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Investitionen müssen entwicklungswirksam und wirtschaftlich sein

Der erfahrene Finanzierungsexperte Hans-Joachim Hebgen berät für die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) Unternehmen, die Investitionen in einem Entwicklungs- oder Schwellenland finanzieren wollen. Im Interview erklärt er, worauf es bei der Finanzierung und Projektplanung ankommt und wie Unternehmen das für sie passende Förderprogramm finden. 

Redaktion: Herr Hebgen, mit welchen Ideen und Projekten kommen Unternehmen zu Ihnen in die Beratung? 

Hebgen: Unternehmen sprechen uns an, weil sie neue Märkte in Entwicklungsländern erschließen, ihre Lieferketten und ihre Rohstoffversorgung sichern oder Kostenvorteile durch eine Produktion im Globalen Süden nutzen wollen. Dabei geht es um Projekte im Bereich Greentech, erneuerbare Energien, Landwirtschaft und Ernährung, Gesundheit, oder um Vorhaben in der verarbeitenden Industrie. Start-ups oder Privatleute kommen zu uns, weil sie neue Ideen und Geschäftsmodelle im Globalen Süden entwickeln wollen. Und dann gibt es Unternehmen, die bestehende Produktionen in einem Entwicklungsland aufgebaut haben und nun eine Erweiterung planen. Andere Vorhaben finden im Bereich der Ausbildung von Fachkräften vor Ort oder der Qualifizierung von Zulieferbetrieben statt. Entsprechend vielfältig sind daher die Anforderungen an eine Förderung oder Finanzierung. 

Businessplan als Grundlage

Redaktion: Welche Form der Unterstützung können diese Unternehmen von Finanzierungspartnern und Förderprojekten in der Entwicklungszusammenarbeit erwarten? 

Hebgen: Wichtig ist, dass man sich zunächst einmal klar macht: Um sich auf Förder- und Finanzierungsangebote bei Investitionen in Entwicklungsländern zu bewerben, braucht man ein durchdachtes Konzept – so, wie man es bei anderen Finanzierungspartnern auch braucht, um sie zu überzeugen. Was ist das Projektziel? Wie stelle ich den Erfolg des Projektes langfristig sicher – gegebenenfalls auch, nachdem die öffentliche Förderung ausgelaufen ist? Welche finanziellen und personellen Ressourcen bringe ich selbst mit, um das Ziel zu erreichen? Welche Länder- und Projektrisiken bestehen? Welche Partner habe und brauche ich vor Ort? 

Redaktion: Unternehmen und Investoren brauchen also einen klassischen Businessplan für ihre Projekte in Entwicklungsländern? 

Hebgen: Im Prinzip: Ja. Sie brauchen einen Businessplan für die eigene Investitionsplanung und müssen die Geber davon überzeugen, dass ihr Projekt sinnvoll und nachhaltig ist. In Zeiten knapperer öffentlicher Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit liegt die Messlatte zunehmend höher. Unternehmen sollten sich auf eine systematische und gründliche Prüfung ihres Vorhabens einstellen. Und das ist ja auch richtig so: Schließlich sollen Investitionen, für die gegebenenfalls Steuergelder fließen, für alle Beteiligten nachhaltig profitabel sein. Es sollten keine Mitnahmeeffekte entstehen, und die Projekte müssen eine entwicklungsfördernde Wirkung haben. Sauber finanzierte, durchdachte Projekte setzen sich in der Regel durch. Ich rate immer dazu, eine Präsentation mit etwa fünf Seiten zu erstellen, die vor allem folgende Fragen beantwortet: Was für ein Unternehmen sind wir? Was will ich mit meinem Projekt erreichen?  Mit welchen Maßnahmen will ich das Projektziel erreichen? Wie hoch ist das Projektvolumen? Wie soll es finanziert werden? Und: Welche entwicklungspolitischen Effekte wird das Projekt haben? Diese Informationen helfen uns, die richtigen Finanzierungspartner und Programme zu identifizieren. 

Förder- und Finanzierungsangebote

Redaktion: Welche Programme sind Ihrer Einschätzung nach besonders attraktiv? 

Hebgen: Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Man muss dazu wissen: Allein in der AWE-Förderdatenbank erfassen wir rund 120 verschiedene Förderprogramme aus Deutschland, der EU und von internationalen Gebern. Man muss im Einzelfall schauen, was zu den Bedürfnissen des jeweiligen Unternehmens und Projektes passt. Es gibt zum Beispiel zahlreiche spannende Programme für bestimmte Branchen oder Länder, zum Beispiel die Klinikpartnerschaften des BMZ oder das Markterschließungsprogramm des BMWE. 

Redaktion:Welche Rolle spielt die Unternehmensgröße bei der Auswahl der Finanzierungspartner? 

Hebgen: Es gibt Förder- und Finanzierungsangebote für unterschiedliche Unternehmensgrößen. Ein sehr erfolgreiches und stark nachgefragtes Angebot ist zum Beispiel das develoPPP-Programm des BMZ, wo Zuschüsse von bis zu zwei Millionen Euro bereit gestellt werden können. Insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmen, also KMUs, ist das ein interessantes Programm. Für den größeren Mittelstand bietet sich zum Beispiel ImpactConnect an. Hier können Unternehmen Darlehen in Höhe von bis zu zehn Millionen Euro beantragen. Und für die großen Projekte gibt es dann Finanzierungsmöglichkeiten von Entwicklungsbanken wie der DEG oder der KfW IPEX Bank.  
 

Finanzierungswege für Start-ups

Redaktion: Und wie sieht es mit Angeboten für Start-ups und Gründer aus? 

Hebgen: Für Start-ups sind viele der klassischen Finanzierungsprogramme zunächst nicht so gut geeignet – denn für die Beantragung von Mitteln muss ein Unternehmen in der Regel Bilanzen der letzten zwei Jahre vorlegen. Außerdem braucht es einen „Proof of Concept“, und nicht zu vergessen auch ausreichendes Personal. Das ist wichtig, weil die Projekte ja für das Unternehmen, die Finanzierungspartner und das Entwicklungsland nachhaltig und erfolgreich sein sollen. Eine gute Idee allein reicht hier also häufig nicht aus. Für innovative Start-ups und engagierte Gründer kann es sich aber lohnen, sich nach Venture-Capital-Fonds vor Ort in den Entwicklungsländern umzuschauen. Die großen, internationalen Entwicklungsbanken finanzieren dort oft spezielle Fonds für kleinere Projekte, die auf die Entwicklungsziele einzahlen. Das sind dann keine Direktfinanzierungen, sondern man beantragt die Mittel über lokale Banken im jeweiligen Land. 

Zur Person

Hans-Joachim Hebgen ist Senior Berater bei der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung (AWE) und hat zuvor lange für die Entwicklungsbank DEG gearbeitet. Seine Aufgabenschwerpunkte sind die systematische Vorbereitung von Auslandsinvestitionen und die Bewertung von Partner-, Projekt- und Länderrisiken sowie die Beratung mittelständischer Unternehmen bei der Strukturierung und Finanzierung von Investitionen in Entwicklungsländern. 

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