Als ExperTS in Laos:Chancen erkennen, Potenziale fördern
Nach dem Motto „Economy. Transfer. Sustainibility“ fördert das ExperTS-Programm des Bundesentwicklungsministeriums weltweit nachhaltiges Wachstum. In rund 30 Ländern beraten Expertinnen und Experten lokale, deutsche und europäische Unternehmen – wie Philipp Gläser, zuständig für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung bei der Europäischen Industrie- und Handelskammer in Laos.
Laos ist eine der am stärksten wachsenden Volkswirtschaften Südostasiens. Seit 2011 unterhält die Europäische Industrie- und Handelskammer (EuroCham Laos) in dem Land ein Büro, das deutsche und europäische Firmen bei ihrem Engagement vor Ort unterstützt. Seit 2016 ist Philipp Gläser als ExperTS dort im Einsatz und betreut die Themen nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility). Sein Fokus liegt dabei auf den Bereichen berufliche Bildung und Gender bzw. Geschlechtergerechtigkeit. Wir stellen zwei seiner Projekte vor.
Beispiel 1: Ein Label gegen Kinderarbeit
Als ExperTS unterstützt Philipp Gläser die Kammer dabei, sich als Dienstleister von Zertifizierungen zu etablieren: Laotischen Unternehmen wird damit bescheinigt, dass sie bestimmte Anforderungen bei der Herstellung eines Produktes einhalten. Ein Beispiel ist die erste Zertifizierung, das „Child-Labour Free“ Label. Es bestätigt, dass ein Produkt ohne Kinderarbeit hergestellt wurde. Zusammen mit der laotischen Industrie- und Handelskammer haben Philipp Gläser und die Europäische Industrie- und Handelskammer die institutionellen und personellen Rahmenbedingungen geschaffen, um kleineren, mittleren und größeren Unternehmen in Laos solch ein Gütesiegel anzubieten. Die Partner haben dafür ein neues Managementsystem entwickelt und eingeführt, das die Zertifizierung ermöglicht.
Die Unternehmen profitieren davon auf den internationalen Märkten, gerade kleine und mittlere Anbieter können dadurch ihre Geschäfte ausweiten und sich neue Zielgruppen erschließen: Denn im Ausland legen immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher Wert darauf, dass Produkte fair und ohne Kinderarbeit hergestellt wurden, ihr Kaufverhalten richten sie auch nach ethischen Aspekten aus. Zertifizierte Premiumprodukte können daher höhere Preise erzielen. Auch bei Unternehmen aus Deutschland und Europa, die mit internationalen Partnern kooperieren, werden Fragen zur sozialen Verantwortung und zur menschenrechtlichen Sorgfalt immer wichtiger, wie die steigenden Anfragen an das Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte zeigen.
Ein laotischer Hersteller von Unterwäsche aus Bio-Baumwolle ist das erste Unternehmen, das zertifiziert wird und mit dem Gütesiegel „Child-Labour Free“ werben kann. Das Unternehmen beliefert zwei große Einzelhandelsketten in Deutschland. Das zweite Zertifikat erhält eine Holzplantage, die auf Nachhaltigkeit setzt. Nicht nur Unternehmen, auch der europäischen und laotischen Industrie- und Handelskammer bringen solche Zertifizierungen einen Mehrwert: Sie können so ihr Dienstleistungsangebot erweitern und dadurch Einnahmen erzielen.
Beispiel 2: Karriere von Frauen fördern
Obwohl die Verfassung die Gleichstellung der Geschlechter garantiert, herrscht in Laos noch ein konservatives Rollenbild vor, vielen talentierten Frauen fehlen die nötigen Ressourcen, um beruflich voranzukommen. Philipp Gläser hat zwei Formate entwickelt, die hier ansetzen: eine jährliche Veranstaltungsreihe und ein Mentoring-Programm. Die Veranstaltungsreihe soll laotische Frauen bei der Berufswahl unterstützen. Sie werden ermutigt, sich von ihren Interessen und Fähigkeiten leiten zu lassen und auch Berufe anzustreben, die bisher überwiegend von Männern ausgeübt werden. Im Jahr 2018 hatte die Veranstaltung rund 150 Teilnehmerinnen, 2019 waren es mit 300 doppelt so viele, darunter vor allem Studentinnen aus der Hauptstadt Vientiane und jüngere Arbeitnehmerinnen. Jedes Mal waren erfolgreiche Frauen eingeladen, um über ihren Werdegang und ihre berufliche Laufbahn zu berichteten. Dazu gehörten eine promovierte Immunologin, zwei Unternehmerinnen, eine Künstlerin und eine Feuerwehrfrau.
Mentorinnen unterstützen den beruflichen Aufstieg
Außerdem baut Philipp Gläser ein Mentoring-Programm auf, das zukünftige weibliche Führungskräfte aus den Bereichen Kunst, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaften fördert. Talentierte Frauen, die eine Führungsposition anstreben, aber nicht über die finanziellen Mittel verfügen, sollen so den beruflichen Aufstieg schaffen und zum Vorbild für andere werden. Das Programm startet mit einem Ideenwettbewerb. Sechs Monate lang steht den zehn ausgewählten Frauen dann eine Mentorin bei, die individuell auf ihre Karriereziele eingeht. Hier zahlt sich Philipp Gläsers Netzwerk aus: Etwa die Hälfte der Mentorinnen konnte durch die etablierte Veranstaltungsreihe zur Berufswahl gewonnen werden. Weitere wichtige Bestandteile des Mentoring-Programms sind die Beratung, finanzielle Unterstützung und die Teilnahme an Trainings innerhalb der gesamten südostasiatischen ASEAN-Region.
Vorbild für andere Auslandshandelskammern
Mit dem Ideenwettbewerb und der Eröffnungsveranstaltung wurden bisher rund 250 Frauen erreicht, über die Veranstaltungsreihe zur beruflichen Orientierung allein 2019 weitere 300. So entwickelt sich um die Europäische Industrie- und Handelskammer eine dynamisch wachsende Gruppe erfolgsorientierter Frauen. Es ist geplant, das Mentoring-Programm auf das ganze Land auszuweiten und das Konzept auch auf andere Auslandshandelskammern zu übertragen.
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