Grüner Wasserstoff aus Afrika oder Südamerika: Chancen nutzen
Viele Entwicklungs- und Schwellenländer bieten gerade im Hinblick auf grünen Wasserstoff enorme Chancen für deutsche Unternehmen aus dem Sektor.
Die Notwendigkeit einer schnellen Energiewende hin zu erneuerbaren Energien hat durch die gegenwärtigen globalen Krisen eine zusätzliche Dimension erhalten. Plötzlich geht es darum, die Klimakrise zu bewältigen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Eine wichtige Rolle bei der Gestaltung eines sozial gerechten Übergangs („Just Transition“) in eine klimaneutrale Zukunft spielen auch Investitionen in grünen Wasserstoff. Die Bundesregierung hatte dazu bereits 2020 eine Nationale Wasserstoffstrategie beschlossen.
Grüner Wasserstoff soll überall dort zum Einsatz kommen, wo der Umstieg weg von fossilen Einsatzstoffen schwierig ist. Das ist zum Beispiel in der Stahlherstellung und in Teilen der chemischen Industrie der Fall. In der Landwirtschaft könnten Folgeprodukte wie grünes Ammoniak langfristig den CO2-Ausstoß reduzieren. Grünes Kerosin hingegen könnte Schiffe oder Flugzeuge klimaneutral antreiben.
Wasserstoff ist jedoch nur dann grün, wenn er durch Strom aus erneuerbaren Energiequellen hergestellt wurde. Um den Wasserstoffbedarf für Deutschland kosteneffizient decken zu können, setzt die deutsche Bundesregierung unter anderem auf den Ausbau strategischer Energiepartnerschaften mit südamerikanischen oder afrikanischen Ländern wie Chile oder Marokko. Umgesetzt werden die Initiativen überwiegend von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH.
Wasserstoffprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern Afrikas oder Südamerikas bergen spannende Kooperationsmöglichkeiten – gerade auch für deutsche Unternehmen mit ihrem umfangreichen Technologie-Know-how.
Vom Elektrolyse- und Brennstoffzellenproduzenten über Wasserstoff-Turbinenhersteller und Hersteller von Katalysatoren, Rohrleitungen, Pumpen und Anlagenhersteller für erneuerbare Energien bis hin zu Entwickler:innen sowie Wärmetechniker:innen – deutsche Unternehmen und Expertise aus dem Sektor sind gefragt.
Die GIZ setzt bereits mehrere Programme und Projekte zur Erzeugung von Wasserstoff in Partnerländern des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) um, zum Beispiel in Brasilien und Südafrika. Um das Wissen deutscher Unternehmen rund um Wasserstoff und Power-to-X (PtX)-Produkte frühzeitig in die Planung einzubinden, hat sie im Auftrag des BMZ 2019 die Unternehmensallianz Grüner Wasserstoff (vormals: „Unternehmensallianz Energie“) ins Leben gerufen. Hier tauschen sich Unternehmen, Verbände und Forschungsinstitutionen über Aspekte der PtX-Wertschöpfungskette aus – vom Anlagenbau, Betreiberunternehmen, Logistikbetrieben bis hin zu potenziellen Endabnehmer:innen.
Factsheet zur Unternehmensallianz Grüner Wasserstoff
Ziel der Unternehmensallianz ist es, den Markt für PtX-Produkte aufzubauen und die Entwicklungszusammenarbeit dabei einzubinden. Dazu tragen Marktstudien zur Entwicklung von Geschäftsszenarien ebenso bei, wie regelmäßige Treffen zu fachlichen Fragen im Rahmen der PtX-Wertschöpfungskette.
Sie sind an einem Austausch mit der Unternehmensallianz Grüner Wasserstoff interessiert? Wenden Sie sich gerne an uns!
Dort setzt auch der PtX Hub an. Die Plattform bietet ein internationales Netzwerk zum Wissensaustausch, um die nachhaltige Wasserstoff- und PtX-Produktion voranzutreiben.
Power-to-X (PtX) in unterschiedlichen Verfahren
Grüner Wasserstoff muss in großen Mengen her- und bereitgestellt, transportiert, verteilt, gelagert und letzten Endes als Energieträger genutzt werden. Dies eröffnet viele neue Geschäftsmöglichkeiten.
Über das Förderprogramm develoPPP unterstützt das BMZ privatwirtschaftliche Vorhaben, die nachhaltig in einem Entwicklungs- oder Schwellenland investieren und ihre operative Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen. Unternehmen können im Rahmen des Programms finanzielle und fachliche Unterstützung erhalten, die zur ökologischen Transformation von beispielsweise Produktionsprozessen oder zur Senkung (klima-)schädlicher Emissionen beizutragen.
