Energiewende im Jahr 2025: Ein Kampf gegen Windmühlen?

Wohin steuert die globale Energiewende? Das Pariser Klimaabkommen geht 2025 in sein zehntes Jahr. Die USA sind unter ihrem Präsidenten Donald Trump ein zweites Mal aus dem von 195 Staaten unterzeichneten Abkommen ausgetreten. Der nach China zweitgrößte Emittent von CO2-Emissionen und die größte Volkswirtschaft der Welt fällt somit als Mitstreiter für den ambitionierten Klimaschutz aus. In Deutschland war Klimaschutz im Wahlkampf eher Nebensache, jetzt aber stellen sich die Weichen neu. Wie ambitioniert die künftige Regierung die zuletzt wahrgenommene Leerstelle beim Klimaschutz füllt, bleibt abzuwarten. Immerhin hat Deutschland seit 2019 den Anteil erneuerbarer Energien am Strommix von rund 40 auf 59 Prozent ausbauen können. Auch weltweit wird deutlich mehr grüner Strom aus Sonne, Wind und weiteren regenerativen Quellen gewonnen. Dieser Tatsache steht allerdings ein beständig steigender Bedarf an Energie gegenüber. Wird die globale Energiewende also ein Kampf gegen Windmühlen?
Ausreichend Power für die globale Energiewende?
Entscheidend bei der Energiefrage ist, ob sich weltweit genug Mitwirkende finden, die die Energiewende weiter vorantreiben – oder ob sich eine Koalition der Gegner bildet und Klimaschutzmaßnahmen auf zunehmend starken Widerstand stoßen. Nicht nur die Europäische Union (EU) ist gefordert, sondern auch Länder und Regionen, die bisher nicht als Vorreiter bei erneuerbaren Energien galten. Eine Schlüsselposition kommt Staaten mit steigendem Energiebedarf zu, etwa Indien, Brasilien oder Indonesien, die enge Energiepartnerschaften mit Deutschland unterhalten. Insbesondere Indien verfügt über die möglichen Ressourcen, um nachhaltige Strukturen aufzubauen. Der inzwischen drittgrößte CO2-Emittent weltweit hat in den vergangenen Jahren nennenswerte Klimaprojekte auf den Weg gebracht – unter anderem mit deutscher Beteiligung.
Überhaupt spielen die Länder des Globalen Südens eine zentrale Rolle in der globalen Energiewende – sowohl bei der Produktion von grüner Energie als auch durch künftig wachsende Nachfrage. Ein Beispiel ist Subsahara-Afrika ist: Die Region birgt enormes Potenzial für Solarenergie und grünen Wasserstoff; gleichzeitig haben dort noch immer 600 Millionen Menschen keinen Zugang zu Strom.
Wo soll der Strom der Zukunft herkommen? Aus Kohle- oder Atomkraftwerken? Aus erneuerbaren Energien? Aktuelle Projekte der Entwicklungszusammenarbeit zeigen beispielgebend auf, wie durch internationale Kooperation von Unternehmen und Staaten klimafreundliche Lösungen etabliert und erhebliche CO2-Emissionen vermieden werden können.
Projekte, die Schule machen können:
Klimaschutz versus wirtschaftliches Wachstum
Ambitionierter Klimaschutz würde sich Erhebungen renommierter Institute zufolge auch wirtschaftlich lohnen. Denn Umweltkatastrophen – als direkte Folgen des Klimawandels – kosten ein Vielfaches mehr als Klimaschutz. Der Rückversicherer SwissRe veranschlagt die Kosten der notwendigen Klimainvestitionen zur Erreichung der Netto-Null-Ziele bis zum Jahr 2050 auf rund 270 Billionen US-Dollar; wesentliche Bereiche sind Verkehr, Energie, Gebäude und Industrie. Diese Summe entspricht der dreifachen Menge des globalen Bruttoinlandsproduktes (sämtliche innerhalb des Jahres erarbeiteten Güter und Dienstleistungen). Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) haben dem gegenüber den durch den Klimawandel möglichen weltweiten wirtschaftlichen Schaden kalkuliert. Demnach könnten zukünftig weltweit Schäden in Höhe von 38 Billionen US-Dollar pro Jahr als Folge von Klimakatastrophen entstehen. Und das selbst dann, wenn die Erderwärmung nicht mehr als zwei Grad Celsius betragen würde. Also ein Vielfaches der kalkulierten Kosten für Klimaschutz und rund das Achtfache des deutschen Bruttoinlandsproduktes.
