Kolumbien: Tourismus trägt zum Umwelt- und Ressourcenschutz bei
Durch die Corona-Pandemie ist Kolumbiens Tourismuswirtschaft stark eingebrochen. Wichtige Einnahmen fielen weg, besonders Frauen sind betroffen. In der Region Meta zeigt ein Projekt des Branchendialogs „Tourismus für nachhaltige Entwicklung“, wie deutsches Know-how einen wesentlichen Beitrag zum (Wieder-)Aufbau nachhaltiger Strukturen im Sinne einer Green Recovery leisten kann. Es fördert die Umweltbildung, trägt zum Ressourcenschutz bei und stärkt die nachhaltige Ausrichtung der Klein- und Kleinstunternehmen in der Region – was diese noch attraktiver für Naturreisende macht.
Von Hochgebirgsregionen mit Gletschern über trockene Tropenwälder bis hin zu Wüsten und Küstenregionen – Kolumbiens Natur ist nicht nur abwechslungsreich, sie beheimatet auch rund zehn Prozent aller Tier- und Pflanzenarten. Damit gehört Kolumbien zu den artenreichsten Ländern weltweit. Seit dem Friedensabkommen der Regierung mit der FARC-Guerilla (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia, auf Deutsch: Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) 2016 zieht die Naturvielfalt immer mehr Besucher:innen aus dem Ausland an. Zum Vergleich: Zwischen 2014 und 2019 stieg die Zahl der Reisenden in der Region Meta um fast 65 Prozent.
Tourismus in Kolumbien: wegen Corona blieben die Einnahmen aus
Mit der Corona-Pandemie fand das stetige Wachstum der -Tourismus-Branche ein jähes Ende, mit verheerenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen. Einnahmen blieben aus, Menschen verloren ihre Jobs – darunter besonders viele Frauen. Mit der Pandemie verschärften sich in Kolumbien auch ökologische Konflikte. Dabei ist die Biodiversität des Landes bereits durch die Folgen des Klimawandels zunehmend bedroht.
Green Recovery: Nachhaltiger Neustart in Kolumbien
Die kolumbianische Regierung steht vor der Herausforderung, die wichtige Tourismusbranche in Nach-Corona-Zeiten so zu gestalten, dass diese den Schutz und Erhalt der Artenvielfalt unterstützt und zugleich die wirtschaftlichen Perspektiven der Bevölkerung verbessert. Doch wie gelingt ein nachhaltiger, krisenfester Umbau der Wirtschaft („Green Recovery“) – insbesondere des Tourismussektors? Die Mitglieder des Branchendialogs „Tourismus für nachhaltige Entwicklung“ sind überzeugt: Um den Tourismus in Entwicklungs- und Schwellenländern nachhaltiger und widerstandsfähiger gegenüber Krisen zu gestalten, müssen Tourismuswirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit eng miteinander kooperieren.
Ökotourismus als Hebel für Umweltschutz und mehr Widerstandsfähigkeit
Die Zukunft der Branche hängt stark von widerstandsfähigen Unternehmen ab, die umweltfreundliche, inklusive Produkte und Dienstleistungen anbieten. Deutsches Know-how kann dabei einen wesentlichen Beitrag leisten. Gleichzeitig profitieren deutsche Reiseveranstalter sowie Vertreter:innen des Hotel- und Gaststättengewerbes von einer intakten Umwelt. Denn die ist Voraussetzung, um den Ansprüchen der eigenen Zielgruppen gerecht zu werden und um die Qualität der Angebote erhöhen zu können. So geben nach Angaben der Welttourismusorganisation – UNWTO naturinteressierte Individualreisende mehr Geld aus als Pauschaltourist:innen.
„Meta Sostenible“ – Nachhaltigkeit, als Ziel
Seit Februar 2022 setzt die Brancheninitiative im Rahmen des Corona-Hilfspakets Tourismus des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in sechs Gemeinden der Region Meta das Projekt „Meta Sostenible“ (auf Deutsch: Nachhaltigkeitsziel) um, dass ausgewählte Klein- und Kleinstunternehmer:innen im Tourismusbereich auf ihrem Weg zu krisenfesteren Geschäftsmodellen unterstützt. Darunter sind Hotels, Restaurants, Veranstaltungsunternehmen, Tour-Guides und Reiseanbieter. Bemerkenswert ist, dass 58 Prozent der am Projekt teilnehmenden Initiativen von Frauen geleitet werden, was ihre Rolle bei der Förderung und Konsolidierung des nachhaltigen Tourismus in der Region unterstreicht. Gleichzeitig beweist der Branchendialog mit seinem Engagement, dass es gerade im Tourismus viele Einsparpotenziale auf dem Weg zu mehr Umwelt- und Klimaschutz gibt.
Dazu hat der Branchendialog gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ein mehrstufiges Training entwickelt. Andere Programme der GIZ, die ebenfalls in Kooperation mit der Privatwirtschaft arbeiten, unterstützen bei der Umsetzung, so etwa das Business Scout for Development-Programm mit einer Integrierten Fachkraft bei der Deutsch-Kolumbianischen Industrie- und Handelskammer (AHK Kolumbien). Die Fundación Creata ist lokale Partnerin.
Know-how-Transfer und Vernetzung
Nachdem der Teilnehmer: innenkreis in der ersten Projektphase bestimmt worden war, absolvierten die rund 100 Teilnehmenden im zweiten Schritt acht Ausbildungsmodule zu Themen wie Umweltbildung, Kreislaufwirtschaft und grüne Zertifizierungsmöglichkeiten. Per Webinar informierten die deutschen Expert:innen des Branchendialogs aus der Praxis über Möglichkeiten zur Vermeidung von unnötigen Lebensmittel- und Plastikabfällen für Gastronomie und Hotellerie, berieten zu Zertifizierungs- und Qualitätsmanagementsystemen und zu Menschenrechten. Noch bis Ende 2022 werden 17 Interessierte im dritten Schritt zu Botschafter:innen ausgebildet, die das Wissen in Bezug auf nachhaltigen Tourismus und Kreislaufwirtschaft auch überregional weitertragen. „Nachhaltiger Tourismus und zirkuläre Wirtschaft gehören zu den wichtigsten Zielen unseres Land und der Region Meta“, sagt Magnolia Cagueñas, Leiterin des Instituts für Tourismus in der Gemeinde Villavicencio. „An einem durchschnittlichen Wochenende kommen rund 1.400 Besucher:innen nach Villavicencio, um hier zu wandern oder auf Canyoning-Tour zu gehen. Wenn wir unsere Natur nicht schützen, wird unser Wohlstand verschwinden.“
‚Meta Sostenible‘ war für uns eine wichtige und positiv Erfahrung“, ergänzt Edison Vargas, der Rafting-Touren anbietet. Wir haben durch die Trainings gelernt, wie Tourismus nachhaltig gestaltet werden kann.“
Auch in der Region selbst schlägt sich der Austausch der Touristikbetriebe positiv nieder: „Das Projekt ‚Meta Sostenible‘ hat bewirkt, dass wir uns mit unseren Aktivitäten in unseren Dörfern als gemeinsamer Teil der Region Meta begreifen“, sagt Teilnehmerin Jenny Sepúlveda.
Wenn auch Sie mit Ihrem Unternehmen in Kolumbiens Tourismuswirtschaft aktiv werden möchten, lassen Sie sich von uns beraten oder nutzen Sie die Förderdatenbank Entwicklungsländer für einen ersten Einblick in potenzielle staatliche Förderinstrumente für Ihr Projekt.
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