Mit H2-Uppp setzt die GIZ ein weiteres BMWK finanziertes Vorhaben um, das Wasserstoffprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern über öffentlich-private Partnerschaften mit deutschen und europäischen Unternehmen fördert. Ziel ist die Unterstützung bei der Identifizierung, Vorbereitung und Umsetzung von Pilotprojekten zur Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff in Auslandsmärkten. Schwerpunktländer sind: Indien und Thailand in Asien; Mexiko, Chile und Brasilien in Amerika; und Marokko, Algerien, Tunesien, Ägypten und Südafrika in Afrika.
Außerdem hat das BMWK die GIZ beauftragt, im Zuge des Projektentwicklungsprogramms (PEP) der Exportinitiative Energie in vier weiteren Ländern (Jordanien, Kenia, Ghana und Vietnam) nach geeigneten Wasserstoff-Projekten in der Industrie Ausschau zu halten, potenzielle Projektpartner zu beraten und die technische, wirtschaftliche und rechtliche Durchführbarkeit zu prüfen. Deutsche Unternehmen profitieren von der Verknüpfung mit konkreten Projektpartnern und reduzierteren Projektentwicklungskosten.
Um die Produktion schnell hochzufahren, braucht es eine angepasste Förderung.
Mit dem deutschen Förderprogramm H2Global, das die Produktion von grünem Wasserstoff und PtX-Produkten vorantreibt, hat die GIZ ein solches Instrument aufgebaut. Es schafft durch seine Ausgestaltung die notwendige langfristige Planungs- und Investitionssicherheit für Lieferanten und Investoren und bringt mögliche Lieferanten von grünem Wasserstoff auf Basis von Ausschreibungen mit potenziellen Abnehmer:innen zusammen. Dabei kauft ein Zwischenhändler grünen Wasserstoff und dessen Folgeprodukte zum Beispiel aus Afrika zu einem möglichst niedrigen Preis ein, um sie meistbietend in Deutschland und Europa zu verkaufen. Die voraussichtlich entstehende negative Differenz kann durch die Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) über H2Global ausgeglichen werden. Diese Form der Förderung soll langfristige Abnahmeverträge des international hergestellten Wasserstoffs zu einem Preis ermöglichen, der eine Förderung überflüssig macht.
Für eine zielgenaue Förderung wurden zudem zwei spezielle Wasserstoff-Fonds neu geschaffen.
Auf der PtX-Plattform haben die Bundesregierung und die KfW Bankengruppe Förder- und Finanzierungsinstrumente gebündelt. Herzstück sind der PtX-Entwicklungsfonds des BMZ und der PtX-Wachstumsfonds des BMWK.
Gefördert werden Vorhaben entlang der gesamten PtX-Wertschöpfungskette. Das Ziel dabei: Kapitalintensive PtX-Vorhaben, die vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern noch nicht „bankfähig“ sind, so unkompliziert wie möglich zu fördern und so die bestehenden Finanzierungslücken zu schließen.
- Mit dem PtX-Wachstumsfonds sollen Projekte im EU-Ausland mit einer Beteiligung europäischer Unternehmen mit Sitz oder Betriebsstätte in Deutschland gefördert werden. Ziel ist, den internationalen Markthochlauf von grünem Wasserstoff voranzubringen.
- Ziel des PtX-Entwicklungsfonds ist es, die Etablierung von lokalen Wertschöpfungsketten und die Verwendung von Wasserstoff und Derivaten in Entwicklungs- und Schwellenländern zu unterstützen und deren Anschluss an eine Zukunftstechnologie zu ermöglichen. Somit trägt der Fonds zu einer sozial-ökologischen Wirtschaftstransformation in diesen Ländern bei – und zu einer Just Transition.
Von der länderübergreifenden Zusammenarbeit bei Wasserstoffprojekten profitieren Deutschland als Importland und die jeweiligen Exportländer. Denn gute Wasserstoffwirtschaft trägt zur nachhaltigen Entwicklung vor Ort bei.
Der Aufbau einer auf grünem Wasserstoff basierenden Wirtschaft in Entwicklungs- und Schwellenländern geht mit hohem gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Nutzen einher: er steigert die lokale Wertschöpfung, leistet einen Beitrag zur Energiesicherheit und schafft qualifizierte Ausbildungs- und Arbeitsplätze.