Es braucht tragfähige Kompromisse
Nichtsdestotrotz, es bleibt eine große Herausforderung, die CO₂-Emissionen zu senken und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum voranzutreiben. Um die Energiewende gesellschaftlich zu verankern, ist gute politische Kommunikation gefordert Wirtschaft und Klimawandel zusammen zu denken ist der richtige Weg - ebenso wie der Versuch, Kompromisse zu finden und supranationale Lösungen zu erarbeiten. Denn das Klima ist ein gemeinsames Gut für uns alle, und nur gemeinsam lässt sich die Klimakrise lösen.
Vor etwa einem Monat verabschiedete die EU-Kommission den Climate Industrial Deal (CID). Ziel ist der Abbau bürokratischer Hürden für die Industrie, um die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen und gleichzeitig die Wirtschaft klimafreundlicher und Stromkosten günstiger zu gestalten. Dafür plant die EU-Kommission Investitionen in Höhe von 100 Milliarden Euro. In Davos gründete EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen das Global Energy Transition Forum, nachdem die EU schon zuvor ein Investitionspaket für die Energiewende in Afrika beschlossen hatte. Das BMZ wird die kommende Hamburg Sustainability Conference (HSC) nutzen, um mit der Wirtschaft und Staaten des Globalen Südens gemeinsam zielführende Maßnahmen anzustoßen. Und im März zeigte der Intersolar Summit Africa in Nairobi, wie regenerative Energien, vor allem in gekoppelten Wirtschaftssystemen regional bedeutsame Wirkung entfalten und zum Klimaschutz beitragen können.
Chancen in Afrika
Die Energiewende birgt nicht nur Herausforderungen. Sie bietet auch Chancen für Unternehmen, die in erneuerbare Energien investieren wollen. Im Jahr 2024 gab die Welt fast 2,1 Billionen US-Dollar für die Energiewende aus. Das entspricht der Hälfte des jährlichen Bruttoinlandsprodukts Deutschlands. Die Ausgaben begünstigten die Sektoren Energie, Transport, Industrie, Stromnetze und Gebäude. 0,7 Billionen US-Dollar entfielen auf erneuerbare Energien, und die Tendenz steigt: Zehn Jahre zuvor, 2014, waren es rund 0,3 Billionen US-Dollar – als Ausgaben für die gesamte Energiewende (Quelle: BloombergNEF, 1/2025).
Gerade der Globale Süden bietet großes Potenzial für erneuerbare Energien. Aktuell sieht die Lage zum Beispiel in Afrika aber so aus: Nur zwei Prozent der globalen Investitionen in saubere Energie gehen in afrikanische Staaten, obwohl der afrikanische Kontinent 60 Prozent der weltweit Solarressourcen beherbergt. Länder wie Namibia oder Algerien haben darüber hinaus beste Voraussetzungen für die Produktion von grünem Wasserstoff. In Afrika könnte die grüne Energie der Zukunft gehoben werden, die auch Deutschland nützt, wenn es darum geht, klimaneutral zu werden. Und das gleichzeitig verbunden mit wirtschaftlichen Chancen auch für deutsche Unternehmen, wie das Beispiel von Enertrag SE in Namibia zeigt.
Investitionen in erneuerbare Energien in Entwicklungs- und Schwellenländern lohnen sich dreifach: Sie wirken klimaschützend, schaffen zukunftsfeste Arbeitsplätze in den Ländern und stärken die Wertschöpfung der deutschen Wirtschaft.
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