STEP unterstützt den Wiederaufbau der Ukraine. Kooperation mit der AHK
Seit über zwei Jahren herrscht Krieg in der Ukraine. Krieg, der im Land seine Spuren hinterlassen hat. Internationale Geschäftsbeziehungen sind nun wichtiger denn je. Unternehmen, die in die Ukraine investieren und beim Wiederaufbau helfen wollen, können nun auf ein einmaliges Beratungsangebot zurückgreifen.
In Zusammenarbeit mit der Deutsch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer (AHK Ukraine) hat die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) das Beratungsprogramm „Successful Tenders and Procurement“ (STEP) speziell für die Ukraine neu aufgelegt. Das STEP-Programm ist ein mehrstufiges Unterstützungsangebot für deutsche Unternehmen, die auf dem ukrainischen Markt Fuß fassen und an internationalen Ausschreibungen teilnehmen möchten. Es kombiniert Information, Beratung, Training und Netzwerkaufbau, um die Chancen auf erfolgreiche Geschäfte in der Ukraine zu maximieren. Gleichzeitig soll das Programm zum langfristigen wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes beitragen.
Das Programm STEP im Überblick
Projekte und Ausschreibungen zur Ukraine gibt es viele und sie wirken auf den ersten Blick oft kompliziert.. Das STEP-Programm tritt an, um die Hürden für Unternehmen zu senken. Hier sind die Hauptkomponenten und Ziele des Programms:
Information und Beratung
STEP bietet Informations- und Beratungsservices, um Unternehmen bei der erfolgreichen Teilnahme an internationalen Ausschreibungen zu unterstützen. Dazu gehören aktuelle Marktanalysen und Informationen über den ukrainischen Markt, unter anderem Details zu Ausschreibungen und Beschaffungsprozessen. Jeden Monat stellen die Organisator:innen fünf ausgewählte Ausschreibungen vor und werten sie aus. Unternehmen erhalten zudem individuelle Beratung, die maßgeschneiderte Unterstützung in rechtlichen, technischen und administrativen Aspekten der Teilnahme an Ausschreibungen einschließt. Diese gezielte Hilfe maximiert die Chancen der Unternehmen, erfolgreiche Gebote abzugeben und langfristig auf dem ukrainischen Markt Fuß zu fassen.
Training und Weiterbildung
Ein wesentlicher Bestandteil des STEP-Programms ist die maßgeschneiderte Beratung von Unternehmen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit bei internationalen Ausschreibungen zu erhöhen. Hierzu bietet das Programm monatsweise Deep Dives an, die wichtige Themen wie Ausschreibungsverfahren, rechtliche Rahmenbedingungen und erfolgreiche Strategien für die Teilnahme an internationalen Ausschreibungen aufgreifen. Ergänzend können Teilnehmende Webinare und Online-Ressourcen nutzen, um ihr Wissen zu vertiefen und sich auf den neuesten Stand der Entwicklungen bei der internationalen Beschaffung zu bringen.
Netzwerk und Partnerschaften
STEP fördert aktiv den Aufbau von Netzwerken und Partnerschaften zwischen deutschen und ukrainischen Unternehmen. Außerdem stellt das Programm den Kontakt zu wichtigen Institutionen her, wie der DEG - Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der Germany Trade and Invest (GTAI) und der Europäischen Investitionsbank (EIB). In diesem spezialisierten Netzwerkkönnen Teilnehmende von STEP Best Practices austauschen und wertvolle Geschäftskontakte knüpfen, die den Marktzugang und die Geschäftsentwicklung erleichtern. Zudem kooperiert das Programm eng mit lokalen Partnern in der Ukraine, etwa mit Beratungsfirmen und Handelskammern, um den Zugang zu wichtigen Informationen und Kontakten zu verbessern. Diese Partnerschaften tragen dazu bei, dass deutsche Unternehmen besser im ukrainischen Markt agieren und nachhaltige Geschäftsbeziehungen aufbauen können.