FAQ: Grüner Wasserstoff
Was ist Wasserstoff und wie wird grüner Wasserstoff gewonnen?
Wasserstoff (H2) ist vor Helium das häufigste Element im Universum und kommt in der Natur immer gebunden vor, beispielsweise in Form von Wasser, Säuren oder Kohlenwasserstoffen. In seiner reinen Form ist Wasserstoff ein unsichtbares, geruchloses, ungiftiges Gas. Doch zunächst muss das Gas gewonnen werden, denn Wasserstoff tritt in dieser Form nicht in der Natur auf. Mit der Kraft aus Wind, Sonne, Biomasse oder Wasser wird erneuerbare Energie erzeugt. Diese wird genutzt, um Wasser-Elektrolyse zu betreiben. Dabei wird Wasser (H2O) unter Strom gesetzt, wobei es sich in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) teilt.
Warum gilt grüner Wasserstoff als Energieträger der Zukunft?
Grüner Wasserstoff ist ein flexibel einsetzbarer Energieträger. Er macht nicht nur erneuerbare Energien speicherbar, sondern bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten der energetischen und stofflichen Nutzung in den Sektoren Energie und Wärme, Industrie und Mobilität.
Sein Einsatz ermöglicht, die deutsche Wirtschaft sowie den LkW-, Schiff- und Flugverkehr klimaschonend umzugestalten. Die Bundesregierung will zudem im Bereich Energieversorgung unabhängig von fossilen Energieträgern werden. Wasserstoff spielt hier eine Schlüsselrolle. Zusätzlich zu den Vorteilen für das Klima und die Versorgungssicherheit haben Wasserstofftechnologien auch das Potenzial für viele zukunftsfähige Arbeitsplätze und einen globalen Milliardenmarkt.
Was unterscheidet grünen Wasserstoff von grauem, blauem oder türkisem Wasserstoff?
Generell ist Wasserstoff immer ein farbloses Gas. Je nach Ursprung wird er allerdings verschiedene Farben benannt. Nur grüner Wasserstoff ist klimafreundlich, da er ohne fossile Rohstoffe produziert wird.
- Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser hergestellt. Dafür wird Strom aus erneuerbaren Energiequellen verwendet. Grüner Wasserstoff ist deshalb CO2-frei.
- Bei grauem Wasserstoff ist der Ausgangsstoff ein fossiler Brennstoff. Erdgas wird unter dem Einsatz von Wärme in CO2 und Wasserstoff umgewandelt. Das CO2 wird in die Atmosphäre abgegeben und verstärkt dadurch den Treibhauseffekt.
- Bei blauem Wasserstoff handelt es sich eigentlich um grauen Wasserstoff. Der Unterschied: Bei blauem Wasserstoff wird das entstandene CO2 zumeist unterirdisch gespeichert. Zwar gilt diese Art der Wasserstoffproduktion als CO2-neutral, die Speicherung birgt jedoch Risiken und hohe Kosten.
- Türkiser Wasserstoff entsteht durch die thermische Spaltung von Methan. Anstelle von CO2 entsteht hierbei ein fester Kohlenstoff. Um diese Art der Produktion CO2-neutral zu gestalten, müssen erneuerbare Energien zum Einsatz kommen und der Kohlenstoff muss dauerhaft gebunden werden.
Wo kann grüner Wasserstoff eingesetzt werden?
Grüner Wasserstoff ist ein echter Alleskönner. Wichtigster Anwendungsbereich ist die Industrie: Schon jetzt spielt Wasserstoff in der chemischen Industrie eine wichtige Rolle, zum Beispiel bei der Produktion von synthetischen Kraftstoffen, Kunststoffen oder Dünger. Heute wird dort häufig noch grauer Wasserstoff verwendet. In Zukunft können mit grünem Wasserstoff bestimmte Prozesse der Chemieindustrie klimafreundlich gestaltet werden, zudem hat er das Potenzial, Kohle in der Stahlindustrie zu ersetzen.
Grüner Wasserstoff kann zudem als Kraftstoff im Verkehr eingesetzt werden – insbesondere dort, wo eine Elektrifizierung nicht sinnvoll oder möglich ist. Zusammen mit CO2 lässt er sich zudem in andere klimafreundliche Kraftstoffe umwandeln, die LKWs, Schiffe und Flugzeuge antreiben. Grüner Wasserstoff lässt auch sich dank Brennstoffzellen in Strom und Wärme umwandeln. So lassen sich Schwankungen im Stromnetz ausgleichen, Häuser beheizen und mit Elektrizität versorgen, sowie Fahrzeuge antreiben.