Wie Mexiko und Deutschland zusammenrücken

Mit Sebastián im Bus nach Monterey.
Es ist früher Abend in Mexiko-Stadt. Auf dem Terminal Norte, dem größten Busbahnhof der Millionenmetropole, herrscht dichtes Treiben. Familien mit großen Taschen, Studierende mit Rucksäcken, Geschäftsleute mit Laptops – sie alle steigen in die grünen Busse mit dem Logo „Flix“. Unter ihnen sitzt Sebastián Hernandez (Name von der Redaktion geändert), 23 Jahre alt, Bauingenieurstudent an der Universidad Nacional Autónoma de México, einer der renommiertesten Hochschulen Lateinamerikas. Der Motor brummt, der Bus setzt sich in Bewegung, 1.000 Kilometer liegen vor ihm – bis Monterrey, seiner Heimatstadt. „Früher konnte ich mir die Fahrt kaum leisten“, erzählt Sebastián und blickt aus dem Fenster, wo sich der dichte Verkehr der Hauptstadt langsam auflöst. „Ein Ticket hat mich mindestens 50 Euro gekostet. Jetzt zahle ich rund 30 Euro. Das bedeutet, dass ich meine Familie viel öfter sehen kann. Und das gibt mir Kraft fürs Studium.“
Der Markteintritt von Flix im Mai 2024 ist mehr als nur eine neue Buslinie. Er zeigt, wie deutsche Unternehmen mit Innovation und Investitionen den Alltag in Mexiko verändern. Für Sebastián ist es persönliche Freiheit. Für Flix ist es ein Wachstumsmarkt. Und für die deutsch-mexikanischen Beziehungen ein Symbol: wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftlicher Nutzen gehen Hand in Hand.
Carlos Magaña, Geschäftsführer von Flix México, formulierte es bei der Eröffnung so: „Ab heute wird Busreisen nicht mehr dasselbe sein. Seit Jahren unterliegt der Busverkehr in Mexiko denselben Regeln: hohe Preise, wenig Innovation, ein offensichtlicher Mangel an Engagement für die Umwelt. Mexiko verdient eine neue Art des Reisens.“
Ein kleiner Unterschied mit großer Wirkung
Der Markteintritt von Flix im Mai 2024 ist mehr als nur eine neue Buslinie. Er zeigt, wie deutsche Unternehmen mit Innovation und Investitionen den Alltag in Mexiko verändern. Für Sebastián ist es persönliche Freiheit. Für Flix ist es ein Wachstumsmarkt. Und für die deutsch-mexikanischen Beziehungen ein Symbol: wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftlicher Nutzen gehen Hand in Hand.
Carlos Magaña, Geschäftsführer von Flix México, formulierte es bei der Eröffnung so: „Ab heute wird Busreisen nicht mehr dasselbe sein. Seit Jahren unterliegt der Busverkehr in Mexiko denselben Regeln: hohe Preise, wenig Innovation, ein offensichtlicher Mangel an Engagement für die Umwelt. Mexiko verdient eine neue Art des Reisens.“
Ordnung trifft Improvisation
In einem BMW-Werk in San Luis Potosí etwa arbeiten Ingenieure aus München neben mexikanischen Fachkräften. „Wir haben beobachtet, dass die Zusammenarbeit von mexikanischen und deutschen Mitarbeitern sehr gut funktioniert“, sagt Andreas Müller von der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer (AHK). „In vielen Werken in Mexiko ist die Produktivität sogar höher als in Europa oder den USA. Und ich glaube, dass dieser Erfolg teilweise auf die Komplementarität der beiden Kulturen zurückzuführen ist.“
Er erklärt: „In Deutschland versuchen wir der Ungewissheit der Zukunft durch Abstraktion, Normen und Regeln zu begegnen. In Mexiko sind die Menschen flexibler und finden Lösungen spontan und im Moment.“
Edwin Schuh von Germany Trade & Invest ergänzt: „Der kulturelle Unterschied zwischen Deutschen und Mexikanern ist nicht so groß wie in Asien oder im Nahen Osten. Wer hier investiert, erlebt Professionalität und Herzlichkeit zugleich.“ Für deutsche Fachkräfte sei Mexiko deshalb ein attraktiver Standort – auch, weil viele berichten, dass sie sich willkommen fühlen. „Deutsche, die zum Arbeiten nach Mexiko kommen, sind sehr glücklich, weil die Menschen in Mexiko herzlicher sind als in Deutschland.“
Verantwortung als Teil der Strategie
Die enge wirtschaftliche Verflechtung wird begleitet von Projekten, die soziale Verantwortung in den Mittelpunkt stellen. 2024 gründete die GIZ zusammen mit dem mexikanischen Koordinierungsrat der Wirtschaft ein Beratungszentrum für verantwortungsbewusste Unternehmen. Es unterstützt Firmen bei Sorgfaltspflichten in den Bereichen Menschenrechte und Umwelt.
