Tourismus in Tansania: Chancen und Perspektiven
Die neue EU-Afrika-Strategie, die voraussichtlich 2021 auf dem 6. AU-EU-Gipfeltreffen beschlossen wird, will die partnerschaftliche Zusammenarbeit in ausgewählten Schlüsselbereichen stärken. Um Chancen für die angestrebte deutliche Aufstockung ökologisch, sozial und finanziell nachhaltiger und klimaresilienter Investitionen aufzuzeigen, präsentiert die AWE in einer Blog-Reihe Einschätzungen afrikanischer Wirtschaftsvertreter zu Investitionspotenzialen in ausgewählten Branchen. Den Anfang macht Devota Mdachi vom Tanzania Tourist Board (TTB).
Tourismus in Tansania – wichtigstes wirtschaftliches Zugpferd
Tansania hat mit dem höchsten Berg Afrikas – dem Kilimandscharo, der idyllischen Insel Sansibar und vielen weiteren Naturschauplätzen diverse attraktive Ziele für internationale Touristen zu bieten. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Mit jährlichen Einnahmen in Milliardenhöhe und einem Anteil von 17,2% am BIP ist der Tourismus das wichtigste wirtschaftliche Zugpferd Tansanias. Dies liegt auch daran, dass der tansanische Tourismussektor in den letzten Jahren ein erhebliches Wachstum verzeichnen konnte. Von diesem Aufschwung konnten auch weitere Branchen wie Handwerksbetriebe, Baufirmen oder der Einzelhandel profitieren.
Als beschäftigungsintensiver Sektor birgt der Tourismus somit vielversprechende Chancen für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des ostafrikanischen Landes. In diesem Kontext wirbt der tansanische Tourismusverband (Tanzania Tourist Board, TTB) für den Ausbau des Tourismus unter Beteiligung ausländischer Investoren. Devota Mdachi, Hauptgeschäftsführerin des TTB, sprach mit Dr. Alawi Swabury (im Auftrag der AWE) über Chancen und Perspektiven für deutsche und europäische Unternehmen.
COVID-19 führt zu Umsatzeinbrüchen
In vielen Ländern der Welt wurde der Tourismussektor durch COVID-19 hart getroffen: So ist die Zahl der ankommenden Touristen mit Erliegen des internationalen Flugverkehrs auch in Tansania stark eingebrochen. Das vom tansanischen Tourismusverband angestrebte Ziel, die Tourismuszahlen im Jahr 2020 auf 1,8 Millionen Besucher zu erhöhen, konnte folglich nicht erreicht werden:
„COVID-19 hat sich negativ auf den tansanischen Tourismus ausgewirkt. Seit Ausbruch der Pandemie haben sich etwa die Besucherzahlen im Serengeti-Nationalpark um ein Hundertfaches reduziert.“
Devota Mdachi, Hauptgeschäftsführerin des Tanzania Tourist Board
Ferner mussten wegen der ausbleibenden Einnahmen aus dem Geschäft Tausende vom Tourismus abhängige Betriebe in Tansania schließen. Noch ist unklar, wann der tansanische Tourismus wieder mit einem Aufwärtstrend rechnen kann. Obwohl der internationale Flugverkehr seit einigen Monaten wieder anläuft, warnt das Auswärtige Amt deutsche Urlauber weiterhin vor touristischen Reisen nach Tansania.
Aussichtsreiche Investitionsmöglichkeiten
Trotz der derzeit schwierigen Marktlage bietet der tansanische Tourismus langfristig gesehen attraktive Investitionsmöglichkeiten - auch für deutsche und europäische Unternehmen. Nach Einschätzung von Devota Mdachi sei im Dienstleistungsbereich beispielsweise die Organisation von Reiseangeboten ein gefragter Markt. Ob als vollständig ausländisches finanziertes Projekt oder in Kooperation mit lokalen Partnern bestehen verschiedene Einstiegsmodelle für ausländische Partner. Außerdem biete der aufstrebende Beherbergungssektor attraktive Investitionsmöglichkeiten:
„Es gibt es einen großen Mangel an Betten in den Städten, Großstädten und touristischen Gebieten Tansanias. Investoren aus Deutschland und Europa sind herzlich willkommen, sich am Aufbau von Hotels, Logen und Luxus-Campingplätzen zu beteiligen.“
Devota Mdachi, Hauptgeschäftsführerin des Tanzania Tourist Board
Weiter bestehen Chancen im Transportsektor, beispielsweise im Bereich von Charter-Angeboten im Luftverkehr und beim Ausbau des Bootsverkehrs auf Binnengewässern sowie der Schifffahrt an der Küste des Indischen Ozeans. Zuletzt unterstreicht Mdachi, dass der Bedarf an ausländischen Investitionen auch im Bereich von Erholungseinrichtungen und großangelegten Konferenzstätten noch nicht gedeckt sei.
Zukunftsperspektive Nachhaltigkeit
Angesichts der derzeitigen Krise steht der weltweite Tourismus vor beispiellosen Herausforderungen. Zentral ist dabei die Frage, wie eine baldige wirtschaftliche Erholung der Branche mit Maßnahmen der Pandemiebekämpfung in Einklang gebracht werden kann. Gleichwohl stellt die aktuelle Situation auch eine noch nie dagewesene Möglichkeit zur Transformation des Tourismussektors dar. Entsprechende Erwartungen richten sich an die politischen Entscheidungsträger und Wirtschaftsführer beim kommenden Gipfel EU-AU Gipfel:
„Als Land der 1001 Investitionsmöglichkeiten hoffen wir auf eine weitere Verbesserung der europäisch-afrikanischen Handelsbeziehungen.“
Devota Mdachi, Hauptgeschäftsführerin des Tanzania Tourist Board
Wie die kürzlich bei einer Konferenz der Welttourismusorganisation UNWTO beschlossene „Tbilisi Declaration“ unterstreicht, habe die durch COVID-19 ausgelöste Krise gezeigt, dass Resilienz und Inklusivität des Tourismussektors auf allen Ebenen gestärkt werden müssen. Fragen der Nachhaltigkeit spielen dabei eine entscheidende Rolle. Gerade in Tansania ist der Umwelt- und Artenschutz eng mit wirtschaftlichen Zukunftsaussichten verbunden. So ist der Erhalt der Biodiversität eine notwendige Voraussetzung dafür, dass auch zukünftig Touristen ins Land reisen:
In diesem Zusammenhang förderte die GIZ bereits in der Vergangenheit Projekte zum Schutz von Wildtieren und zum nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Auch die KfW unterstützt im Auftrag der Bundesregierung und in Zusammenarbeit mit ihren Partnern die stärkere Beteiligung der Bevölkerung am Schutz, an den Erträgen und am nachhaltigen Management der natürlichen Ressourcen im Serengeti-Nationalpark. Die DEG bietet indessen Unterstützung für private Firmen an, die innovative und nachhaltige Lösungen vorantreiben.