Women’s Business Breakfast: Potenzial von Frauen nutzen
Zum fünften Mal luden die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zum gemeinsamen Women’s Business Breakfast ein. Unter dem Motto „Feminist Development: Women as Change Agents“ diskutierten am 7. Dezember 2022 rund 40 weibliche CEOs und Führungskräfte aus Afrika und Europa die neue feministische Entwicklungspolitik der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die Veranstaltung war dieses Mal Programmpunkt des 4. German-African Business Summit, der vom 6. bis zum 8. Dezember 2022 in Johannesburg tagte.
Das Empowerment von Frauen ist zentral für gerechte und faire Gesellschaften und inklusives Wachstum. Aber wie können Wirtschaft und Politik Gleichstellung fördern und welche Hindernisse bestehen derzeit? Welche Lösungen gibt es, um die geschlechtergerechte Transformation der Wirtschaft zu beschleunigen? Fragen rund um die Stärkung von Rechten, Repräsentanz und Ressourcen für Frauen standen im Fokus des Women’s Business Breakfast. Die Veranstaltung im Rahmen der AWE-Reihe „Women's Empowerment United“ brachte Unternehmer:innen, Gründer:innen und Geschäftsführer:innen aus Afrika und Europa aus unterschiedlichen Branchen zusammen. Das Netzwerktreffen am Rande des German-African Business Summit 2022 in Johannesburg bot dabei Gelegenheit für Austausch in lockerer Runde.
Feministische Entwicklungspolitik: Geschlechtergerechtigkeit als Notwendigkeit
Die Teilnehmer:innen waren sich einig: Geschlechtergerechtigkeit ist keine Option. Sie ist notwendig, um bestehende Machtstrukturen, diskriminierende Rollenbilder und Denkmuster zu überwinden. Denn wo Frauen gleichberechtigt beteiligt und vertreten sind, sind auch die Ergebnisse besser. Eine feministische Entwicklungspolitik könne aber nur dann erfolgreich sein, wenn sie die Chancengleichheit aller Geschlechter im Blick hat. Frauen nehmen dabei als Schlüssel für den Wandel eine besondere Rolle ein.
Mehr weibliche Vorbilder in Führungspositionen
In Impulsvorträgen beleuchteten die Rednerinnen Herausforderungen und Potenziale bei der Gleichstellung und teilten ihre Erwartungen an eine feministische Entwicklungspolitik. Mit dabei:
- Juliana Hosken-Wernek, Vice President Market Area Africa & Country Cluster Head - Southern Africa, BASF: Das deutsche Chemieunternehmen ist in 90 Ländern vertreten und betreibt 238 Produktionsstandorte. Das Portfolio umfasst sechs Segmente: Chemicals, Materials, Industrial Solutions, Surface Technologies, Nutrition & Care und Agricultural Solutions.
- Diane Audrey Ngako, Geschäftsführerin von Studio Omenkart: Die Werbeagentur aus Kamerun ist spezialisiert auf Kommunikationsstrategien und Brand Marketing.
- Heike Bergmann, Senior Vice President Sales Africa, Voith Hydro: Das deutsche Unternehmen führt seit Jahrzehnten Wasserkraftprojekte in Subsahara-Afrika durch und fördert so Wirtschaftswachstum und soziale Verbesserungen.
- Leona Archary, Geschäftsführerin von Agricultural Development Agency (AGDA): Die gemeinnützige Organisation aus Südafrika unterstützt Landwirt:innen, bietet Ernährungssicherheit, erschließt Chancen und schafft nachhaltige Arbeitsplätze im Agrarsektor.
Nach wie vor, so der Tenor der Redner:innen, fehlten Frauen in Führungspositionen als Vorbilder. Obwohl die Anzahl der Frauen in den Vorständen der globalen Konzerne steigt, ginge es zu langsam voran
In vielen afrikanischen Ländern sind Frauen eine ungenutzte Ressource
Angesichts der enormen Rolle, die Diversität von Konzernspitzen spielt, sind weibliche Spitzenkräfte in Führungsetagen wichtig für den Wandel. Zugleich könnte die Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt dem globalen Wirtschaftswachstum einen gewaltigen Schub geben. Netzwerke und Plattformen könnten helfen, Frauen zu inspirieren und sie mit Unternehmen zusammenzubringen, die weibliche Führungskräfte suchen und unterstützen.
Strukturelle Ungleichheiten beseitigen
Dem gegenüber stünden nach wie vor tief verwurzelte patriarchale Strukturen und systembedingte Diskriminierung, zum Beispiel im Agrarsektor: Nur 15 Prozent aller Landbesitzenden sind Frauen, obwohl sie den Großteil der Arbeit in der Land- und Forstwirtschaft leisten. Als Wissensträgerinnen spielen sie jedoch eine zentrale Rolle, auch bei der Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel.
Die Kluft überwinden: Gender Care Gap und Gender Pay Gap
Darüber hinaus tragen Frauen in der Regel eine größere Verantwortung für die Kindeserziehung und den Haushalt als Männer. Für sie bringt die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit (Care-Arbeit), Bezahlung und Zeit erhebliche Nachteile: Sie haben es schwerer, ihre Existenz selbst zu sichern. Gezielte Frauenförderung in Politik, Wirtschaft und Gesetzgebung in Entwicklungs- und Schwellenländer sei weiter nötig, um diese strukturellen Ungleichheiten zu überwinden. Unternehmen müssten sich zum Beispiel in ihren Diversity-Strategien mit der Dynamik befassen, die Frauen daran hindert, Karriere zu machen. Sie sollten Faktoren wie Netzwerke und den Ausbau von Versorgungssystemen (Kinderbetreuung, etc.) mitberücksichtigen.
Geschlechtergerechte Investitionen: Leichterer Zugang zu Kapital
Hinzu kommt, dass Firmen in Frauenhand nach wie vor nur schwer Kredite erhalten. Auch wenn sie nachweislich erfolgreich sind. Aus Investorensicht eine verpasste Chance. In Afrika beträgt die Finanzierungslücke für frauengeführte Betriebe geschätzte 42 Milliarden Dollar. Der vereinfachte Zugang zu Finanzierungen sowie maßgeschneiderten Dienstleistungen, mit denen Unternehmer:innen und Gründer:innen ihre Geschäftstätigkeiten ausbauen können, stellt eine wichtige Lösung für mehr Chancengleichheit dar.
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