Der Wiederaufbau wird hauptsächlich über Ausschreibungen organisiert
Die AHK Ukraine unterstützt deutsche Unternehmen als Ansprechpartner vor Ort. Wir haben mit ihrem Geschäftsführer, Reiner Perau, über STEP und die gegenwärtige Lage in der Ukraine gesprochen.
Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE): Gemeinsam mit der Deutsch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer startet die AWE das Beratungsprogramm „Successful Tenders and Procurement (STEP)“ speziell für Unternehmen, die in die Ukraine investieren möchten. Warum ist dieses Beratungsangebot wichtig?
Reiner Perau: Der russische Angriffskrieg hat in der Ukraine enorme Schäden angerichtet. Internationale Geldgeber werden einen großen Teil des Wiederaufbaus der Ukraine finanzieren. Gleichzeitig ist die Ukraine kein einfacher Markt. Es besteht deshalb Bedarf an Beratung für diejenigen, die Chancen wahrnehmen wollen.
AWE: Welche Ziele verfolgt die Deutsch-Ukrainische Industrie- und Handelskammer mit STEP Ukraine?
Perau: Wir kümmern uns darum, dass deutsche Unternehmen beim Wiederaufbau zum Zuge kommen. Unter anderem geht es darum, dass zum Beispiel Städte und Infrastruktur qualitativ hochwertig, zeitgemäß und nachhaltig wiederhergestellt werden.
AWE: Wie hilft die AHK Ukraine in Kyjiw deutschen Unternehmen? Welche Unterstützung können Sie bei Ausschreibungen anbieten?
Perau: Wir sind in weiten Teilen eine typische deutsche Auslandshandelskammer. Das heißt, dass wir im Kern eine Mitgliederorganisation sind und den Mitgliedern Events und Informationen anbieten. In der Ukraine ist unsere Funktion als Interessenvertreterin interessant für Unternehmen. Über die Tochtergesellschaft "DEinternational" bieten wir Rechts-, Steuer- und Marktdienstleistungen an. Dementsprechend geht es von der GmbH-Gründung bis zur Geschäftspartnersuche.
Was Ausschreibungen angeht, so wird dieser Bereich immer wichtiger. Ein großer Teil des Wiederaufbaus im engeren Sinne wird über Ausschreibungen organisiert. Über das STEP-Programm recherchieren wir relevante Ausschreibungen und beraten dazu, wie sich Unternehmen bewerben können. Dazu gehören natürlich juristische und steuerliche Aspekte.
AWE: Die Ukraine leidet sehr unter den Angriffen Russlands auf die Infrastruktur des Landes. Wie würden Sie als Beobachter vor Ort die aktuelle Situation der ukrainischen Wirtschaft zusammenfassen?
Perau: Es ist paradox, dass der größte Teil des Lebens in der Ukraine ganz normal weitergeht. Die Unternehmen kaufen und verkaufen, sie bezahlen ihre Rechnungen und sie investieren zum Teil. Allerdings sagen die Analysten, dass wegen Energieknappheit das Wachstum geringer ausfallen wird. Auch die Anwerbung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern macht den Unternehmen zunehmend zu schaffen.
AWE: In welchem Umfang investieren deutsche Unternehmen derzeit in die Ukraine? Sind Investitionen in das Land in irgendeiner Form abgesichert?
Perau: Die Unternehmen stehen nicht Schlange, um sich in der Ukraine zu engagieren. Im letzten Jahr haben Bayer und Kreisel investiert, wir erwarten auch eine Investition von Knauf. Darüber hinaus agieren Unternehmen der Wehrtechnik wie FFG Fahrzeugbau, Rheinmetall und Quantum Systems in der Ukraine. Das wichtigste Instrument für deutsche Unternehmen ist wohl die Investitionsgarantie des Bundes. Hierfür müssen Unternehmen 0,5 Prozent des Investitionsvolumens pro Jahr aufwenden. Auch die Multilateral Investment Guarantee Agency (MIGA) der Weltbank vergibt Investitionsgarantien an private Investoren in der Ukraine.
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