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas zu nutzen.
BMZ, UNDP, Weltbank und weitere Partner beschäftigten sich zudem mit der Frage, wie Künstliche Intelligenz (KI) verantwortungsvoll genutzt werden kann, um Nachhaltigkeit zu fördern. Dazu entwickelten die Partner passende Prinzipien und stellten diese auf der HSC vor. Des Weiteren haben BMZ, Weltbank, die United Nations University und UNDP das AI for SDGs-Kompendium ins Leben gerufen. Dieses globale Register bietet eine Übersicht über internationale Initiativen, die KI in der Entwicklungszusammenarbeit einsetzen. So können sich diese Initiativen besser vernetzen. „Unser gemeinsames Ziel ist es, einen fairen Zugang zu digitalen Schlüsseltechnologien zu gewährleisten, auch für die Länder des globalen Südens. Digitale Technologien müssen so eingesetzt werden, dass sie das Wohlergehen der Menschen und unseres Planeten fördern,“ sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze zum Projekt. Auf den KI-Gipfeln 2025 und der nächstjährigen HSC soll diese Arbeit weitergeführt werden.
Schon seit 2017 existiert die über 170 Mitglieder fassende Global Battery Alliance, die an globalen Standards für die verantwortungsvolle Produktion von Batterien arbeitet. Mit Deutschland und Serbien hat die Initiative wichtige Akteure dazugewonnen. Auch Sambia hat angekündigt, der Allianz beizutreten. Sowohl Serbien (Lithium) als auch Sambia (Kupfer) verfügen über wichtige Rohstoffvorkommen für die Batterieproduktion. Bisher waren Regierungen in diesem Bündnis noch nicht vertreten, es bestand vor allem aus Industrie- und Technologieunternehmen, von BMW über Microsoft bis SAP. Nach dem Beitritt auf der HSC können nun Regierungen und Wirtschaft gemeinsam an nachhaltigen Batterie-Lieferketten arbeiten.
Enge Partnerschaft zwischen Weltbank und KfW
Die Weltbank ist ein zentraler Geldgeber für Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern. Im Rahmen der HSC verpflichtete sich das Kreditinstitut in Person von Präsident Ajay Banga dazu, sein Engagement noch mehr darauf auszurichten, die SDGs schneller zu erfüllen. Die Weltbank unterzeichnete ein Ko-Finanzierungsabkommen mit der KfW. Die beiden Institute wollen Entwicklungsprojekte gemeinsam finanzieren und so größere Investitionen ermöglichen.
Luft- und Schifffahrt sollen grüner werden
Ohne Luft- und Schifffahrt ist weltweiter Handel nicht möglich. In punkto Nachhaltigkeit ist jedoch in beiden Sektoren noch eine Menge Luft nach oben. In Rahmen von zwei Erklärungen verständigten sich auf der HSC wichtige Player darauf, eine nachhaltige Wertschöpfungskette für grünen Wasserstoff zum Einsatz in der Luft- und Schifffahrt aufzubauen. Insgesamt 13 Unternehmen haben die „Hamburg Declaration on the Decarbonisation of Global Shipping“ unterzeichnet. Dazu gehören unter anderem das Hamburger Logistikunternehmen Hapag-Lloyd und die Hafenbetreiberfirmen der Städte Yokohama, Barcelona, Los Angeles und Antwerpen/Brügge. Gemeinsam wollen die Unternehmen nachhaltige Schifffahrtskorridore entwickeln und Investitionen finanzieren. Im Rahmen der „Hamburg Declaration on Green Aviation“ verständigten sich die beteiligten Unternehmen darauf, sogenannte „Green Aviation Hubs“ aufzubauen. Das sind zentrale Orte, an denen die Unternehmen gemeinsam umweltschonende Treibstoffe produzieren und nutzen wollen. So bekämpfen Unternehmen nicht nur den Klimawandel, sondern werden auch zu Vorreitern beim Aufbau neuer Märkte. Unter anderem die Betreiberfirma des Hamburger Flughafens, die Deutsche Post AG und der grüne Wasserstoffproduzent HH2E beteiligen sich an der Kooperation.
Umweltverträgliche Herstellung von Düngemitteln
Insgesamt 500 Millionen Euro will das ägyptische Unternehmen Egypt Green Hydrogen (EGI) in die Produktion investieren und erhält vom BMZ einen Zuschuss aus dem PtX-Entwicklungsfonds. EGI plant, den produzierten Wasserstoff zu grünem Ammoniak weiterzuverarbeiten und für die Produktion von Düngemitteln zu nutzen. Ab 2028 will EGI bis zu 70.000 Tonnen grünen Ammoniak jährlich erzeugen und über den gesamten Lebenszyklus mit dem Projekt über drei Millionen Tonnen CO2 einsparen. Der Ammoniak soll internationalen Normen entsprechen und auch für den EU-Markt zugelassen werden.
Die Wirtschaft in den Fokus stellen
Wie geht es weiter nach der HSC? Wie kann man sicherstellen, dass alle Akteure am Ball bleiben, um die beschlossenen Vorhaben voranzutreiben? Nach der Konferenz ist auf jeden Fall vor der Konferenz: In 2025 soll es in Hamburg mit der zweiten Ausgabe weitergehen.
Beteiligen Sie sich sehr gerne an der nächsten HSC!
Ihre Event-Vorschläge reichen Sie bitte bis zum 13.12.2024 auf der HSC-Website ein. Nehmen Sie zudem gerne Kontakt mit Ihren Partnerorganisationen und -unternehmen auf und animieren Sie diese ebenfalls, gute Vorschläge für starke SDG-Ergebnisse einzureichen.
Bis zur HSC 2025 werden die Initiatoren und Partner die getroffenen Vereinbarungen operationalisieren und weiterentwickeln. Hierbei spielt die gemeinsame Gestaltung durch möglichst diverse Akteure, insbesondere aus der Privatwirtschaft und Ländern des Globalen Südens, eine entscheidende Rolle. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte es schon in seiner Eröffnungsrede bekräftigt: „Wenn wir nachhaltig vorankommen wollen, müssen wir neue Formate nutzen, um die Ideen und Expertise aller Beteiligten an einen Tisch zu bringen“. Die HSC bildet hierfür einen globalen Treffpunkt, an dem sich auch in Zukunft neue Partner zusammenfinden und Allianzen schaffen werden.
Impressionen von der Hamburg Sustainability Conference
(c) HSC
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