„Wir wollen mit der Initiative for Global Solidarity gute Praktiken sicherstellen – insbesondere im Hinblick auf Lieferketten und die neuen deutschen und europäischen Vorschriften“, sagt Marco Pérez, der das Projekt leitet.
Auch die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) setzt auf die Verbindung von Business und sozialem Fortschritt. „Unsere Idee ist es, deutschen Unternehmen in Mexiko dabei zu helfen, Geschäftspartner oder qualifiziertes Personal zu finden und gleichzeitig die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes zu verbessern“, erklärt Regionalkoordinator Peter Hirsch. Ein Beispiel: Schulungen zur Prävention von Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz. „Unternehmen, die Gewalt verhindern, sind erfolgreicher.“
Zukunft: Elektromobilität und Nearshoring
Mexiko selbst treibt mit dem „Plan Mexico“ ehrgeizige Ziele voran: Bis 2030 will das Land unter die zehn größten Volkswirtschaften der Welt gehören, Armut senken und Nachhaltigkeit fördern. Steueranreize sollen ausländische Firmen ermutigen, Produktion ins Land zu verlagern – ein Trend, der als Nearshoring bezeichnet wird.
Besonders die Elektromobilität eröffnet neue Chancen. 2023 stellte die Regierung eine nationale Strategie vor, die vorsieht, dass bis 2030 die Hälfte aller Neuwagen Elektro- oder Hybridfahrzeuge sein sollen. Deutsche Zulieferer sind in diesen Prozess eingebunden. „Wir wollen deutsche Unternehmen unterstützen, in Sektoren wie der E-Mobilität tätig zu werden“, sagt Hirsch.
Ein Mosaik aus Menschen und Ideen
Zurück in Sebastiáns Bus. Die Sonne ist längst untergegangen, als die Lichter von Monterrey am Horizont erscheinen. Für ihn ist es ein Stück Heimat – und gleichzeitig ein Stück Zukunft. „Dass ein deutsches Unternehmen wie Flix hier investiert, hat mein Leben einfacher gemacht“, sagt er. „Und ich weiß, dass es auch vielen anderen so geht.“
Die Geschichte von Sebastián ist nur eine Facette der engen Partnerschaft zwischen Mexiko und Deutschland. Eine Allianz, in der Märkte wachsen, Unternehmen expandieren und in der Menschen auf beiden Seiten profitieren. Denn am Ende sind es nicht nur Verträge und Zahlen, die den Erfolg ausmachen, sondern die Begegnung zweier Kulturen: deutsche Ordnung und mexikanische Flexibilität. Zusammen schaffen sie eine Formel, die weit über Wirtschaft hinausgeht – sie gestaltet Zukunft.
Der Text beruht auf der Recherche, den Kontakten und Interviews von Alejandro Mondragon González, geb. im Jahr 1995, bis August 2025 Mitarbeiter der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE). Er hat in Mexiko-Stadt Kommunikationswissenschaft studiert und als Journalist für Politik und Wirtschaft bei Bloomberg gearbeitet. Außerdem absolvierte er einen Masterstudiengang in Non-Profit-Management an der Hochschule Osnabrück.
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