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„lab of tomorrow“: Geschäftsmodelle gegen Plastikmüll in Thailand

Aus der Praxis

Wie kann Einwegplastik reduziert, wiederverwendet oder ersetzt werden, um Plastikmüll in Thailand zu verringern? Diese Herausforderung gehen deutsche und thailändische Unternehmen sowie Expertinnen und Experten im achten lab of tomorrow (lot)-Innovationsprozess gemeinsam an. In Bangkok kamen vom 10. bis zum 13. September 2019 über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft und Politik zusammen, um nachhaltige Geschäftsmodelle für die Reduzierung von Einwegplastik zu entwickeln.

Eine lockere und erwartungsvolle Stimmung herrscht im großen Saal des KMUTT Knowledge Exchange for Innovation Center (KX) in Bangkok. Sichtlich erheitert stehen formell gekleidete Menschen in kleinen Grüppchen zusammen und halten sich ineinander verschlungen an den Händen. Während sie gemeinsam versuchen, die verknoteten Arme zu lösen, lernen sich die über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Innovationsworkshops des achten lab of tomorrow-Prozessesbesser kennen. Teambuilding ist wichtig, denn in den nächsten drei Tagen sollen die Vertreterinnen und Vertreter von über 40 internationalen Unternehmen und Organisationen gemeinsam kreativ werden. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern, Kontexten und Branchen, von großen Unternehmen wie TUI oder BASF aber auch aus dem Mittelstand und von Start-ups. Dazu kommen Teilnehmerinnen und Teilnehmer von wissenschaftlichen und nicht-politischen Organisationen. In den nächsten Tagen haben aber alle ein gemeinsames Ziel: Plastikmüll in Thailand verringern – und zwar mit profitablen Geschäftsideen.

Workshop Präsentation Publikum

Innovation für Entwicklungsherausforderungen

Der Workshop gehört zum achten lab of tomorrow (lot)-Innovationsprozess, den die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) initiiert. Er wird vom Sektorvorhaben Zusammenarbeit mit der Wirtschaft in Kooperation mit den Vorhaben Advance Sustainable Consumption and Production (GIZ Thailand) und dem GV - Unterstützung der Exportinitiative Umwelttechnologien durchgeführt und durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) finanziell unterstützt. Im lot-Prozess werden lokale und europäische Unternehmen bei der Co-Kreation von innovativen Geschäftsmodellen unterstützt. Ziel ist es, das Geschäftspotenzial von Entwicklungsherausforderungen in einem BMZ-Partnerland zu identifizieren, um nachhaltig rentable Geschäftsmodelle zu entwickeln. 

Der Innovationsworkshop ist das Herzstück der drei Prozessschritte des lot-Ansatzes: Understand, Innovate, Validate. Zuvor hatte das lot-Team gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft den thailändischen Markt und die Geschäftspotenziale analysiert. Dann haben die Teilnehmer die Herausforderung, Plastikmüll in Thailand zu reduzieren, auf sechs sogenannte Sub-Challenges heruntergebrochen:

  1. Ersetzen von Einweg-Plastikbehältern für Getränke
  2. Förderung von grünen Produkten durch eine grüne Währung
  3. Erhöhung des recyclebaren Anteils bei Einwegplastik
  4. Reduzierung von Einweg-Plastikverpackungen in der Lebensmittelbranche
  5. Reduzierung von Plastik bei Essenlieferservices
  6. Alternativen zu Einwegplastik in der Tourismusindustrie
Jubelnde Menschengruppe

Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Mehr als die Summe der einzelnen Teile

In acht interdisziplinären Teams arbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Bangkok mit Design Thinking und Business Design Methoden daran, aus diesen Sub-Challenges Geschäftsideen zu entwickeln. Coaches unterstützten sie dabei, das Potenzial und diverse Know-how ihrer Gruppe zu bündeln, um innovative Lösungen zu finden. Für Kai Schaeperklaus von Windmoeller & Hoelscher, einem Verpackungsunternehmen, war das der bereicherndste Teil des Workshops: „In unserer Gruppe haben wir einen Rohstofflieferanten, einen Maschinenlieferanten, einen Verpackungshersteller, einen Endnutzer und einen Landwirt. So können wir die Dinge aus sehr verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Das hilft uns dabei, das Problem ganzheitlich anzugehen.“

Während des viertägigen Innovationsworkshops entstanden acht Geschäftsmodelle, mit denen sich die Gruppen für die kommende lot-Validierungsphase bewerben können. Die Teams mit den vielversprechendsten Modellen werden in den nächsten Monaten von Expertinnen und Experten dabei unterstützt, ihre Geschäftsidee zu realisieren und ihr Produkt als Pilot auf den Markt zu bringen. Bisher fanden acht lot-Prozesse statt, in denen insgesamt 190 Unternehmen 28 vielversprechende Geschäftsideen entwickelten, von denen bereits zehn am Markt pilotieren.
 

Nachweisbar nachhaltig erfolgreich

Wamala Energy (W.E.) ist eine davon. Das Unternehmen wurde 2019 in Uganda gegründet. Die Idee dazu entstand beim sechsten lot-Prozess. Gemäß der Herausforderung, den Zugang zu verlässlicher und erschwinglicher Energie in Uganda zu verbessern, hat das Team aus Vertretern von e.Ray Europe, der Uganda Wind Association und der Uganda HydroPower Association eine solarbetriebene Kühlanlage entwickelt. Täglich können damit 100 Kilogramm Eiswürfel hergestellt werden, mit denen Bäuerinnen und Bauern ihre Milch kühl lagern und transportieren können. Denn in Uganda müssen viele Milchbäuerinnen und -bauern fast die Hälfte ihrer täglichen Produktion entsorgen, da ihnen aufgrund der unzureichenden Stromversorgung ausreichende Kühlkapazitäten fehlen. Aktuell testet das Start-up den Pilot mit zwei Milchbäuerinnen und -bauern, die so im ersten Monat bereits 1.000 Liter Milch retten und verkaufen konnten. W.E. erhält dabei einen Anteil der zusätzlichen Erlöse. Das Modell lässt sich auf weitere verderbliche Lebensmittel wie Fleisch und Fisch ausweiten.

Wamala Energy ist ein gutes Beispiel dafür, wie der lot-Prozess auf mehreren Ebenen nachhaltig erfolgreich ist. Jan Scheer, Ständiger Vertreter der Deutschen Botschaft in Bangkok, ist zuversichtlich, dass sich so auch für das Plastikproblem in Thailand nachhaltige Lösungen etablieren werden: „Eine unserer größten Herausforderung ist, den Privatsektor davon zu überzeugen, dass sich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht ausschließen. Im Gegenteil: Die Entwicklung nachhaltiger Lösungen eröffnet zahllose neue Geschäftsmodelle. Und deswegen sind Ansätze wie die des lab of tomorrow-Prozesses wichtig, um Innovation für Entwicklung zu fördern.“

Sind Sie auf den lab of tomorrow-Prozess neugierig geworden? Erfahren Sie mehr unter lab-of-tomorrow.com oder schreiben Sie direkt eine E-Mail an
 

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